Nutzung von Biogas

Das internationale Interesse an Abfallvergärungs-Verfahren ist groß, wie die IFAT erneut bestätigte. Doch deutsche Firmen drohen ihre Weltmarktführung zu verlieren, warnen Fachleute. Forschung und Entwicklung seien in Gefahr.

„Die Welt schaut auf Deutschland“


Bei der Pressekonferenz am Montag auf der IFAT betonte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Claudius da Costa Gomez, dass besonders für die Abfall vergärenden Biogasanlagen in Deutschland dringend eine Anschlussregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verankert werden muss. „Nach dem Inkrafttreten des EEG im April 2000 waren es vor allem Abfallvergärungsanlagen, die an Netz gegangen sind. Dementsprechend werden sie auch die ersten sein, die aus der 20-jährigen Vergütung fallen“, erklärte da Costa Gomez. „Für diese Anlagen müssen jetzt dringend verlässliche Anschlussregelungen gefunden werden.“

Rund 400 Biogasanlagen im gesamten Bundesgebiet vergären biogene Abfälle und stellen dabei eine elektrische Leistung von circa 266 Megawatt (MW) zur Verfügung, erklärte der Fachverband. Das entspreche ungefähr dem Strombedarf aller Münchner Privathaushalte. Knapp ein Viertel dieser Anlagen verwerten Bio- und Grüngut aus der kommunalen Sammlung und übernehmen damit eine wichtige Entsorgungsfunktion für die Kommunen.

Von den mehr als neun Millionen Tonnen, die jährlich als Park- und Rasenschnitt und über die Biotonne erfasst werden gelangen rund zwei Millionen Tonnen in die Biogasanlagen, so der Fachverband. Circa vier Millionen Tonnen organischer Reststoffe würden aktuell nicht erfasst oder noch nicht optimal in einer Biogasanlage vergoren. Um dieses Potenzial von weiteren 100 MW elektrischer Leistung zu heben, fordert der Fachverband Biogas die konsequente Umsetzung des seit dem 1.1.2015 geltenden Kreislaufwirtschaftsgesetzes, das die Getrenntsammlung von Bio- und Grüngut vorschreibt.

Neue englischsprachige Broschüre

„Die Welt schaut sehr genau auf die Entwicklung der Biogasnutzung beim Marktführer Deutschland“, unterstrich da Costa Gomez auf der Pressekonferenz. Vor allem bei der Abfallvergärung sei das internationale Interesse groß und die Nachfragen nach Vorträgen, Beratung und Unterstützung durch den weltweit größten Biogasverband steige kontinuierlich. Neben Europa, wo in Ländern wie Serbien, Italien, Frankreich und Großbritannien vor allem Kundenkontakte ausgebaut würden, kämen vermehrt Anfragen aus Südamerika (Brasilien, Chile, Kolumbien), Südostasien (Philippinen, Thailand, Malaysia) und Afrika (Ghana, Kenia, Südafrika), berichtete da Costa Gomez. Für die IFAT haben sich beim Stand des Fachverbandes unter anderem Delegationen aus Brasilien, Spanien und Mexiko angekündigt.

Mit Indien unterhält der Fachverband Biogas seit Ende 2015 eine zunächst auf drei Jahre befristete Verbändepartnerschaft mit dem Ziel, den indischen Biogasverband IBA auf- und die Biogasnutzung auf dem Subkontinent auszubauen. Um den weltweiten Einsatz von Biogas zu forcieren, hat der Fachverband pünktlich zur IFAT die englischsprachige Broschüre „Biowaste to Biogas“ herausgegeben, die neben einer Darstellung des technischen Potenzials zur Vergärung industrieller, gewerblicher und landwirtschaftlicher Abfallströme eine Übersicht über die im Ausland bereits tätigen Firmen sowie eine Auswahl ihrer bisher realisierten Projekte beinhaltet.

„Mit der neuen Broschüre bekommen potenzielle neue Betreiber von Biogasanlagen zum einen eine sehr gute Übersicht über die am Markt tätigen Firmen und zum anderen eine Liste mit Referenzanlagen an die Hand“, erklärte da Costa Gomez. „Und für die Firmen bietet die Broschüre eine gute Plattform, um sich den Kunden vorzustellen.“

„Allerdings“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer mahnend, „werden die deutschen Firmen ihr Know-How und ihre Weltmarktführung nur erhalten und ausbauen können, wenn sie einen funktionierenden Heimatmarkt vorfinden. Zu Hause wird Forschung und Entwicklung betrieben – das ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Mehr zum Thema
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Dopper führt digitalen Produktpass ein
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“