EU-Projekt

In schwedischen Haushalten wird der Müll schon seit längerem in verschiedenen bunten Säcken gesammelt, die wiederum in einer einzigen Tonne landen. Jetzt gibt es diese Art der Sammlung auch in Verbund mit einem automatisierten Vakuumabfallsammelsystem.

Envacs Abfall-Sammelkonzept wird Leuchtturmprojekt


In Stockholm wird derzeit das sogenannte WasteSmart-System getestet. Das System kombiniert ein automatisiertes Unterflur-Abfallsammelsystem mit einer optischen Sortierung. Die Folge: Das Unterflursystem kommt nur noch mit einem Einwurfschacht aus und spart dadurch nicht nur Installations- und Betriebskosten ein, sondern auch Raumbedarf an öffentlichen Plätzen.

Anbieter des Sammelsystems ist die schwedische Envac-Gruppe, die schon vor einiger Zeit das Sammelsystem mit bunten Abfallsäcken eingeführt hat. Dabei werden verschiedenfarbige Abfallsäcke, sogenannte Optibags, an die Haushalte ausgegeben. Blau steht für Zeitungen, Grau für Metalle, Rot für Kunststoffe, Gelb für Pappe und andere Papiere und Grün für Bioabfall. Der Restmüll kann auch in benutzten Einkaufstüten gesammelt werden.

Die Haushalte sammeln bei diesem System ihre Abfälle getrennt in den vorgesehen Säcken und werfen alle Säcke in eine einzige Tonne. Nach der Einsammlung werden die Säcke der Farbe nach optisch sortiert.

Nur ein Einwurfschacht

In dem laufenden Projekt hingegen werden die Abfallsäcke nicht in die Tonne vor der Haustüre geworfen, sondern in einen Unterflurcontainer. Während bisherige Unterflursysteme für jede Fraktion einen eigenen Einwurfschacht vorsehen, gibt es bei dem WasteSmart-System nur einen einzigen Einwurfschacht.

Wie Envac hervorhebt, kann dadurch die Zahl der Einwurfschächte um 70 Prozent reduziert werden. Damit werde mehr öffentlicher Platz frei – pro Einwurfschacht sind es immerhin 2 Quadratmeter. Zum anderen ist auch die zentrale Sammelstelle, zu der der Abfall unterirdisch mit Hilfe eines Vakuums befördert wird, kleiner geworden. Statt der sonst üblichen Oberfläche von 200 Quadratmetern würden nun nur noch 50 Quadratmeter benötigt.

Laut Envac eignet sich dieses System vor allem für dichtbesiedelte Innenstädte, wo der Platz für Abfallsammelstellen und Einwurfschächte sehr begrenzt ist. Dort sei die Einrichtung von effektiven Sammelsystemen besonders schwierig.

Hohe Sortierreinheit

Unabhängig vom Sammelsystem werden die farbigen Abfallsäcke anschließend von der Sammelstelle per Lkw in eine Optibag-Sortieranlage transportiert. Dort werden sie optisch sortiert und die darin enthaltenen Wertstoffe entweder recycelt, im Fermenter zu Biogas umgewandelt oder in der Müllverbrennungsanlage energetisch verwertet.

Eine Optibag-Anlage besteht Unternehmensangaben zufolge aus einer bis sechs Sortierlinien. Die Sortierkapazitäten liegen demnach zwischen acht und zehn Tonnen pro Stunde. Envac nennt als Vorteile des Optibag-Systems nicht nur die Kosteneffizienz der Beutel und den geringeren Bedarf an Mülltonnen, sondern auch die hohe Sortenreinheit. So machten Fehlwürfe teilweise weniger als fünf Prozent aus.

Inzwischen sind etwa 36 Kommunen und Gemeinden an dieses System angeschlossen. Damit trennen rund 900.000 Schweden ihre Abfälle in bunten Säcken. Auch in Norwegen ist dieses System auf dem Vormarsch. 58 Kommunen mit rund 1,2 Millionen Personen nehmen dort an dem System bereits teil.

Teil des GrowSmarter-Projekts

Das EU-Projekt GrowSmarter hat das WasteSmart-System zu einem seiner Leuchtturmprojekte auserkoren. GrowSmarter ist ein Projektbaustein im Rahmen der „Smart City“-Initiative, die in sogenannten Leuchtturmstädten umgesetzt wird. Dazu gehören neben Stockholm auch Barcelona und Köln. Das EU-Projekt hat die Entwicklung eines nachhaltigeren und ökologischeren Europas zum Ziel.

Intelligente Lösungen, die im Rahmen des Projektes entwickelt wurden, sollen anschließend von fünf Nachahmer-Städten (Graz, Suceava, Malta, Porto, Cork) in Teilen exemplarisch umgesetzt werden. Mittelfristiges Ziel ist es, die Lösungen dann auch anderen Städten Europas zur Verfügung zu stellen.

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