Preisprognose

Der Eisenerzpreis ist einer der Faktoren, die den Stahlschrottpreis beeinflussen. Im Frühjahr lag der Preis bei rund 70 Euro je Tonne, aktuell nur noch bei 60 Euro. Bei diesem Preisniveau wird es jedoch nicht bleiben, glauben Marktbeobachter.

Experten erwarten anderen Eisenerz-Preis


Eisenerz kostet derzeit rund 60 US-Dollar je Tonne. Nach Einschätzung der Commerzbank ist dieses Preisniveau aber nicht gerechtfertigt. Denn das Angebot am seewärtig-gehandelten Markt wird weiter ausgeweitet, während die Nachfrage künftig geringer ausfallen könnte. „Wir gehen daher von fallenden Notierungen aus und bestätigen unsere Prognose von 49 US-Dollar je Tonne zum Jahresende“, heißt es in einer Stellungnahme der Bank.

Wie die Analysten erläutern, war die Volatilität am Eisenerzmarkt in diesem Jahr bislang recht hoch. Zunächst ging es für den Preis von Anfang Januar bis in den Frühling hinein deutlich bergauf: Mit über 70 US-Dollar je Tonne wurde ein 15-Monatshoch erreicht. Anschließend gab es eine Korrekturbewegung, im Zuge derer der Preis im Frühsommer unter 50 US-Dollar je Tonne rutschte.

Seitdem geht es erneut bergauf und eine Tonne Eisenerz kostet seit Anfang August fast kontinuierlich mehr als 60 US-Dollar. Doch dieser Preis ist nach Meinung der Commerzbank nicht gerechtfertigt. Denn der seewärtig-gehandelte Eisenerzmarkt sei klar überversorgt. So hätten in den vergangenen Wochen die drei großen Eisenerzproduzenten Vale, Rio Tinto und BHP Billiton angekündigt, weiterhin große Mengen Eisenerz zu produzieren. Die Exporte von Australien und Brasilien dürften daher 2017 weiter zulegen.

Niedrige Produktionskosten

Die Produktionskosten für Eisenerz sind offenbar sehr niedrig. Aus dem Gesamtjahresbericht von BHP Billiton gehe hervor, dass eine Tonne Eisenerz im Durchschnitt zu 15 US-Dollar produziert wurde (sog. cash costs), berichten die Analysten. Rio Tinto produzierte im ersten Halbjahr 2016 zu 14,3 US-Dollar je Tonne und erzielte einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 44,5 US-Dollar je Tonne. Das kostengünstige und auch qualitativ hochwertige australische Eisenerz verdränge damit das wesentlich teurer hergestellte und qualitativ minderwertige chinesische Eisenerz.

Die größten australischen Eisenerzminen seien demnach 2017 auch bei Preisen unter 50 US-Dollar je Tonne wettbewerbsfähig, betonen die Marktbeobachter. Für niedrigere Eisenerzpreise sprechen aus ihrer Sicht auch die Maßnahmen der chinesischen Regierung zum Abbau der Stahl-Überkapazitäten in Höhe von rund 300 Millionen Tonnen. So strebt die chinesische Regierung seit einigen Monaten an, bis Ende dieses Jahres Produktionskapazitäten in der Stahlindustrie im Umfang von 45 Millionen Tonnen stillzulegen. Bis zum Jahr 2020 sollen Kapazitäten von 100 bis 150 Millionen Tonnen geschlossen werden.

Bislang ist davon aber wenig zu spüren. So hat China in den ersten sieben Monaten des Jahres gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros mit 466,5 Millionen Tonnen noch fast genauso viel Stahl hergestellt wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im Juni erreichte die Stahlproduktion auf Tagesbasis betrachtet sogar ein neues Rekordhoch.

Sollte China aber dennoch die geplanten Stilllegungen tatsächlich vollziehen, könnte folglich die Nachfrage nach Eisenerz weiter zurückgehen, meint die Commerzbank. Das hohe Angebot an Eisenerz dürfte dann nicht mehr dauerhaft Abnehmer finden.

„Unseres Erachtens weht dem Eisenerzpreis sowohl von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite her Wind entgegen“, fasst die Commerzbank zusammen. „Während das Angebot weiter ausgeweitet wird, droht die Nachfrage zu sinken. Dies spricht unseres Erachtens für niedrigere Preise. Wir bestätigen daher unsere Einschätzung und erwarten am Jahresende einen Eisenerzpreis von 49 US-Dollar je Tonne.“

 

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