Erweiterte Produzentenverantwortung

Die Recyclingquote für Altmöbel aus Privathaushalten hat sich in Frankreich innerhalb von nur zwei Jahren mehr als verdoppelt. Gelungen ist das mit einem europaweit einzigartigen Rücknahmesystem für ausgedientes Mobiliar.

Frankreich: Altmöbel-Recycling erreicht gesteckte Ziele


Das System der erweiterten Herstellerverantwortung für Altmöbel in Frankreich ist europaweit einzigartig. Startschuss für die geregelte Sammlung und Entsorgung von Möbeln war der 1. Mai 2013. Seither sind in Frankreich ansässige Möbelhersteller, die Möbel unter ihrem eigenen Markennamen verkaufen, zur Rücknahme verpflichtet. Das Gleiche gilt auch für Importeure und Händler, die Möbel unter einer Eigenmarke auf den Markt bringen. Auch ausländische Händler, die direkt an den Verbraucher in Frankreich liefern, fallen unter diese Regelung.

Das erklärte Ziel des Rücknahmesystems ist eine höhere Recyclingquote für Altmöbel. Bis Ende 2015 soll die Recyclingquote für Möbel aus privatem Gebrauch bei 45 Prozent liegen. Für Möbel aus Firmennutzung wird eine Quote von 75 Prozent angestrebt. Dazu wird das Einsammeln und Verwerten der alten Möbel über zwei staatlich lizenzierte Recyclingsysteme organisiert: Éco-Mobilier für die Möbel von Privatleuten sowie für Betten jedweder Herkunft und Valdelia für Möbel von Unternehmen. Für die Entsorgung müssen die Produzenten durch die Zahlung eines festgelegten Betrags pro Stück an die jeweilige Entsorgungsorganisation aufkommen. Dieser Betrag wird in Form einer sichtbaren Recyclinggebühr auf die Produktpreise aufgeschlagen.

Recyclingquote auf 48 Prozent gesteigert

Für die Rückgabe von Altmöbeln aus Privathaushalten gibt es drei Wege: Der erste ist die Abgabe bei einer karitativen Einrichtung, wodurch die Möbel direkt einer erneuten Verwendung zugeführt werden. Der zweite ist die Entsorgung über eine der kommunalen Abgabestellen. Davon gibt es nach Angaben von Germany Trade & Invest (gtai) 4.500 Stück. Die dritte Möglichkeit ist die Rückgabe bei einer Möbelverkaufsstelle. „Die Rücknahme von Altmöbeln durch Möbelhäuser beim Kauf neuer Möbel ist nicht vorgeschrieben, wird aber von einigen Möbelhändlern bereits durchgeführt, vor allem in den Bereichen Betten und Matratzen sowie Küchenmöbel“, teilt gtai mit.

statistic_id260816_gebrauchsdauer-von-moebeln-in-deutschland-2010Jeder Vierpersonenhaushalt entsorgt nach Angaben von Éco-Mobilier rund 70 Kilogramm Möbel jährlich. „Das sind insgesamt über 1,2 Millionen Tonnen Altmöbel, die jährlich in Frankreich anfallen“, berichtete Cécile des Abbayes, Research & IT Director von Éco-Mobilier, beim Altholztag des Bundesverbands der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV) in Speyer. Im Jahr 2009 habe die Recyclingquote bei gerade einmal bei 23 Prozent gelegen, über die Hälfte der Altmöbel sei auf Deponien gelandet. Aktuell liege die Recyclingquote für Privatmöbel sogar über der Zielquote von 45 Prozent. „Wir haben eine Recyclingquote von 48 Prozent erzielt. 33 Prozent sind in die energetische Verwertung gegangen und 19 Prozent wurden entsorgt“, sagte sie.

Dass die 45-Prozent-Hürde übersprungen werden konnte, sei hauptsächlich der großen Menge an Holzmöbeln zu verdanken, erklärte des Abbayes. Holzmöbel machen nämlich 70 Prozent aller Altmöbel aus. 2014 seien somit 70.000 Tonnen Holzmöbel verwertet worden. 71 Prozent seien dabei stofflich und 26 Prozent als Ersatzbrennstoffe in Zementwerken und Papierfabriken energetisch verwertet worden. Drei Prozent seien deponiert worden.

Ende 2015 soll es 2.300 Rücknahmestellen geben

Nicht nur die Recyclingquote konnte Éco-Mobilier steigern. Auch die Zahl der Verträge mit Gemeinden und Sammelstellen ist seit 2013 deutlich nach oben gegangen. Laut des Abbayes stieg die Zahl der Verträge mit Kommunen bis Mai 2015 von anfangs 35 auf 526. Damit können von den insgesamt 65 Millionen Einwohnern Frankreichs bereits 52 Millionen ihre Altmöbel über den Herstellerzusammenschluss entsorgen und verwerten lassen. Die Zahl der Éco-Mobilier-Rücknamestellen sei von 308 im Jahr 2013 auf 1.947 im Mai 2015 gestiegen. Bis Ende dieses Jahres sollen es 2.300 sein, erwartet die Organisation.

Insgesamt sind über die Éco-Mobilier-Direktsammlung im vergangenen Jahr 124.338 Tonnen Altmöbel eingesammelt worden. Für dieses Jahr wird die doppelte Menge erwartet. Noch viel höher fallen die Zahlen für die kommunale Sammlung aus: Hier waren es 2013 über 66.800 Tonnen. Im vergangenen Jahr konnte die Sammelmenge auf über 500.000 Tonnen gesteigert werden. Für 2014 wird das Aufkommen auf 620.000 Tonnen geschätzt.

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