Produktionsdeckelung

Die Zeit des günstigen Öls scheint vorbei zu sein. In den kommenden Monaten wird der Ölpreis steigen, glauben Wirtschaftsforscher. Grund ist der gestrige Beschluss der OPEC-Staaten, die Produktion zu deckeln.

Experten erwarten steigenden Ölpreis


Die Zeiten billigen Öls scheinen fürs Erste vorbei zu sein: Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die OPEC-Staaten gestern Abend darauf geeinigt, ihre Produktion zu deckeln. Der Ölpreis stieg sofort sprunghaft an und dürfte in den kommenden Monaten weiter zulegen, glaubt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Anfang des Jahres war ein Barrel Öl zeitweise weniger als 30 Dollar wert. 2014 lag der Preis noch bei rund 110 Dollar für ein Fass der Sorte Brent. Ölimporteure wie Deutschland profitierten vom günstigen Öl: Importe wurden billiger, Unternehmen konnten mehr Geld investieren, Konsumenten das an den Tankstellen gesparte Geld anderweitig ausgeben. All das half der Konjunktur.

Hoher Ölpreis bremst Wirtschaft

Nun sei die Zeit des günstigen Öls vorbei, glaubt das IW. Nachdem sich die OPEC-Staaten geeinigt haben, zog der Ölpreis an den Terminmärkten innerhalb eines Tages um mehr als 6 Prozent an. In den kommenden Monaten werde der Preis weiter klettern, kündigt das Wirtschaftsinstitut an.

Die deutsche Wirtschaft werde das schmerzhaft zu spüren bekommen. So zeigten Simulationen mit dem Oxford Global Economic Model, dass ein Anstieg des Ölpreises um 50 Prozent – auf dann etwa 68 US-Dollar pro Barrel – das reale Wirtschaftswachstum in Deutschland im kommenden Jahr um etwa 0,3 Prozentpunkte bremsen dürfte. Würde sich der Ölpreis verdoppeln, könnte das Wachstum um rund 0,5 Prozentpunkte schrumpfen, rechnet das IW vor. Das sei mehr als ein Drittel des zu erwartenden Wirtschaftswachstums für das kommende Jahr.

Der Einfluss des Ölpreises auf das Kunststoffrecycling hingegen ist umstritten. Generell gilt, dass mit steigendem Ölpreis die Produktion von Primärkunststoffen teurer und dadurch die Nachfrage nach Kunststoffrecyclaten tendenziell begünstigt wird. Umgekehrt müsste demnach bei fallendem Ölpreis die Nachfrage nach Recyclaten tendenziell zurückgehen.

Doch diese Beobachtung machten in der jüngeren Vergangenheit nicht alle in der Recyclingbranche. Als BDE-Präsident Peter Kurth im Februar dieses Jahres beklagte, der niedrige Ölpreis setze die Recycling-Unternehmen in Deutschland unter Druck, weil Kunststoff-Recyclate nur noch schwer zu kostendeckenden Preisen an die Kunststoffhersteller zu verkaufen seien, kam prompt Widerspruch vom bvse. Der niedrige Ölpreis habe die Nachfrage nach Kunststoff-Recyclaten nicht beeinflusst, hieß es damals. Glücklich sei zwar niemand über den niedrigen Ölpreis, aber die Nachfrage nach guten Kunststoffqualitäten sei trotz niedrigem Ölpreis stabil.

Von daher gilt es also abzuwarten, wie sich die Nachfrage nach Recyclaten verhält, wenn der Ölpreis sich nach oben bewegt. Immerhin: Die Voraussetzungen für eine steigende Recyclat-Nachfrage scheinen zumindest theoretisch gegeben zu sein.

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