Innovationsförderung

Über Förderprogramme wie

„Für die Kreislaufwirtschaft stehen 58 Millionen Euro bereit“


Theresa Puerta leitet den Innovationsbereich der Wirtschaftsförderung von Katalonien in Stuttgart. Sie hat über 15 Jahre Erfahrung im Bereich Innovation und Technologietransfer und stellt aktuell Kooperationen mit Katalonien und Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa her. Im Interview erklärt sie, welche Möglichkeiten dabei Akteure in der Kreislaufwirtschaft haben.

Frau Puerta, in der Kreislaufwirtschaft werden eher wenige Projekte international gefördert, obwohl das Geld vorhanden ist. Woran liegt das?

Das ist schwer zu beantworten. Zum einem ist der Aufwand, um einem Antrag zu schreiben, relativ groß. Die Multidisziplinarität in der Abfallwirtschaft spielt sicherlich auch eine Rolle: In einem Projekt sind meistens logistische Fragen, politische Themen, privatwirtschaftliche Aspekte und Stadtmanagement-Einschränkungen zu berücksichtigen. Das Thema Kreislaufwirtschaft betrifft aber trotzdem alle Länder, und der Abfall kennt keine Grenzen; es ist daher sinnvoll, die Lösungen gemeinsam anzupacken. Und auch Fördergelder zu nutzen.

Eines der Förderprogramme ist Horizon2020. Was genau verbirgt sich dahinter?

Horizon2020 ist das europäische Förderprogramm für Forschung und Innovation. Es wurde von der Europäischen Kommission ausgeschrieben, hat im Jahr 2014 begonnen und wird bis 2020 laufen.

Was sind die Kerninhalte des Programms?

Es soll dazu beitragen, dass weltweit wettbewerbsfähige Forschung besser in Wachstum und Arbeitsplätze übertragen wird. Forschungsgetriebene Innovationen werden marktnah gefördert, zum Beispiel durch Pilotanlagen oder öffentlich-private Partnerschaften. Das Programm zielt auch darauf, gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern.

Welche Fördergelder stehen dabei jährlich für die Kreislaufwirtschaft zur Verfügung?

Das Budget für 2014 lag bei 73 Millionen Euro. Das meiste Geld gab es dabei für Kreislaufwirtschaft in einem industriellen Kontext. Für 2015 sind 58 Millionen Euro geplant. Diesmal geht das meiste Geld in die Entwicklung und Demonstration von innovativen Konzepten für das Abfallmanagement von Städten.

Gibt es eine Beschränkung der Zielgruppe, etwa auf kleine und mittelständische Unternehmen?

Nein. An Horizon2020 können sich groß und kleine Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber auch Verbände, Clusters und öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Städte beteiligen.

Können Sie ein Beispiel für ein erfolgreich gefördertes Projekt nennen?

Im aktuellen Horizon2020 sind die im Jahr 2014 genehmigten Projekte noch nicht bekannt. Aus anderen Programmen kann ich zwei Beispiele nennen: Die Entwicklung einer innovativen Sortiermethode für Kunststoffrecycling mit fast 4 Millionen Euro Förderung oder die Rückgewinnung von Ressourcen im Bauschutt mit über 3 Millionen Euro Förderung.

Brauche man dafür immer einen Partner aus einem anderen Land?

Meistens werden Verbundprojekte gefördert, in denen mehrere Partner aus mehreren Ländern teilnehmen. Teilweise ist aber die einzelne Teilnahme auch möglich, solange das Projekt eine europäische Dimension nachweist.

Welche Voraussetzungen müssen noch erfüllt sein, um die finanzielle Förderung zu erhalten?

Die Projekte werden gefördert, wenn sie zum Aufruf passen, also eine europäische Dimension haben, exzellent und innovativ genug sind, die Qualität und Effizienz der Projektdurchführung sichergestellt wird und die Auswirkung zur Lösung des Problems deutlich ist. Die Begutachtung erfolgt durch externe Experten, die sich zur Geheimhaltung verpflichtet haben.

Und wie muss man dabei vorgehen?

Wenn Sie eine innovative Idee haben, die bei der Lösung eines europaweiten Problems helfen könnte, müssen Sie Ihre Idee mit den EU-Arbeitsprogrammen abgleichen und einen passenden Aufruf suchen. Dabei lassen sie sich am besten von Ihren nationalen oder regionalen Beratungsstellen helfen, zum Beispiel durch die Enterprise-Europe-Network.

Wie lange dauert es von der Projektidee bis zum Startschuss?

Man muss immer bedenken, dass die ganze Prozedur lange dauert. Zwischen Projektidee bis zum Projektanfang können mehrere Monate liegen, manchmal sogar mehr als ein Jahr. Die Projekte dauern danach meistens mehrere Jahre. Deswegen eignen sich für EU Projekte am besten strategische Entwicklungen mit mittelfristigen Zielen.

Wie hoch kann die Förderung in Prozent ausgedrückt aussehen?

Die Förderung variiert zwischen 70 Prozent und 100 Prozent der gesamten Kosten, je nachdem wie marktnah das Projekt ist. Als Kosten werden Personal-, Reisekosten, Materialien, Geräte, Ausrüstungen, Unteraufträge sowie 25 Prozent der indirekten Kosten anerkannt.

© 320°/ek | 03.02.2015

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