Drohendes Importverbot

Mit Blick auf das angekündigte Importverbot Chinas bemüht sich die Recyclingbranche um Schadensbegrenzung: Der europäische Verband EuRIC fordert, den Handel mit hochwertigen Sekundärrohstoffen nicht zu gefährden. Exporteure mit AQSIQ-Zertifikat dürften nicht benachteiligt werden.

EuRIC appelliert an chinesische Regierung


In einer Stellungnahme, die auf den 31. August datiert, appelliert der europäische Recycling-Dachverband EuRIC an die chinesische Regierung, den Handel mit hochwertigen Sekundärrohstoffen nicht zu gefährden. Der Verband zeigt sich insbesondere besorgt, dass die Handelsbeschränkungen auch für Exporteure gelten werden, die über ein AQSIQ-Zertifikat verfügen. In diesem Fall würde die Versorgung der chinesischen Industrie mit wichtigen Sekundärrohstoffen gefährdet.

EuRIC erinnert daran, dass gerade das AQSIQ-Zertifikat sicherstellt, dass die exportierten Materialien bestimmte Qualitätsvorgaben einhalten. Denn das Zertifikat werde von der chinesischen Regierung ausgestellt und es seien auch chinesische Kontrolleure, die auf europäischen Boden die Einhaltung der Vorgaben überprüften.

Besorgt zeigt sich EuRIC auch mit Blick auf die Ankündigung der chinesischen Regierung, künftig nur noch Sekundärrohstoffe ins Land zu lassen, die einen Störstoffgehalt von höchstens 0,3 Prozent aufweisen. Für Altpapier bedeute dies, dass der Grenzwert deutlich niedriger liege als im europäischen Standard EN 643 und kaum einzuhalten sei. Denn aus Analysen sei bekannt, dass der Grenzwert von 0,3 Prozent bedingt durch Materialien wie Klebebänder, Heftklammern, Etiketten oder Plastikumhüllungen in der Regel überschritten wird. Ein Grenzwert von 0,3 Prozent würde faktisch ein Importverbot für Altpapier bedeuten, warnt EuRIC.

Schreiben an Zypries und Hendricks

Der Verband fordert daher die chinesische Regierung auf, von Handelsbeschränkungen abzusehen, die den Handel mit qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen einschränken. Darüber hinaus bringt EuRIC auch sein Unverständnis zum Ausdruck, dass es noch immer keine offizielle englische Übersetzung der geplanten Import-Vorschriften gibt. Nur mit einer solchen Übersetzung könnten die Auswirkungen auf die Recyclingbranche exakt analysiert werden.

Nicht zuletzt spricht sich EuRIC auch dafür aus, den betroffenen Kreisen mehr Zeit zu geben, um Stellung zu den geplanten Handelsbeschränkungen zu beziehen. Anstelle einer Frist von zwei Tagen fordert der Verband eine Frist von 60 Tagen.

Inzwischen sind auch das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium aufgefordert, sich für die Aufrechterhaltung des internationalen Handels mit Sekundärrohstoffen einzusetzen. Der Stahlrecyclingverband BDSV hat an Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und Umweltministerin Barbara Hendricks ein Schreiben verfasst, in dem er seine Sorge über ein erhebliches Ungleichgewicht im internationalen Handel mit Sekundärrohstoffen äußert.

„Nach einhelliger Meinung von Experten sind die beabsichtigten extrem niedrigen Grenzwerte für Sekundärrohstoffe, die noch nach China geliefert werden dürfen, nicht einhaltbar“, betont die BDSV in dem Schreiben. Der Verband bittet beide Ministerinnen, sich „ebenfalls für die Aufrechterhaltung des internationalen Handels mit Sekundärrohstoffen einzusetzen“.

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