Bunte PET-Verpackungen

Die vielfarbigen PET-Verpackungen behindern das Kunststoffrecycling massiv, bestätigen die beiden Branchenvertreter Michael Scriba und Herbert Snell. Dabei wäre es aus ihrer Sicht recht einfach, das Problem zu lösen.

„Extrakosten sind kaum zu leisten“


Die Kunststoffrecyclingunternehmen mtm plastics GmbH aus Niedergebra sowie MulitPet GmbH und Multiport GmbH aus Bernburg schließen sich der Warnung des europäischen Verbands Plastics Recyclers Europe (PRE) an: Der sich abzeichnende Trend zu immer vielfarbigeren PET-Verpackungen behindert massiv das Kunststoffrecycling. Hält der Trend zu farbenfrohen PET-Verpackungen an, könnten demnächst europaweit jährlich rund 300.000 Tonnen dieser farbigen Kunststoffe zusätzlich auf den Markt kommen, schätzt der Verband.

Diese Entwicklung hat schwerwiegende Auswirkungen auf den Recyclingprozess: Werden die bunten mit den transparenten Verpackungen gemeinsam gesammelt, müssen die farbigen Anteile in einem zusätzlichen Schritt separiert und anschließend grau oder schwarz eingefärbt werden, bevor sie in den Verkauf gehen können. Doch gebe es für ein solches Produkt aus grauen oder schwarzen Recycling-PET auf absehbare Zeit kaum Nachfrage, bestätigt Multiport-Geschäftsführer Herbert Snell die Einschätzung des europäischen Verbands zu den Vermarktungschancen. „Die Extrakosten für den Sortieraufwand sind kaum zu leisten bei auf einem Rezyklatmarkt, der ohnehin schon unter Druck steht“, befürchtet er.

Auch die PE/PP-Verwerter blicken mit Sorge auf die neue Entwicklung: „Auch bei uns landen immer mehr PET-Verpackungen, die vorher aus gut zu recycelnden Polyethylen oder Polypropylen hergestellt waren. Das mindert nicht nur unseren verwertbaren Input, sondern verursacht zusätzliche Kosten, weil wir das Material ausschleusen und kostenpflichtig entsorgen lassen müssen“, erläutert Scriba vom Regranulat-Produzenten mtm plastics.

Einfache Lösung

Dabei wäre es einfach, das Problem zu lösen, wie die beiden Branchenvertreter betonen. Würden nämlich die Verpackungshersteller Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) als Material nutzen, würden Farben für den Recyclingerfolg keine Rolle spielen. Flaschen etwa für Reinigungsmittel, Shampoos oder Kosmetika sollten aus den Materialien PP oder PE-HD hergestellt werden, empfehlen Scriba und Snell. Denn PE und PP würden bereits seit Jahren erfolgreich recycelt.

Ein Negativbeispiel für die Entwicklung, die jetzt auch bei Flaschenverpackungen erwartet wird, ist nach Angaben der beiden Branchenvertreter die Substitution von PP und PS im Schalenbereich durch PET. Die PET-Schalen und Blister würden derzeit nahezu vollständig verbrannt, anstatt zu einem neuen Rohstoff für die kunststoffverarbeitende Industrie verarbeitet zu werden. Der Grund dafür seien die Einfärbungen und Mehrschichtigkeit der Verpackungen.

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