Stahlkonjunktur

Die weltweite Stahlkonjunktur zieht an, verläuft aber regional unterschiedlich. Voraussichtlich werde der Aufschwung länger dauern als erwartet, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl, auf der BIR-Tagung in Paris.

„Ein holpriger Aufschwung“


Überkapazitäten in China, gute Aussichten für Indien und durchwachsene Prognosen für Europa: Die Stahlkonjunktur zieht insgesamt an, doch das Wachstum wird voraussichtlich geringer ausfallen als noch in der ersten Jahreshälfte erwartet. „Wir müssen uns einstellen auf eine Phase des niedrigeren Wachstums“, sagte Kerkhoff in Paris. Auch in China sei es inzwischen zu einer „Entschleunigung des Wachstums“ gekommen. Die chinesische Regierung habe zwar einige „Minianreize“ gesetzt, um die konjunkturelle Delle auszugleichen, doch darüber hinaus habe die Regierung nichts unternommen.

Das Ziel der chinesischen Regierung sei es offenkundig, eine ausgewogenere Wirtschaftsentwicklung anzustreben. Dazu gehöre auch ihr Versprechen, die Stahlkapazitäten zurückzufahren. Derzeit bestehe in China eine Überkapazität von 250 bis 280 Millionen Tonnen, erklärte Kerkhoff. Auch vor diesem Hintergrund sei davon auszugehen, dass das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr zwar wieder etwas dynamischer wird, aber dennoch unterhalb von 6 Prozent liegt.

Vergleichsweise stark dürfte das Wachstum auch in Schwellenländern ausfallen, glaubt der Verbandschef. In Indien beispielsweise könnte sich die Stahlwirtschaft im kommenden Jahr deutlich besser entwickeln. Dort könnte der Stahlverbrauch um 6 Prozent steigen. Für die Türkei sei mit einem Anstieg des Stahlverbrauchs um 3,9 Prozent zu rechnen.

In Europa wird die Nachfrage nach Stahl in diesem Jahr voraussichtlich um 3 Prozent und im kommenden Jahr um 4 Prozent steigen. „Der holprige Aufschwung hält an“, sagte Kerkhoff. Allerdings gebe es starke regionale Unterschiede in der EU. Für Deutschland sagt der Verbandsvertreter eine Zunahme um 3 Prozent für 2014 und 4 Prozent für 2015 voraus.

Doch die Rohstahlproduktion, der eigentlich wichtige Parameter für die Stahlrecyclingwirtschaft, werde in diesem Jahr voraussichtlich nur um 1 Prozent zulegen, räumte Kerhoff ein. Dabei zehrt die deutsche Stahlwirtschaft vor allem vom guten ersten Halbjahr 2014. Das sei auch der Grund, warum die Rohstahlproduktion in Deutschland trotz der aktuellen Schwäche in diesem Jahr auf 43 Millionen Tonnen steigen wird. Im Vergleich zu 2013 wäre das ein Anstieg um rund eine halbe Millionen Tonnen.

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