Recyclingbeton

Architekten, Bauherren und die Öffentliche Hand sind noch immer skeptisch, wenn es um den Einsatz von Recyclingbeton geht. Dass das Material aus Betongranulat oder gemischtem Mauerwerkbruch ein vollwertiger Ersatz für Primärgestein sein kann, soll nun ein neues Projekt zeigen.

Forschungsvorhaben analysiert Einsatz von Mauerwerkbruch


Jährlich fallen in Deutschland circa 10 Millionen Tonnen Bauschutt aus Ziegeln an. Bislang wird das Material überwiegend deponiert. Doch weil Deponieraum knapp ist und die Bundesregierung mehr Ressourceneffizienz fordert, sind alternative Wege gefragt. Die Lösung könnte sein, Mauerwerkbruch verstärkt in Recyclingbeton (R-Beton) einzusetzen.

Ein Forschungsprojekt mit dem Tiel „Untersuchung von Mauerwerksabbruch und Ableitung von Kriterien für die Anwendung in RC-Beton mit Typ 2-Körnung für den ressourcenschonenden Hochbau“ hat sich genau dieser Idee angenommen. Das Projekt läuft bereits seit 21. September 2015 und endet am 14. Januar 2018. An der Umsetzung sind die Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) sowie das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) und das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar (IAB) beteiligt. Aus der Praxis sind das Recyclingunternehmen Feess und das Transportbetonwerk Holcim eingebunden.

Das erklärte Ziel ist es, die Bekanntheit von Recyclingbeton und das Vertrauen in das Material zu steigern. Recyclingbeton besteht etwa zu einem Viertel aus Betongranulat oder gemischtem Mauerwerkbruch. „Beton mit Recyclinganteilen ist nicht von minderer Qualität. Dennoch ist die Bekanntheit des Materials und das Vertrauen in das Material in Deutschland gering“, sagt Sylvia Stürmer, Professorin für Baustofftechnologie, Bauphysik und Bauwerkserhaltung an der HTWG.

Anders sei das im Nachbarland Schweiz: „In der Schweiz wird der Einsatz von Recyclingbeton gar nicht mehr gesondert gekennzeichnet, ein Anteil von fünfzehn Prozent bei öffentlichen Baumaßnahmen ist üblich“, betont Stürmer.

Moderne Analyseverfahren

Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit knapp 183.000 Euro gefördert. Auf das IFEU kommt dabei die Aufgabe zu, die ökologische Bilanz der verwendeten Materialien vom Rückbau bis zum Einsatz auf Neubau-Baustellen im Vergleich zum Beton mit ausschließlich natürlichen Körnungen zu untersuchen. Für Aspekte der Aufbereitung und Materialtechnik ist das IAB zuständig.

Aufgabe der Konstanzer Hochschule wird sein, die Betonkennwerte der handelsüblichen R-Betone im Vergleich zu herkömmlichen Betonen mit ausschließlich natürlicher Körnung zu analysieren. Dabei sollen moderne Verfahren zum Einsatz kommen, etwa Rasterelektronenmikroskopie und laserinduzierte Plasmaspektroskopie (LIBS). Letzteres wird auch in Handspektrometern für die Analyse von Metallen auf Schrottplätzen genutzt.

Von den Erkenntnissen könnten vor allem Regionen profitieren, in denen verstärkt Mauerwerkabbruch anfällt, erklären die Projektverantwortlichen. Interessant sei es auch für Regionen, in denen die Transportentfernung für natürliche Gesteinskörnung vergleichsweise hoch ist und viele Hochbauprojekte mit Beton realisiert werden.

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