Alte Dämmstoffe

Für altes Dämmmaterial aus künstlichen Mineralfasern gibt es bisher keine Recyclingmethode, es muss deponiert werden. Doch die Fasern schaffen Probleme im Deponiekörper. Die Entsorgungsbetriebe in Wiesbaden wollen deshalb das Material vorbehandeln, bevor es deponiert wird.

ELW investiert in Presse für alte Mineralwolle


Künstliche Mineralfasern zum Dämmen, besser bekannt als Glas- oder Steinwolle, sind leicht und voluminös. Diese Eigenschaften sind allerdings hinderlich bei der Entsorgung auf der Deponie, denn über kurz oder lang kommt es zu starken Setzungen im Deponiekörper. Diese Erfahrungen haben auch die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) gemacht.

Als Antwort darauf werden die ELW im Herbst eine Presse in Betrieb nehmen, die die Probleme lösen soll. Mit der sogenannten KMF-Presse (KMF für künstliche Mineralfasern) kann das Volumen des Materials um 90 Prozent reduziert werden.

„Die Anlage ist im Prinzip ein Schneckenpresse, die bei Unterdruck die vorsortieren Mineralwollreste zerreibt“, sagt Pressesprecher Frank Fischer. Im Ergebnis entstehe eine Art Granulat, dass in luftdichte Säcke gefüllt und anschließend auf der Deponie eingebaut wird. Damit keine Fasern beim Pressvorgang freigesetzt werden, ist die Anlage vollständig gekapselt.

Invest von 450.000 Euro

Die KMF-Presse soll Ende Oktober/Anfang November in Betrieb gehen und zunächst im normalen Schichtbetrieb jährlich 10.000 Tonnen Material verarbeiten. Bei Bedarf könnten laut ELW die Kapazitäten verdoppelt werden. Wie viel Mineralwolle derzeit im Entsorgungsgebiet pro Jahr entfällt, lässt sich Fischer zufolge schwer sagen, aber „das Material fällt vermehrt an“. Die Anlage sei realistisch dimensioniert.

Insgesamt belaufen sich die Investitionskosten für die Presse auf 450.000 Euro. „Diese Summe wird sich bereits nach drei Jahren amortisiert haben“, ist Pressesprecher Fischer überzeugt. Auch weil künftig spezielle Säcke an Gewerbebetriebe, die Häuser sanieren, verteilt werden, um das Material sortenrein zu bekommen. Derzeit kommt es entweder sortenrein an, oder wird mit Bauschutt vermischt angeliefert.

Für künstliche Mineralfasern gibt es bislang keine Recyclinglösung, deshalb wird es deponiert. Zudem gelten bis 1995 hergestellte Produkte als krebserregend und müssen als gefährlicher Abfall behandelt werden. Neuere Mineralfasern sind zwar gesundheitlich unbedenklich. Allerdings können sie von alten nur im Labor unterschieden werden. Sicherheitshalber werden auch sie daher auf die Deponie verbracht.

Mineralwolle wird im Zieh-, Blas- oder Schleuderverfahren hergestellt. Dabei werden die Rohstoffe zwischen 1.200 und 1.600 Grad Celsius geschmolzen. Für Glaswolle kommt bis zu 70 Prozent Altglas, darüber hinaus Sand, Kalkstein und Soda zum Einsatz. Für Steinwolle wird Spat, Dolomit, Basalt, Diabas, Anorthosit sowie Recyclingmaterial verwendet.

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