Internationaler Markt für Edelstahlschrott

Die niedrigen Nickelpreise lasten auf dem Angebot von Edelstahlschrott. In vielen Ländern ist die Verfügbarkeit in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Händler konkurrieren immer stärker um das knappe Material – zu Lasten ihrer Marge.

Edelstahlschrott wird knapper


Die Marktberichte von Vertretern der Weltrecyclingverbands BIR ähneln sich derzeit stark. Sie alle berichten von einem knappen Angebot an Edelstahlschrott. Denn viele Schrottsammler halten ihr Material aufgrund des niedrigen Nickelpreises zurück. Händler, die um das knappe Material konkurrieren, müssen folglich tiefer in die Tasche greifen, was oftmals zu Lasten ihrer Marge geht.

Der niedrige Nickelpreis sei jedoch nicht der einzige Grund für das begrenzte Angebot, erklärt Joost van Kleef, Vorsitzender der BIR-Edelstahl-Division. Rückläufige Importe aus Osteuropa und anderen Regionen würden ebenfalls den europäischen Markt verknappen. Hinzu komme ein insgesamt stärkerer Wettbewerb, vor allem in Indien.

Angesichts fallender Rohstoffpreise ist fraglich, wie sich der Edelstahlschrott-Markt weiter entwickeln wird. Einerseits sei zu erwarten, dass dadurch der Edelstahlschrott-Preis weiter zurückgehen wird, erklärt van Kleef. Andererseits bleibe abzuwarten, wie sich die Preise auf die Nachfrage der Edelstahlwerke auswirken werden.

Gute Nachfrage der Edelstahlwerke

Zumindest in Italien ist die Produktion von Flachprodukten weiterhin stark, wie Sandro Giuliani von Giuliani Metalli berichtet. Die Herstellung von Langprodukten stagniere dagegen. Das habe zu einer guten Schrottnachfrage geführt, die angebotsseitig jedoch nicht befriedigt werden kann. Die Situation habe sich im August noch verschlechtert, weil die Werke und Schrottsammler ihre Aktivitäten urlaubsbedingt zurückgefahren haben.

Eine ähnliche Marktsituation zeige sich in den USA, berichtet Barry Hunter von Hunter Alloys LLC. Die aktuelle Schrottnachfrage der Werke sei gut, das Angebot jedoch knapp. Auch dort scheinen Händler mit knappen Margen zu kämpfen.

In die gleiche Richtung zielt Mark Sellier von OneSteel Recycling Asia aus China. Aufgrund niedriger Nickelpreise sei China stark vom heimischen Schrottangebot abhängig. Es sei unwahrscheinlich, dass China in der nahen Zukunft Edelstahlschrott importieren werde, sagt Sellier.

Das knappe Angebot in der Volksrepublik sei das Ergebnis aus niedrigem Anfall, höherer Schrotteinsatzquoten und der Unfähigkeit von Händlern, die fehlenden Mengen durch Zukäufe zu ersetzen. Auch die ausbleibenden Schrottlieferungen von der US-Westküste zu Beginn dieses Jahres wirkten noch nach. Der aktuelle Status quo sei nicht nachhaltig, betont Sellier. Auch in China würden Händler um Schrott konkurrieren – mit einer niedrigen oder gar keiner Marge.

Schwierige Verhältnisse in Russland

Lediglich in Russland ist das Angebot an Edelstahlschrott stabil. Dafür haben dortige Händler ein anderes Problem. Denn sie wissen nicht, an wen sie liefern sollen. Staatsbetriebe hätten eine unsichere Zahlungsmoral, berichtet Ildar Neverov von der Tyor Group. Privat Betriebe Werke stünden vielfach am Rande des Ruins. Und kleinere Produzenten hätten nur eine begrenzte Kapazität. Und der Export mit den bestehenden Zolltarifen und den logistischen Problemen sei auch nicht attraktiv.

Insgesamt sei das Geschäft in Russland schwierig, sagt Neverov. Mittlerweile würden viele Akteure am Edelstahlmarkt stark darunter leiden.

 

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