Sprit sparen bei Müllfahrzeugen

Mit Hilfe optimierter Müllfahrzeuge und einer spritsparenden Fahrweise lassen sich die Treibstoffkosten reduzieren. Die Erfahrung eines Landkreises zeigt: Die Anstrengungen lohnen sich. Auch deshalb, weil der Kreis bei der Sperrmüllsammlung ein Presswerk mit elektrischem Nebenantrieb einsetzt.

Einsparpotenzial von 300.000 Euro jährlich


Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Böblingen hat Maßnahmen ergriffen, um den Treibstoffverbrauch bei seiner Fahrzeugflotte zu senken. Hierzu gehört die Optimierung von Müllfahrzeugen und Schulungen für Fahrer zu spritsparender Fahrweise. „Wir haben dabei nicht nur den wirtschaftlicheren Betrieb unserer rund 65 Müllfahrzeuge im Blick, die Tag für Tag im Einsatz sind, sondern auch ökologische Aspekte“, erklärt Werkleiter Wolfgang Bagin.

Insgesamt besteht nach seinen Angaben ein Einsparungspotenzial von bis zu 23 Prozent. Dies entspreche etwa einem Dieselverbrauch von 265.000 Litern. Auf diese Weise könnten bis zu 689 Tonnen CO2– Emissionen vermieden und derzeit nahezu 300.000 Euro jährlich an Treibstoffkosten eingespart werden.

Bereits bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen setzt der Abfallwirtschaftsbetrieb ausschließlich auf Motoren der neuesten schadstoffreduzierten Generation. Darüber hinaus wurde in einer längeren Testphase bei drei Müllfahrzeugen dem Treibstoff ein Zusatz auf Enzymbasis zugegeben. Dieser beschleunigt und verbessert die Verbrennung und reduziert den Schadstoffausstoß. Dadurch konnten beim Treibstoffverbauch bis zu acht Prozent eingespart werden.

„Weitere Erkenntnisse erwarten wir nach Abschluss der Langzeittests bei allen Fahrzeugen, die noch bis Ende des Jahres 2016 laufen“, sagt Bagin. Er hofft auf noch höhere Diesel- und CO2-Einsparung und weitere Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Werden dabei ähnlich gute Ergebnisse erzielt, soll der Zusatzstoff in allen dieselbetriebenen Fahrzeugen des Abfallwirtschaftsbetriebs verwendet werden.

Alternative Motorantriebe

Auch der Einsatz alternativer Motorantriebe bei den LKWs der Müllabfuhr ist beim Abfallwirtschaftsbetrieb in der Planung und Umsetzung. So hat man in diesem Frühjahr ein Müllfahrzeug der Firma Mercedes Benz mit gasbetriebenem Motor neuster Generation zwei Wochen lang erfolgreich getestet. Im Ergebnis brachte das Fahrzeug die gleiche Leistung wie ein vergleichbares Müllfahrzeug mit dieselbetriebenem Motor – bei geringerem Energieverbrauch und geringeren Lärmemissionen.

„Für eine abschließende Bewertung der Effizienz beim Einsatz in weiteren Müllfahrzeugen ist es jedoch noch zu früh“, verweist Werkleiter Bagin auf einige „Knackpunkte“. So müssten vor einer Umstellung auf gasbetriebene Fahrzeuge die damit verbundenen Randbedingungen (Anpassung der Werkstattausstattung, Auswirkungen auf die Betankungsdauer, Schulungsbedarf des Werkstattpersonals) erst noch exakt bewertet werden.

Presswerk mit elektrischem Nebenantrieb

Besonders stolz ist der Abfallwirtschaftsbetrieb, künftig ein Sperrmüll-Sammelfahrzeug einsetzen zu können, dessen Presswerk über einen elektrischen Nebenantrieb verfügt. Normalerweise liefert das LKW-Fahrgestell die Energie für sämtliche Funktionen, so auch zum Betrieb des Presswerks. Dazu muss in aller Regel die Motordrehzahl erhöht werden. „Dies bedeutet nicht nur einen höheren Kraftstoffverbrauch“, erklärt der Werkleiter, sondern erhöhe auch den Lärmpegel, der von dem Müllfahrzeug bei der Sperrmüllsammlung in den Straßen ausgeht.

Werde das Presswerk hingegen über einen Elektromotor angetrieben, der seine Energie aus einem großen Batteriepaket bezieht, könne der Motor des LKW im Sperrmüllbetrieb abgeschaltet und die Lärmentwicklung für die Anwohner bei einem zweiminütigen Betrieb um mehr als 15 Prozent im Vergleich mit einem normalen Abfallsammelfahrzeug gesenkt werden.

Der Hersteller verweist darauf, dass in 60 Meter Entfernung der Schallleistungspegel auf ein Maß reduziert werde, dass vergleichbar ist mit der Geräuschentwicklung in einem ruhigen Wohnzimmer. „Auch für unsere Müllwerker verbessert sich die Arbeitsplatzsituation durch die geringere Lärmentwicklung ganz erheblich“, erklärt Bagin. Zudem erhöhe sich die Sicherheit, weil der Verkehr akustisch besser wahrgenommen werde.

Inwieweit sich die Hybridtechnik beim Presswerk angesichts des deutlich höheren Anschaffungspreises amortisiere, müsse sich zeigen, so Bagin. Laut Herstellerangaben könnten bei 50 Sammelstellen und 5 Pressvorgängen pro Sammelstelle bis zu 20 Liter Diesel pro Tag eingespart werden.

Dieseleinsparungen bis zu 15 Prozent

Des Weiteren beabsichtigt der Abfallwirtschaftsbetrieb, seinen PKW-Fuhrpark um Fahrzeuge mit Hybridtechnik auf Leasingbasis zu ergänzen. Mit diesen Fahrzeugen sollen die Mitarbeiter künftig umweltfreundlich zu ihren Vor-Ort-Terminen innerhalb des Landkreises gelangen können. Neben dem Einsatz technischer Innovationen setzt der AWB außerdem auf Unterweisungen seiner Fahrer.

Sämtliche Mitarbeiter, die als LKW-Fahrer im Einsatz sind, haben zwischenzeitlich Schulungen in spritsparender Fahrweise erhalten. Jeder Fahrer, dem künftig ein neues Fahrzeug zugewiesen werde, bekomme ein spezielles Fahrertraining bei einer Fahrschule, erklärt Bagin. Durch das theoretische und praktische Training ließen sich zusätzliche Dieseleinsparungen um bis zu 15 Prozent realisieren.

Von den Anstrengungen zur Senkung des Spritverbrauchs profitieren nicht nur die Umwelt durch geringere Schadstoffemissionen und die Bürger durch Kosteneinsparungen, die sich bei der Gebührenkalkulation positiv auswirken. „Wir wollen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg künftig durch ein internes Prämierungssystem ganz direkt teilhaben lassen“, ergänzt Bagin.

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