Entwicklung des Nickelpreises

Analysten sind zurückhaltender geworden, wenn es um die Einschätzung der Nickelpreisentwicklung geht. Aber dennoch zeigen die Erwartungen nach oben: Der globale Nickelmarkt soll sich in diesem Jahr drehen.

Es geht aufwärts, nur langsamer und später


Von Roland Mauss, Oryx Stainless

Wie immer erfolgte Ende Januar eine Umfrage, die die Nachrichtenagentur Reuters im vierteljährlichen Turnus unter Rohstoffanalysten zu den Erwartungen der Nickelpreisentwicklung für die kommenden zwei Jahre durchführt. Die Veröffentlichung am 28. Januar 2015 hatte die folgenden Ergebnisse: Für 2015 erwartet der Konsensus der Analysten eine durchschnittliche Nickel-Kasse-Notierung von USD 17.600,00/mt. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr waren die Analysten noch von USD 16.172,00/mt Nickel ausgegangen, also immerhin eine Steigerung um 8,8 Prozent. Für 2016 soll der Mittelwert USD 21.056,60/mt betragen. Es geht also weiter aufwärts, nur langsamer und später.

Gegenüber der letzten Umfrage im Oktober hat sich aber doch eine gewisse Vorsicht breit gemacht. Jene Parameter, welche zur vorsichtigen Zurückhaltung geführt haben, sind schnell zusammengefasst: die Nickelnachfrage wurde durch einen relativ starken Einbruch der Edelstahlproduktion außerhalb Chinas im 4. Quartal 2014 gedämpft. Daher befand sich der Nickelmarkt auch in 2014 – trotz eines verheißungsvollen Starts – weiterhin in einer Überschusssituation, was auch der weitere Anstieg der LME-Nickel-Lagerbestände belegen mag. Der eigentlich für das Jahresende 2014 erwartete, deutliche Rückgang der LME-Lagerbestände oder zumindest eine Trendwende sind bislang ausgeblieben.

Zu dem Rückgang der Produktion in Europa, Taiwan, Korea und Japan im 4. Quartal hat auch der weiterhin starke Anstieg der Edelstahlexporte aus China beigetragen. Möglicherweise wurde durch die chinesischen Exporteure im Vorgriff auf die im März 2015 zu erwartenden Entscheidungen zu den laufenden Antidumping-Verfahren versucht, noch möglichst viel Ware in die entsprechenden Märkte zu drücken. Seit Januar bereits gilt eine Aufzeichnungs- und Meldepflicht für Importe von Edelstahl aus China.

Angebot wird enger

Die Lücke, welche sich bei der Nickelproduktion in China durch das Exportverbot in Indonesien aufgetan hatte, wurde bislang wesentlich länger als erwartet durch die noch in den chinesischen Häfen und bei Handel und Verbrauchern lagernden Erzreserven sowie durch stark gesteigerte Importe von Erzen von den Philippinen geschlossen. Aktuelle Gerüchte, dass sich nun die Knappheit in der Versorgungssituation in China wirklich bemerkbar machen würde, muss man an dieser Stelle unkommentiert lassen. Zu oft wurde in der jüngeren Vergangenheit bereits von entsprechenden Entwicklungen berichtet, ohne dass diese sich letztlich als richtig oder wesentlich für die Nickelkursentwicklung herausgestellt hätten. Wenn es allerdings so ist, dass China weiterhin mit Rekordzahlen für Edelstahl aufwartet und der Nachschub aus Indonesien weiter unsicher bis nicht vorhanden ist, dann ist es eine einfache mathematische Gleichung, dass bei abnehmenden Reserven irgendwann der Tag kommen muss, an dem der Rohstoffbedarf aus anderen Quellen als Nickel Pig Iron (NPI) zu decken ist.

Daher sprechen auch auf der anderen Seite folgende Determinanten weiterhin für nachhaltig steigende Notierungen. Aufgrund des sich bei weiter stabil steigender Nachfrage einengenden Angebots wird nun für 2015 damit gerechnet, dass der Nickelmarkt in ein Defizit (Nachfrage übersteigt das Angebot) dreht. Damit verbunden wäre tendenziell auch eine Unterstützung der aktuell eher leichten und seitwärts tendierenden Nickelpreise. Das weiterhin harte Ausfuhrverbot für unraffiniertes, indonesisches Nickelerz spricht dafür ebenso, wie die auf einem Nickelpreisniveau von USD 14.500,00/mt fehlende Profitabilität der Nickelproduktion.

Verteilung der weltweiten Nickelnachfrage nach Einsatzgebieten im Jahr 2012 Die fehlende Profitabilität wird sowohl bei einem Teil der konventionellen als auch vielen NPI-Produzenten angenommen. Zwar haben die stark gefallenen Energiepreise sowie auch für einen Teil der stärkere US-Dollar für eine gewisse Kompensation bei den Produktionskosten gesorgt, bei einem großen Teil aber immer noch zu wenig, um die Gewinnschwelle zu durchbrechen. Aufgrund der starken Fragmentierung der NPI-Produktion ist es aber unglaublich schwierig neben eher qualitativen Aussagen wie zuvor, auch zu quantitativen Schlussfolgerungen zu kommen. Die geringe Markttransparenz für außenstehende Beobachter macht es fast unmöglich.

Vermutlich ist es daher immer noch nicht wirklich möglich, die exakte Menge an produziertem NPI für die Vergangenheit zu erfahren, geschweige denn für die Zukunft vorherzusagen. Die von jeher hohen Abweichungen der genannten Tonnagen in Abhängigkeit von den jeweiligen Analysten waren und sind ein deutliches Indiz für diese Problematik. Und wenn schon die Mengen kaum bekannt sind, wie richtig und vollständig können dann Analysen hinsichtlich der Kostenstruktur wirklich sein. Daher hilft es wohl nur Geduld zu bewahren, denn an der Richtigkeit der qualitativen Aussagen und Kausalzusammenhänge konnten bisher noch keine berechtigten Zweifel angebracht werden.

Also alles lediglich eine Frage der Zeit. Das mit der Geduld ist aber für manchen Marktteilnehmer leichter gesagt, als getan, wenn man mit dem Geschäft auch in Schwächephasen Geld verdienen soll. Und auch für die Investoren in den Rohstoffmärkten ist der Zeitfaktor von Belang, denn je länger eine Anlage gehalten wird, ohne dass sich etwas bewegt, umso niedriger wird die damit verbundene Rendite. Auch lassen sich durch die Anleger in anderen Märkten mit dem Geld erst einmal andere Opportunitäten nutzen, bevor die prognostizierte, aber vorübergehend verlangsamte Rally wieder Fahrt aufnimmt. Das Ergebnis dieser Denkweise musste der Nickelmarkt in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 schmerzhaft erfahren. Es reicht also wie immer nicht nur die richtige Prognose, sondern auch das Timing muss stimmen. Eigentlich eine Binsenweisheit.

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