Elektro-Lastwagen

Bislang läuft die Elektrifizierung von schweren Nutzfahrzeugen noch schleppender als im Pkw-Bereich. Doch einige Automobilhersteller und -zulieferer tüfteln an neuen Konzepten. Schon bald könnten erste Serienfahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein.

E-Antrieb bei Nutzfahrzeugen macht Fortschritte


Die Bundesregierung steht unter Handlungsdruck: Will sie die Klimaschutzziele vom Pariser Klimagipfel erreichen, muss auch der Verkehrssektor klimafreundlicher werden, insbesondere der Güterverkehr. Doch was bislang eher schleppend verlief, könnte schon bald schneller gehen als gedacht: Einige Automobilhersteller und -zulieferer arbeiten mit Hochdruck an einer serienmäßigen Vollelektrifizierung des Lkw-Antriebs.

So hat der Fahrwerksystemhersteller Bergische Achsen mit Sitz in Wiehl (BPW) die sogenannte ‚eTransport‘ entwickelt. Dabei handelt es sich um eine elektrisch angetriebene Achse für Transporter zwischen 5,5 und 26 Tonnen Nutzlast. Im Detail wurde der Elektromotor in die Achse integriert, die Batteriepacks werden zwischen Vorder- und Hinterachse untergebracht. Dafür hat die Firma vor kurzem den „Europäischen Transportpreis für Nachhaltigkeit“ erhalten.

Auch Zulieferer Bosch hat auf der diesjährigen IAA eine elektrisch angetriebene Achse präsentiert: Die ‚eAchse‘ vereint Motor, Getriebe und Antriebselektronik in einem Block. Nach Angaben von Bosch ist das System skalierbar und deutlich platzsparender als derzeit übliche E-Antriebe und soll bereits 2019 in Serienfahrzeugen seinen Dienst verrichten.

Um das System bis 2021 langstreckentauglich zu machen, – bis zu 2.000 Kilometer – soll es mit einer Brennstoffzelle kombiniert werden. Hierfür hat Bosch eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Start-up Nikola Motors vereinbart.

Die Reichweite des Nikola Trucks wäre damit doppelt so hoch wie die des Tesla Trucks ‚Semi‘, der Ende 2019 in Serie hergestellt werden soll. Der E-Sattelschlepper der Kalifornier soll nach Firmenangaben 800 Kilometer weit kommen, 104 Kilometer pro Stunden schnell sein und angeblich autonom fahren können. Unbestätigten Medienberichten zufolge reichen die Akkus des Teslas E-Lkw aber nur für etwa 320 bis 480 Kilometer.


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eTruck von Daimler geht in Serie

Schon einen Schritt weiter ist die Nutzfahrzeugtochter des Automobilkonzerns Daimler. Wie Mercedes-Benz Trucks im Februar 2017 mitgeteilt hat, soll der 2016 vorgestellte Urban eTruck noch in diesem Jahr in einer Kleinserie produziert werden. Der vollelektrische Lkw hat laut Daimler ein zulässiges Gesamtgewicht von 25 Tonnen und eine Zuladung von 12,8 Tonnen. Eine Batterieladung reiche für 200 Kilometer.

Ebenfalls 2017 soll der leichte Elektro-Lkw Fuso eCanter in Serie gehen: Sein zulässiges Gesamtgewicht wird 7,5 Tonnen betragen, seine Reichweite 100 bis 120 Kilometer. Der leichten Variante soll in vier Jahren ein vollelektrischer schwerer Lkw mit Namen E-Fuso Vision One folgen. Er kommt auf rund 23 Tonnen Gesamtgewicht und eine Nutzlast von etwa 11 Tonnen. Die Reichweite soll bis zu 350 Kilometern betragen.

Die Bundesregierung arbeitet ihrerseits an Konzepten. So hat das Bundesumweltministerium (BMUB) das Projekt eHighway auf den Weg gebracht. Die Idee: Ein Hybrid-Lkw, der an Oberleitungen über die Autobahn fährt – mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Über kurze Strecken ist ein vollelektrischer Betrieb möglich. Zwei für ab 2019 geplante Feldversuche – einer bei Lübeck in Schleswig-Holstein und einer zwischen Darmstadt und Frankfurt/Main-Flughafen in Hessen – sollen die Praxistauglichkeit zeigen.

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