Steigender Lithium-Bedarf

Prognosen des Öko-Instituts zum Absatz von elektrisch betriebenen Fahrzeugen zeigen den wachsenden Bedarf an Lithium. Das Institut geht allerdings davon aus, dass bis zu 40 Prozent des Bedarfs an Primärlithium durch Recycling substituiert werden könnte. Doch dafür müssten die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

Elektromobilität fordert Lithium-Recycling heraus


Der Lithium-Bedarf für die Elektromobilität dürfte in den kommenden Jahren stark zulegen. Experten des Öko-Instituts gehen davon aus, dass der Bedarf bis 2030 auf knapp 160.000 Tonnen jährlich steigen wird. Für 2050 rechnen sie mit einem noch viel stärkeren Anstieg – auf dann 500.000 Tonnen pro Jahr.

Im Jahr 2015 betrug der Lithium-Bedarf rund 35.000 Tonnen. Davon wurden 40 Prozent im Pkw-Bereich eingesetzt. Etwa die gleiche Größenordnung wurde für Busantriebe verwendet. Letzteres sei insbesondere auf die Elektrifizierung der Busse in China zurückzuführen, schreibt das Öko-Institut in seiner Studie „Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität – Synthesepapier zum Rohstoffbedarf für Batterien und Brennstoffzellen“.

Auch in Zukunft wird der Pkw-Bereich der Haupttreiber für den Lithium-Bedarf sein, meint das Institut. Dessen Anteil werde im Jahr 2030 auf 82 Prozent ansteigen und sich dann auf diesem Niveau halten. So geht das Institut davon aus, dass

  • im Jahr 2030 circa 13 Millionen batteriebetriebene Pkws, etwa 13 Millionen Plug-in-Hybride und knapp 22 Millionen Hybride verkauft werden.
  • im Jahr 2050 circa 41 Millionen batteriebetriebene Pkws, rund 40 Millionen Plug-in-Hybride und gut 62 Millionen Hybride verkauft werden.
  • Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden circa 330.000 batteriebetriebene Pkws, 220.000 Plug-in-Hybride und etwa 2,62 Millionen Hybride (ohne externe Batterieladung) verkauft.

Auch bei den Lkw werden ab 2030 alternative Antriebe verstärkt zum Einsatz kommen, so die Forscher:

  • So rechnet das Öko-Institut damit, dass im Jahr 2030 von den rund 3,5 Millionen verkauften Lkw etwa 1 Million batteriebetrieben sein werden. Entweder als Plug-in-Hybrid, mit Brennstoffzelle oder als Hybrid.
  • Dabei geht das Institut davon aus, dass es eine deutliche Tendenz zu Hybriden und Plug-in-Fahrzeugen geben wird.
  • Im Jahr 2050 werden alternative Antriebe schon über zwei Drittel der etwa 4,5 Millionen verkauften Lkw ausmachen. 40 Prozent werden auf Hybride entfallen, etwa 20 Prozent auf Plug-ins.

Ebenso wird es mehr Krafträder auf den Straßen geben. Wie die Autoren schreiben, gab es 2015 etwa 30 Millionen rein elektrische Krafträder (ausschließlich batteriebetrieben).

  • Ihre Zahl soll bis 2030 auf rund 70 Millionen Stück zulegen. Damit hätten fast zwei Drittel aller Fahrräder einen elektrischen Antrieb.
  • Für 2050 gehen die Forscher von einer vollständigen Elektrifizierung des Kraftradsektors aus. In Absatzzahlen umgerechnet, hieße das knapp 150 Millionen Krafträder.

Die Verkäufe von Pedelecs steigen den Forschern noch stärker an. Wurden 2015 insgesamt fast drei Millionen Stück verkauft, wachsen die Verkaufszahlen bis 2030 um 750 Prozent auf 22 Millionen. Von 2030 bis 2050 verdoppeln sich die Zahlen nahezu und erreichen fast 40 Millionen Verkäufe.

Recyclingquoten für Lithium-Ionen-Batterien

Der zunehmende Lithium-Bedarf könnte zwar rohstoffseitig gedeckt werden, doch ein stärkeres Recycling würde dazu beitragen, den Rohstoffbedarf erheblich zu drosseln. Wie die Wissenschaftler vorrechnen, könnten via Recycling zehn Prozent Primärrohstoffe bis zum Jahr 2030 und 40 Prozent bis 2050 substituiert werden. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Der Primärbedarf an Lithium lässt sich von 160.000 auf 148.000 Tonnen (2030) und von 500.000 auf knapp 307.000 Tonnen (2050) senken.

Allerdings findet bislang ein umfassendes Lithium-Recycling europa- und weltweit noch nicht statt. Das Öko-Institut fordert daher, die EU-Batterie-Richtlinie bis 2020 weiterzuentwickeln. Dazu zähle, in der Richtlinie ambitionierte Sammel- und Recyclingziele für Lithium-Ionen-Batterien aufzunehmen. Außerdem sollte eine rohstoffspezifische Recyclingrate für Lithium festgeschrieben werden.

Darüber hinaus sollte auch ein weltweites Recyclingsystem für Lithium-Ionen-Batterien bis spätestens 2030 aufgebaut werden. Dazu sei die Bundesregierung gefordert, den Aufbau einer solchen Struktur gemeinsam mit relevanten Industrieakteuren voranzutreiben. Und schließlich gelte es, weiterhin geeignete Batterietechnologien zu erforschen. Der Fokus sollte hierbei auf die Erhöhung der Materialeffizienz, die Substitution kritischer Rohstoffe und die Weiterentwicklung von Recyclingtechnologien liegen.

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