Neue Absatzmärkte für Altpapier

Trotz gebremstem Wachstum ist China für europäische Altpapierhändler nach wie vor das Exportland Nummer eins. Inzwischen werden aber weitere Länder Asiens immer interessanter – vor allem Indien.

Exportziel Nummer eins: Asien


Die Zukunft für Altpapierhändler liegt in Asien. Und zwar nicht – wie viele Jahre lang – nur in China, sondern auch in Ländern wie Indien, Vietnam, Malaysia und die Region mittlerer Osten. Zu diesem Schluss kam der Papierexperte und Präsident des Weltrecyclingverbands BIR, Ranjit Baxi, auf dem Altpapiertag des Entsorgerverbands bvse.

Wie Baxi ausführte, soll die Wirtschaft in Vietnam, Indonesien und Malaysia in den kommenden Jahren jeweils um über 5 Prozent steigen. Auch China werde in diesem Jahr voraussichtlich um 6,3 Prozent und im kommenden Jahr um 6 Prozent wachsen. Mit über 7 Prozent Wirtschaftswachstum sieht es für Indien noch besser aus.

iwf-prognose_-wachstum-des-bip-nach-laendergruppen-bis-2017Gute Wirtschaftsaussichten hätten aber auch Länder im mittleren Osten. Das Wachstum bedeute einen gesteigerten Rohstoffbedarf, erklärte Baxi. Europäische Händler sollten sich verstärkt darauf einstellen, diesen mit Altpapier auch zu bedienen.

Denn trotz gebremstem Wachstum hat China im vergangenen Jahr mehr Altpapier eingeführt als im Vorjahr. Mit 28,86 Millionen Tonnen waren es 1,5 Millionen Tonnen mehr als 2014. Zwar kam auch im Jahr 2015 knapp die Hälfte der Lieferungen aus den USA, aber die europäischen Händler konnten mit 8,88 Millionen Tonnen insgesamt über eine Million Tonnen mehr verkaufen als 2014. Aus Deutschland stammten dabei etwa 262.000 Tonnen – das ist ein Anstieg von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Indien: 600 von 800 Papierfabriken brauchen Altpapier

Besonders großes Potenzial sieht Baxi in Indien: Laut Prognose wird die Bevölkerung weiter wachsen und da auch die Alphabetisierung steigt, werde die Papierindustrie im Jahr 2025 etwa 28 Millionen Tonnen Papier produzieren. Das ist mehr als eine Verdoppelung der jetzigen Herstellung von 12,7 Millionen Tonnen.

Bereits jetzt werden in Indien 13 Millionen Tonnen Papier verbraucht. Laut Baxi soll die Nachfrage jährlich um 8 Prozent steigen. Besonders im Kommen seien Hygienepapiere – hier liege das Wachstum bei 20 Prozent.

Von den knapp 800 Papierfabriken in Indien seien etwa 600 auf Recyclingfasern als Rohstoff angewiesen, erklärte der Altpapier-Experte. Jährlich setzen die Produzenten zurzeit etwa 7,9 Millionen Tonnen Sekundärfasern ein – mehr als die Hälfte kommt dabei aus dem Ausland. Sollte das Ziel von 2025 erreicht werden, würden alleine für die Zeitungspapierproduktion rund 8 Millionen Tonnen Sekundärfasern benötigt. Für Duplexkartons und Kraftpapiere liege der künftige Bedarf bei 6,6 beziehungsweise 9,5 Millionen Tonnen.

Günstige Aussichten

Aufgrund der Nachfrageprognosen glaubt Baxi, dass die „lange Periode der niedrigen Erlöse, fluktuierenden Nachfrage und steigenden Kosten“ vorbei sei. „Die Aussichten sehen günstig aus.“ Auch der schwache Euro wirke sich positiv auf den Exportmarkt aus.

Zu bedenken gibt Baxi jedoch, dass sich die beschriebenen Märkte auch ständig verändern, die Währungen instabil und die Frachtraten unberechenbar sind. Darüber hinaus könnten sich Gesetze laufend ändern und unkalkulierbare Handelsbarrieren wie Zölle und Importstopps auftreten. Außerdem verstärken laut Baxi die Staaten auch im Inland ihre Sammelbemühungen.

Um sich auf dem Markt behaupten zu können, rät Baxi den Firmen unter anderem zu Zusammenschlüssen, um die Marktstellung zu festigen und bei Akquisitionen besser zusammenarbeiten zu können. Außerdem mahnt der Altpapierexperte wie schön häufiger in der Vergangenheit zu „Qualität, Qualität, Qualität“.

© 320°/ek | 28.04.2016

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