Pilotanlage eingeweiht

In Freiburg hat eine Pilotanlage für Grünschnitt den Betrieb aufgenommen. In der Anlage wird das Material größtenteils zu Kompost verarbeitet. Es kommen aber noch zwei Produkte hinzu. Die Freiburger hoffen auf gute Vermarktung.

„Ein Beispiel zur Nachahmung“


Freiburgs Grünschnitt wird künftig auch zu Holzhackschnitzel und Pflanzenkohle verarbeitet. „Grünschnitt ist kein Abfall, sondern eine wertvolle Ressource, fast eine halbe Million Tonnen Grünschnitt fällt allein in Baden-Württemberg jedes Jahr an“, sagte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller anlässlich der Einweihung der neuen Pilotanlage. „Vom Freiburger Pilot erhoffen wir uns Hinweise, wie wir Grünschnitt effizient verwerten können. Ihn auf einer solchen integrierten Anlage sowohl zu Kompost als auch zu Energieträgern wie Pflanzenkohle zu verarbeiten, halte ich für einen viel versprechenden Ansatz.“

Die Pilotanlage wurde heute von Untersteller und Oberbürgermeister Dieter Salomon gemeinsam mit Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, Thorsten Radensleben (Vorstandsvorsitzender der Badenova), Norbert Rethmann (Ehren-Aufsichtsratsvorsitzender der Rethmann-Gruppe) sowie Michael Broglin (Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetrieb Freiburg ASF) auf der Freiburger Deponie Eichelbuck eröffnet. „Freiburg ist stolz darauf, die erste Stadt in Baden-Württemberg zu sein, die praktische Erfahrungen mit diesem neuartigen Verfahren sammeln kann“, sagte Oberbürgermeister Salomon.

Drei Fraktionen aus dem Häckselgut

In der Pilotanlage sollen jährlich rund 12.000 Tonnen Grünabfall verarbeitet werden. Bereits beim Abladen wird der Grünabfall vorsortiert und in einem Schredder zerkleinert. Das Häckselgut wird danach gesiebt, so dass mittelfeines, grobes und erdiges Material entsteht.

Das mittelfeine Material, rund 1.000 Tonnen jährlich, wird thermisch genutzt: In einer neuartigen Pflanzenkohleanlage wird dieser Abfall bei 500 bis 700 °C verbrannt. Anschließend kann die erzeugte Pflanzenkohle, geschätzte rund 300 Tonnen jährlich, zur Kompostveredelung verwendet werden. Die anfallende Abwärme dient zum Trocknen der Holzhackschnitzel.

Das grobe Material, etwa 1.000 Tonnen pro Jahr, wird nochmals für den Einsatz in der Holzhackschnitzelanlage zerkleinert, damit das beim Prozess entstehende Heißgas in einer Mikrogasturbine gleichzeitig zu Strom und Wärme umgewandelt wird. Der mengenmäßig größte Anteil des Grünschnitts mit rund 10.000 Tonnen jährlich eignet sich für die Kompostierung.

Zertifizierung der Pflanzenkohle geplant

Die ASF geht davon aus, dass die Pilotanlage nach wenigen Wochen Probelauf zum Sommerbeginn im Dauerbetrieb arbeiten wird. Als nächster Schritt ist dann die Zertifizierung der Pflanzenkohle durch eine unabhängige Überwachungsstelle vorgesehen, so dass neben der zukünftigen Eigenkompostierung weitere Vermarktungsoptionen für das Material ab Sommer 2017 erschlossen werden könnten.

Darüber hinaus soll die Pilotanlage auch die Energieversorgung auf der Deponie Eichelbuck sichern. Bisher werden die dortigen Anlagen und Gebäude zum großen Teil über Deponiegasturbinen mit Strom und Wärme aus der stillgelegten Mülldeponie versorgt. Doch die nutzbare Gasausbeute der Deponie nimmt seit dem Jahr 2005 kontinuierlich ab.

„Die Verwertungsanlage holt das Maximum aus dem Grünschnitt heraus, sie versorgt andere Anlagen auf dem Eichelbuck mit Energie und produziert mit Kompost und Pflanzenkohle Produkte zur Vermarktung“, zeigte sich Umweltminister Untersteller zufrieden. Ein besonderes Augenmerk lege das Umweltministerium auf die Herstellung von Biokohle aus dem Grünschnitt und auf die Frage, ob sich durch die Vermarktung der Biokohle die Herstellungskosten ausgleichen lassen. „Wenn sich die Erwartungen erfüllen, dann ist das ein Beispiel zur Nachahmung“, so Untersteller.

Gefördert wird die Anlage mit Fördermitteln von Badenova und des baden-württembergischen Umweltministeriums. Das Land stellt für die Heißluftturbine 494.000 Euro aus dem kommunalen Investitionsfonds (KIF) zur Verfügung. Aus dem Innovationsfonds für Klima- und Wasserschutz der Badenova kommen 250.000 Euro für die Förderung der Pflanzenkohleanlage.

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