Umbaumaßnahmen im Stahlwerk Riesa

Der Riesaer Stahlproduzent Feralpi Stahl stoppt die Produktion seines Shredders. Grund ist ein Umbau. Andere Bereiche sollen ebenfalls verbessert werden. Das Unternehmen kommt damit einer Zwangsstilllegung zuvor.

Feralpi stoppt Shredderbetrieb


Seit heute Morgen, 6 Uhr, steht die Shredderanlage der Elbe-Stahlwerke Feralpi (ESF) im sächsischen Riesa still. Die Unterbrechung werde bis 2. November andauern und dem Umbau des so genannten Kondirators dienen, teilt das Unternehmen mit. Mit dem Kondirator werden bei Feralpi täglich 500 Tonnen Eisenmetalle aus Haushaltsschrotten, Altfahrzeugen und Elektroaltgeräten aufbereitet.

Das Ziel sei es, diffuse Emissionen des Shredders erheblich zu reduzieren und den Lärm zu mindern, so das Unternehmen. Weitere Maßnahmen betreffen den technischen Umbau der Schrottversorgung und Stahlerzeugung.

Feralpi setzt damit die Änderungsgenehmigung vom 14. November 2014 der Landesdirektion Sachsen um und kommt so einer Zwangsstilllegung zuvor, die Anfang Juni 2015 vor dem Verwaltungsgericht Dresden beantragt worden war. Die Stilllegung drohte, weil ESF bereits im Jahr 2012 von der Landesdirektion Sachsen verpflichtet wurde, Verbesserungen am Kondirator vorzunehmen, dieser Aufforderung aber nicht nachkam. Bei der Aufbereitung stellten sächsische Fachbehörden in der Umgebung des Stahl- und Walzwerkes jahrelang erhöhte Werte bei Dioxinen/Furanen und dioxinähnlichen PCB in der Luft fest.

Konkret sollen nun folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Halbierung des genehmigten Anlagendurchsatzes von 250.000 Tonnen pro Jahr auf 125.000 Tonnen pro Jahr, um alle mit dem Betrieb des Kondirators verbundenen Emissionen zu reduzieren
  • vollständige Einhausung des Transportbandes Kondirator-Siebtrommel
  • Schließungen im Dachbereich der Kondirator-Einhausung um insgesamt 90 Prozent
  • Reduktion des Abgasvolumenstroms aus dem Kamin des Kondirators auf 70.000 Kubikmeter pro Stunde
  • Erhöhung des Kamins von 22 auf 47 Meter

Staubbelastung „auf städtischem Niveau“

Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Dioxine/Furan- und PCB-Belastung im Staubniederschlag erheblich zu senken. Ziel ist laut ESF, am Messpunkt mit der höchsten Immissionsbelastung einen Wert von 6,6 Picogramm pro Quadratmeter und Tag (pg/m²*d) im Jahresmittel nicht zu überschreiten. Zuvor hatte das Unternehmen einen Zielwert von 8,9 pg/m²*d festgelegt. Bislang gibt es für diese Schadstoffe keine gesetzlichen Grenzwerte. Die Bund/Länderarbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) strebt allerdings einen Zielwert von 4 pg/m²*d an und empfiehlt für die Praxis einen Orientierungswert von 9 pg/m²*d. „Mit den emissionsmindernden Maßnahmen streben wir ein Level an, das städtischem Niveau ohne Industrie entspricht“, sagt Mathias Schreiber, Leiter Umweltschutz bei ESF.

Als weitere Maßnahme plant das Unternehmen, das System der Schrottaufbereitung und -reinigung zu optimieren. Zukünftig soll mehr Schrott von der Magnettrommel in der geschlossenen Schrotthalle aufbereitet werden. Darüber hinaus sollen die Emissionen auch dadurch gemindet werden, dass die Art der Eingangsstoffe in die Magnettrommel sich ändere, Werksdirektor Frank Jürgen Schaefer. Künftig sollen keine Elektrogeräte, keine Altfahrzeuge, kein Shreddervormaterial mehr in die Trommel kommen. Außerdem erfolge in der Magnettrommel im Gegensatz zum Kondirator keine mechanische Zerkleinerung. In der Konsequenz bleibe ein Erhitzen des Materials aus. Das verhindere das Ausgasen organischer Bestandteile (PCB) aus dem Schrott.

Ausbau der Kapazitäten

Der Umbau des Kondirators dürfte nur der Anfang sein. Langfristig planen die Verantwortlichen, auch den Standort zu modernisieren. So teilte das Unternehmen Ende vergangenen Jahres mit, dass das Stahl- und Walzwerk für eine bessere Massen- und Energiebilanz besser verknüpft werden soll. Darüber hinaus soll der Schmelzofen auf das sogenannte Consteel-System umgerüstet werden. ESF erhofft sich dadurch, den Energieeinsatz pro Tonne Stahl um ein Viertel zu senken und gleichzeitig den CO2-Ausstoß pro Tonne um 30 Prozent zu verringern.

Darüber hinaus ist ein weiterer Ausbau geplant. Bereits in der Änderungsgenehmigung vom 14. November 2014 ist das formuliert. So soll die Produktionskapazität des Stahlwerks um 40 Prozent auf bis zu 1,4 Millionen Tonnen Stahl im Jahr steigen. Die Herstellung von Fertigprodukten im Walzwerk soll sich von 0,8 Millionen Jahrestonnen auf 1,2 Millionen Tonnen erhöhen. Dazu will ESF die jährliche Schrottanliefermenge von derzeit rund 1,45 Millionen Tonnen auf 1,6 Millionen Tonnen steigern sowie die Betriebszeit von 7.700 Stunden pro Jahr auf 8.352 Stunden pro Jahr heraufsetzen. Des Weiteren ist der Bau und Betrieb einer Schlackenaufbereitungsanlage mit einer Leistung von jährlich 90.000 Tonnen Schlackengranulat genehmigt.

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