Phosphor aus Klärschlamm

Auf den ersten Blick verbindet Brauereien und Kläranlagen nichts. Das könnte sich ändern. Denn Leipziger Forscher wollen Bierhefen künftig zur Herstellung von Dünger aus Klärschlämmen verwenden. Das Verfahren soll nun unter Realbedingungen erprobt werden.

Forscher entwickeln Recyclingdünger mittels Bierhefe


Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig hat einen neuen Ansatz entwickelt, um Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht Saccharomyces cerevisiae, die Bierhefe. Die biologische Methode wurde im Labor bereits erfolgreich getestet und eignet sich besonders für kleinere Anlagen, heißt es.

Im Detail handelt es sich um ein zweistufiges Verfahren. Zunächst wird der Klärschlamm unter Ausschluss von Luft in Wasser gegeben. Dabei löst sich der als Polyphosphat gebundene Phosphor. Nach 48 Stunden ist den Forschern zufolge der Nährstoff gelöst – im Mittel werde eine Rücklösequote von 34 Prozent des P-Gehalts der Frischmasse erreicht.

Anschließend wird das Wasser in einen Behälter mit der Hefe überführt. Diese fixiert den gelösten Phosphor in der Folge unter sauerstoffhaltigen Bedingungen innerhalb von zwei Stunden. Unterm Strich werden den Forschern zufolge bis zu 88 Prozent des rückgelösten Phosphors in den Hefezellen gespeichert. Die Zellen könnten dann als Dünger genutzt werden. Wie die Forscher schreiben, wurde der Hefedünger bereits erfolgreich an Mais und Sommergerste getestet. Dieser sei in seiner Düngewirkung mit dem Mineraldünger Superphosphat vergleichbar.

Keine chemischen Zusätze nötig

„Außer dem Reststoff Hefe, der als Abfall in Brauereien anfällt, benötigt das Verfahren keine chemischen Zusätze, ein großer Vorteil gegenüber bisherigen Verfahren“, sagt Projektleiterin Susann Müller, Professorin in der Arbeitsgruppe Flow Cytometry am UFZ. Zudem sei weniger Energie erforderlich. Ein weiterer Vorteil ist: Die Schwermetallkonzentrationen sowie die Keimkonzentration liegen unterhalb der Nachweisgrenze.

Das Verfahren soll nun unter Realbedingungen erprobt werden. Als Partner wurde der Abwasserzweckverband ‚Mittlere Mulde‘ in Eilenburg – 30 Kilometer nordöstlich von Leipzig – gewonnen. 3.000 Liter Klärschlamm könnten dort künftig pro Durchgang bearbeitet werden. Dabei sollen auch die im Vorgängerprojekt von Centec entwickelten Sensoren weiter verbessert werden. Sie messen, wie viel Phosphor die einzelnen Hefeorganismen sammeln. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert beide Vorhaben mit rund 473.000 Euro.

 

© 320°/bs | 23.04.2018

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