Weltweite Schrottmärkte

Die internationalen NE-Metallschrottmärkte präsentieren sich durchwachsen. In vielen Ländern ist die Nachfrage nur verhalten, wie Markteinschätzungen von Vertretern des Weltrecyclingverbands BIR zeigen. Aus Deutschland hingegen kommen positive Signale.

Flauer Handel mit Metallschrotten


In Deutschland nimmt nicht nur die Wirtschaft weiter an Fahrt auf, sondern auch die Nachfrage nach einigen Metallen. Die Aluminiumnachfrage aus Deutschland – sowohl im Primär- als auch im Sekundärbereich – sei derzeit recht gut, berichtet Morgens Bach Christensen von der Firma H.J. Hansen Genvindingsindustri, der innerhalb des Weltrecyclingverbands BIR die nordischen Länder vertritt. Aufgrund des starken US-Dollars habe aber auch der Export von Aluminiumschrott in Richtung Indien und China angezogen. Auch für Edelstahl stieg die Nachfrage in Deutschland, lediglich bei Kupfer gab die Nachfrage laut Bach Christensen leicht nach.

Ein Grund für den Rückgang der Kupfernachfrage ist einmal mehr China. Nach Angaben von Shen Dong von OmniSourc (USA) lagen Chinas Importe des roten Metalls im ersten Quartal 2015 um 17 Prozent unter dem Vorjahreswert. Und das, obwohl im März mit 400.000 Tonnen fast 40 Prozent mehr als noch im Februar eingeführt wurden. Dong führt die insgesamt schwache Nachfrage auf die restriktive Kreditvergabe der lokalen Banken und den schwächeren Kupferbedarf der chinesischen Industrie zurück. Demnach soll der Bedarf in diesem Jahr „nur“ um 4 Prozent steigen. Auch bei anderen NE-Metallen und Metallschrotten sei der Handel wegen Problemen beim Cash-Flow derzeit schleppend und schwierig.

In Japan hingegen stockte der Handel aufgrund anderer Umstände: Zu ersten Mal seit fünf Jahren war die Automobilproduktion von April 2014 bis März 2015 rückläufig, berichtet Shigenori Hayashi vom japanischen Unternehmen Daiki Aluminium Industry. Entsprechend fiel auch die Nachfrage an Aluminiumschrotten – im März lag sie mit 68.600 Tonnen um 8,4 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Kaum Auswirkungen der Russland-Sanktionen

Überraschend ruhig ging es in den vergangenen Wochen auf den Schrottmärkten in Italien zu. Laut Fernando Duranti von Tzimet stieg trotz der gesunkenen Kupferpreise an der Londoner Metallbörse die Nachfrage an Kupferschrotten nicht an. Lediglich bei Blei- und Zinkschrotten erhöhte sich der Bedarf. Und obwohl die Aluminiumnachfrage aus der Automobilindustrie nach Angaben von Duranti anzog, wirkte sich dies nicht auf den Markt für Aluminiumschrotte aus. Hier mussten sich die Händler weiter mit eher geringen Preissteigerungen zufrieden geben.

Auf dem russischen Metallschrottmarkt sind laut Ildar Neverov von der Tyor Group vor allem mögliche Exportbeschränkungen und der Wechselkurs die beherrschenden Themen. Von den zwei Abwertungen des Rubels seit September 2014 konnten vor allem die Schrottexporteure profitieren. Im Umkehrschluss lohne es sich aber derzeit wirtschaftlich nicht, Schrotte zu importieren. Die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland wirken sich nach Einschätzung von Neverov kaum aus: Die Handelspartner in der EU und den USA wurden überwiegend durch neue Partnerschaften mit BRIC-Staaten oder anderen asiatischen Ländern ersetzt. Gleichwohl hätten die Sanktionen Auswirkungen für die europäischen Lieferanten. Auf möglichen Exportbeschränkungen will die russische Regierung laut Neverov nach Beratungen mit der World Trade Organization und dem BIR zunächst verzichten.

© 320°/ek | 28.05.2015

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