Verfälschte Quote

Nach Angaben des Verbands FKN liegt die Recyclingquote für Getränkeverpackungen bei 77 Prozent, doch die Deutsche Umwelthilfe widerspricht: Diese Quote sei verfälscht und täusche den Verbraucher.

DUH: Nur 36 Prozent der Getränkekartons werden recycelt


Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) beklagt abermals die Diskrepanz zwischen offizieller und tatsächlicher Recyclingquote für Getränkeverpackungen. Aktuelle Recherchen des Umweltverbands hätten ergeben, dass im Jahr 2014 lediglich 36 Prozent der in Verkehr gebrachten Getränkekartons tatsächlich recycelt wurden. Der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) gibt hingegen eine offizielle Recyclingquote von circa 77 Prozent an.

„Diese Zahl hat jedoch wenig mit der Realität zu tun“, betont die DUH. Der Verband kritisiert, dass bei der vom FKN angegebenen Recyclingquote ausgeblendet werde, dass rund 40 Prozent der in Verkehr gebrachten Getränkekartons gar nicht zum Recycling im gelben Sack landen, sondern in der Restabfalltonne, der Umwelt oder anderen Sammelcontainern falsch entsorgt würden. In den Sortieranlagen würden die Getränkekartons aus dem gelben Sack zudem nicht komplett für das Recycling aussortiert.

Hinzu komme, dass Restanhaftungen, Feuchtigkeit und fehlsortierte Fremdmaterialien (z.B. Wellpappe oder Folien) ungerechtfertigter Weise als recycelte Getränkekartons gewertet würden. Dass die Faserverluste des Kartonanteils beim Recyclingprozess bis zu 20 Prozent betragen können, werde ebenfalls nicht berücksichtigt und erhöhe so fälschlicherweise die Quote.

„Der umweltfreundliche Getränkekarton ist ein Märchen. Bei den Recyclingquoten von Getränkekartons wird getrickst und gelogen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Es sei skandalös, dass Verbrauchern bis heute vorgemacht wird, dass der größte Teil von Getränkekartons recycelt und damit zu neuen vergleichbaren Produkten verarbeitet wird.„Um die niedrige Sammelmenge von Getränkekartons erheblich zu steigern, müssen diese mit dem Einwegpfand von 25 Cent belegt werden“, so Resch. „Denn die Sammelquote pfandpflichtiger Getränkeverpackungen liegt bei über 98 Prozent.“


Recycling von Getränkekartons 2014

Quelle: Deutsche Umwelthilfe

„Berechnung ist inakzeptabel“

Umweltbewussten Verbrauchern rät Resch von Getränkekartons ab. Er empfiehlt den Kauf von regionalen Produkten in Mehrwegflaschen. Durch deren häufige Wiederbefüllung und kurze Transportwege seien diese besonders umweltfreundlich.

„Die derzeitige Berechnung von Recyclingquoten ist inakzeptabel“, betont der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. „Sie führt zu verzerrten und falschen Ergebnissen. Es wird nicht ermittelt, was nach dem Recyclingprozess als Output anfällt, sondern was in eine Verwertungsanlage reingeht. Restanhaftungen, Fremdmaterialien, Feuchte und auch Materialverluste beim Recyclingprozess bleiben so unberücksichtigt“, so Fischer. Getränkekartons seien ein besonders anschauliches Beispiel wie weit die offiziell errechneten und realen Recyclingquoten auseinanderliegen.

Der FKN reagiert gelassen auf die Kritik der DUH. „Eine Suppe, die immer wieder aufgekocht wird, wird salzig und zunehmend ungenießbar. Die Skandalisierungs-Profis der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erzählen alle Jahre wieder den gleichen Unfug, der bereits mehrfach widerlegt wurde“, erklärt FKN-Geschäftsführer Michael Brandl. „Bei den Attacken gegen den Getränkekarton geht es der DUH schon lange nicht mehr um Fakten. Es geht darum, Skandale zu inszenieren, um die Spendenmaschinerie am Laufen zu halten.“ Im Übrigen verweist der Verband auf seinen Faktencheck zu diesem Thema.

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