Arbeiterschutz

Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle lag im vergangenen Jahr bei rund 877.000. Ursache Nummer 1 ist Stolpern, Rutschen, Stürzen. An Förderbändern oder am Rand des Aufgabeschachts kann das tödlich enden. Die Lösung könnte ein berührungsloses Personenschutzsystem sein.

Ein Transponder, der Leben retten kann


Überall, wo Menschen mit Maschinen interagieren, existieren gewisse Gefahrenpotenziale. Ein Beispiel: Der Mitarbeiter eines Recyclingbetriebs stürzt unglücklich auf ein Förderband, das die Ballenpresse beschickt, und bleibt bewusstlos liegen. Der Pressvorgang kann nicht mehr gestoppt werden. Solche Fälle will die Firma U-Tech künftig verhindern.

Das Unternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Vallendar hat dafür ein RFID-basiertes Personenschutzsystem namens GSG202A entwickelt. Es besteht aus einem Transponder in Form einer Uhr oder einer Art Pager, den der Mitarbeiter trägt. Darüber hinaus gehören drei weitere Komponenten dazu, die an der Maschine installiert werden müssen: ein Antennenmodul (ANM), eine Steuereinheit (ALM) und ein Eigentestmodul (ETM).


Transponder U-Tech

Transponder als „Armbanduhr“; Foto: U-Tech

Fällt ein Mitarbeiter nun auf das Förderband, bewirkt der Transponder (Personenschutzmodul, kurz PSM), dass die Maschine abgeschaltet wird, sobald er in das Schutzfeld gelangt. Dieses wird elektromagnetisch vom ANM erzeugt, das am Ende des Förderbands über dem Förderband installiert ist. Das Antennenmodul funkt daraufhin einen Stillsetzbefehl an die ALM. Der Arbeiter ist geschützt.

Die Steuereinheit ist für den Maschinenstopp mit den Schaltorganen der Maschine verbunden. Als Schaltausgänge stehen ein Öffnungskontakt und zwei Schließkontakte zur Verfügung. Das ETM, das gemeinsam mit der ALM an der Seite der Maschine angebracht ist, überwacht kontinuierlich das elektromagnetische Schutzfeld.

„Einzig zugelassenes Sicherheitssystem dieser Art“

Das Personenschutzsystem GSG202A ist vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung nach der europäischen Maschinenrichtlinie DIN EN 61496-1/DIN EN ISO 13849-1 zertifiziert, betont U-Tech. Wie Geschäftsführer Kurt Utler erklärt, ist es damit „das einzig zugelassene Sicherheitssystem dieser Art auf dem Markt“. Zudem werde es der seit März 2013 geltenden DIN EN 16252 gerecht, die Sicherheitsanforderungen für „Maschinen zum Verdichten von Abfällen oder recycelbaren Materialien – Horizontal arbeitende Ballenpressen“ festschreibt.

Darin heißt es, dass die Ränder des Förderbands und des Aufgabeschachts einer Ballenpresse mindestens 1,1 Meter hoch sein müssen, andernfalls müssten alternative Schutzeinrichtungen vorgesehen werden. Das sind der Norm zufolge sensitive Schutzeinrichtungen, etwa ein Personenschutzsystem oder Transponder oder eine Steuereinrichtung ohne Selbsthaltung für das Fördersystem. Die DIN EN 16252 ist zwar nicht gesetzlich bindend, wird aber im Falle eines Unfalls herangezogen.

Einfache Montage und komplett wartungsfrei

Die Kosten für das Schutzsystem gibt U-Tech mit 5.000 Euro je Transponder und einem Modul-Set an. Nach Angaben von Geschäftsführer Utler bietet das berührungslose System einen wesentlichen Vorteil gegenüber mechanischen Systemen wie etwa Reißleinen. Denn Reißleinen setzen voraus, dass die Person noch handlungsfähig ist.

Darüber hinaus sei das System einfach zu installieren, komplett wartungsfrei und funktioniere selbst überwachend. Lediglich die Batterie des Transponders müsse von Zeit zu Zeit gewechselt werden. Ein Testgerät, an dem jeder Mitarbeiter vor Schichtbeginn seinen PSM Transponder vorbeiführen muss, überwacht den Ladezustand – ein grünes Feedback-Signal bedeutet, dass die Batterie noch mindestens acht Stunden hält.

Das Personenschutzsystem von U-Tech ist bereits bei verschiedenen Unternehmen der Recyclingbranche, wie Suez, Bollegraaf, Veolia, HSM und Presona im Einsatz, so Utler. Es eigne sich insbesondere für Förderbänder und Füllstände an Ballenpressen. Denkbar wäre aber auch eine Nachrüstung an der Zuführung von Shreddern, an Tape-Laying-Systemen (Produktion stabiler, flächiger Bauteile), Malzwerken sowie Kalandern, computergesteuerten Kränen und Ballenaufschneidern.

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