Markt für Edelmetalle

Die Preise für Gold, Silber, Platin und Palladium haben in der vergangenen Woche allesamt zugelegt. Verantwortlich für den Preisanstieg dürfte der drohende Konflikt zwischen den USA und Nordkorea sein. Aber auch die physische Nachfrage zeigt sich robust.

Edelmetallpreise legen zu


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Anleger flüchten in sicheren Hafen

Gold hat in der vergangenen Handelswoche eine beeindruckende Performance hingelegt und marschiert in großen Schritten in Richtung des 2-Monatshochs von 1.296 US-Dollar/oz. Ausgehend von einem Eröffnungskurs von 1.259 US-Dollar/oz konnte das Metall täglich Gewinne verzeichnen und die Berichtswoche bei 1.289 US-Dollar/oz schließen. Im Zuge der zunehmenden politischen Spannungen um Nordkorea hat es damit seinen Status als sicherer Hafen eindrucksvoll unterstrichen.

Der Goldpreis bewegte sich vor allen Dingen mit der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump auf nordkoreanische Drohungen „with fire and fury like the world has never seen” zu reagieren. Auch auf den Terminmärkten zeigten sich deutliche Bewegungen aufgrund der jüngsten Eskalationsstufe. COMEX Netto-Long Futures Positionen erreichten mit 148.837 Kontrakten den höchsten Wert seit 6 Wochen. Sollte das Short-Covering weiter anhalten, könnte dies dem Goldpreis weiter Rückenwind verleihen.

Im Zuge von unter den Erwartungen liegender US-Inflationszahlen am Freitagnachmittag sind wir weiterhin ‚bullish‘ gestimmt und erwarten, dass Gold die psychologisch wichtige Grenze von 1.300 US-Dollar/oz in Angriff nehmen wird. Für die kommende Handelswoche sehen wir charttechnische Unterstützung bei 1.274 US-Dollar/oz (76,4 Prozent Fibo-Level). Ende August könnte das „Jackson Hole Economic Symposium“ als Wendepunkt in den Fokus der Anleger rücken, da mögliche neue Zinssignale seitens FED und EZB zu erwarten sind.

Silber weiter mit Glanz

Nachdem das Metall die Handelswoche noch bei 16,33 US-Dollar/oz eröffnete, glänzte es über die nachfolgenden Tage mit fundamentaler Stärke und durchbrach die in der Vorwoche erwähnten Widerstände. Silber erholte sich mit einem Wochenplus von über 4,5 Prozent damit eindrucksvoll, nachdem in der vergangenen Woche schlechte US-Arbeitsmarktdaten noch einen großen Verkaufsdruck auslösten.

Analog zu Gold wurden auch auf den Silber-Terminmärkten Short-Positionen weiter verringert, sodass die COMEX Netto-Long Futures 33.864 Kontrakten auf ein Vier-Wochenhoch klettern konnten. Die physische Nachfrage nach Granalien ist unverändert hoch.

Ausgehend von einem Schlusskurs von 17,15 US-Dollar/oz erwarten wir für die kommende Handelswoche charttechnische Unterstützung bei 17 US-Dollar/oz sowie Widerstand bei 17,17 US-Dollar/oz (61,8 Prozent Fibo-Level).

Platin im Windschatten von Gold

Die Berichtswoche war geprägt durch den Konflikt mit Nordkorea und etwas verbesserter Fundamentaldaten im Platin. So eröffnete Platin am Montag bei 970 US-Dollar/oz und kletterte bis zum Ende der Woche auf bis 987 US-Dollar/oz. Für die kommende Handelswoche erwarten wir charttechnische Unterstützung bei 953 US-Dollar/oz (200-DMA) sowie Widerstand bei 998 US-Dollar/oz (vergangenes Wochenhoch).

Aus Furcht vor einem bewaffneten Konflikt zwischen den USA und Nordkorea haben Investoren Aktien in großem Stil verkauft. Sie griffen stattdessen bei als sicher geltenden Anlagen wie Gold aber auch Platin zu. Platin ist aktuell eine günstige Alternative zu Gold. Das Platin-Gold-Verhältnis sprang am Dienstag letzte Woche auf den niedrigsten Wert seit März auf 0,78. Ebenfalls profitiert Platin durch die geopolitischen Auseinandersetzungen aktuell von einer erhöhten Korrelation zu Gold.

Die Stimmung für Platin hat sich letzte Woche aufgrund von positiven Fundamentaldaten sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite leicht verbessert. So scheint die hitzige Diskussion über Dieselverbote in europäischen Innenstädten abzuflachen und auf der Angebotsseite gibt es Medienberichten zufolge einige kleine Ausfälle in Südafrika bei der Ausbringung aus den Mienen.

Palladium weiterhin auf hohem Niveau

Palladium hat in der letzten Woche gegenüber Platin etwas an Boden verloren und eröffnete 80 US-Dollar/oz unter dem Preis von Platin bei 890 US-Dollar/oz. Zu Beginn der Woche profitierte das Metall vom allgemeinen Aufwärtstrend und konnte die 900 US-Dollar/oz Marke überschreiten. Der Schlusskurs am Freitag betrug 899 US-Dollar/oz. Für die kommende Handelswoche erwarten wir charttechnische Unterstützung bei 871 US-Dollar/oz (50-DMA) sowie Widerstand bei 910 US-Dollar/oz (Monatshoch).

Die Berichtswoche war ebenfalls durch eine solide Nachfrage von Palladium im Industrie- als auch im Investmentbereich geprägt. Autoverkäufe in China erhöhten sich im Juli um 5,5 Prozent auf 1,7 Millionen und im Vergleich zum Vorjahr wurden in den ersten 7 Monaten 0,6 Prozent mehr Autos verkauft. Der durchschnittliche Inhalt von Palladium in den Katalysatoren der chinesischen Automobilien hat sich aufgrund der erhöhten Abgasnormen ebenfalls erhöht.

Physische Nachfrage lässt Rhodium Preis weiter steigen; Deutlich gestiegene Nachfrage bei Ruthenium; Weiterhin etwas entspannte Marksituation bei Iridium

Die in der Vorwoche begonnene Konsolidierung im Rhodium hat sich weiter fortgesetzt. Sehr gute physische Nachfrage von Anwendern und Verbrauchern, insbesondere aus Asien, haben den Preis um weitere 30 US-Dollar steigen lassen. Wir sind nun wieder in der Nähe des 2017er Jahreshochs und falls die industrielle Nachfrage weiter Bestand haben wird, dann sehen wir in der kommenden Woche neue Jahreshöchstkurse. Allerdings sollten auch in diesem Zusammenhang die Investoren nicht vergessen werden, die den weiteren Kursverlauf sicher genau beobachten werden und bei einem weiteren Preisanstieg auch aktiv werden könnten.

Ruthenium hat in der Berichtswoche seit längerer Zeit einmal wieder durch deutlich gestiegene Nachfrage auf sich aufmerksam gemacht. Die Käufe erfolgten sowohl von der Elektronik- als auch von Chemieindustrie. Durch die nach wie vor sehr gute Verfügbarkeit ist der Preis aber noch unbeeindruckt und hat sich bisher nur marginal nach oben bewegt.

Durch die verbesserte Liquidität hat sich der Markt nach den turbulenten Wochen und Monaten etwas entspannter gezeigt, wenngleich es immer noch gutes Kaufinteresse der Iridium-Verbraucher gibt. Die Minen konnten aber in den vergangenen 3 bis 4 Wochen wieder auf etwas mehr Angebot zurückgreifen, was sich im Markt bemerkbar gemacht hat. Daher ist der Preis bisher auch noch nicht weiter angestiegen. Ob die Liquiditätssituation anhält, muss sich erst in der Zeit nach der Sommerpause zeigen.

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