Internationaler Markt

Während in Europa die Verfügbarkeit von Edelstahlschrotten zuletzt wieder anstieg, kämpfen in Ländern wie den USA oder Indien die Verarbeiter um hochwertige Schrottsorten. Problematisch bleiben vielerorts die Margen. Ein Überblick über den internationalen Edelstahlschrottmarkt.

Edelstahlschrott: In Europa besser verfügbar, anderswo knapp


Gute Verfügbarkeit und gute Nachfrage: In den Sommermonaten war der Markt für Edelstahlschrott in Europa dank leicht gestiegener Rohstoffpreise auf einem „guten Level“, wie Joost van Kleef von Oryx Stainless die Marktlage im aktuellen Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR beschreibt. Allerdings betont der Edelstahlexperte, dass die Margen der Verarbeiter von Edelstahl nach wie vor kaum ausreichend seien. Sollte der Nickelpreis weiter fallen, werde das wieder negative Auswirkungen auf die Edelstahlschrottbranche haben.

Leichter Optimismus kommt hingegen aus Italien. Trotz rückläufiger Edelstahlproduktion blieb die Schrottnachfrage hoch, schreibt Sandro Giuliani von Giuliani Metalli. Dabei werden inzwischen wieder „vernünftige Preise“ gezahlt – auch weil ein großer Schrotthändler mit Problemen zu kämpfen habe. Auch aus dem Fernen Osten steige die Nachfrage, vor allem für die 316-er Qualitäten. Metalli erwartet, dass sich damit die Margen nun endlich erholen.

In Großbritannien hatte die Pfundabwertung durch den Brexit-Schock in Kombination mit dem niedrigen Nickel-Preis in US-Dollar einen positiven Effekt auf die heimischen Preise für Edelstahlschrott, berichtet Jonathan Bower von ELG Haniel Metals. Trotz der schwächelnden Wirtschaft glaubt Bower, dass die Edelstahlproduktion weiterhin stabil bleibt.

Russland senkt Exportzölle

Aus Russland werden die Edelstahlexporte in den kommenden Monaten wohl wieder zunehmen. Wie Ildar Neverov von der Tyor Group schreibt, fallen im September die Exportzölle um 2,5 Prozent auf 5 Prozent. Entsprechend hätten sich die Exporteure im August noch zurückgehalten, um nun im September mit den günstigeren Konditionen ihre Schrotte ausführen zu können.

Schleppend verliefen die Geschäfte in den vergangenen Wochen auf dem Edelstahlmarkt in Indien. Laut Mark Sellier von OneSteel Recycling Asia liegt das vor allem an den schwachen Verkäufen der Hersteller von Produkten aus Edelstahl sowie an Überkapazitäten. Mit der gefallenen Produktion sank auch das Schrottaufkommen. Entsprechend wurden in Indien für die Edelstahlschrott-Sorten 200, 300 und 400 die höchsten Preise in Asien gezahlt. Die hohen Schrottpreise hätten allerdings auch dazu geführt, dass einige Produzenten stattdessen auf Primärmaterial zurückgriffen. Schrotte waren vor allem im Inland knapp.

Ähnlich sieht auch die Situation in den USA aus. Und das, obwohl die Auftragsbücher der Hersteller von Edelstahlprodukten gut gefüllt und der Markt ausgeglichen ist, wie Barry Hunter von Hunter Alloys berichtet. Auch die geplanten permanenten Zölle auf Edelstahl aus China hätten einen positiven Effekt auf die heimische Industrie. Allerdings könne die Schrottbranche davon nicht profitieren. Sowohl der Anfall als auch die Verfügbarkeit von hochwertigem Edelstahlschrott sei sehr knapp. Die Verarbeiter würden aggressiv um die Mengen kämpfen. Werden die Schrotte noch knapper, wird auch in den USA günstiges Primärmaterial für die Hersteller immer interessanter.

Überwiegend Positives berichtet Ahmad Sharif von Metals Bank aus dem Mittleren Osten. Hier sei aufgrund des hohen Edelstahlverbrauchs auch das Schrottaufkommen gut, daran werde sich auch kurzfristig nichts ändern. Langfristig bleibe aber auch im Mittleren Osten abzuwarten, ob die starke Edelstahlnachfrage sich als nachhaltig erweist. Aktuelle Rückschläge gebees beispielsweise derzeit im Jemen, wo Exportzölle von 70 US-Dollar pro Tonne eingeführt wurden, so Sharif. Das habe der Edelstahlbranche massiv geschadet.

© 320°/ek | 06.09.2016

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