Vergleich von Getränkeverpackungen

In der Schweiz wurde die Ökobilanz für Getränkeverpackungen untersucht. Das Ergebnis zeigt: Die Verpackung schneidet umso besser ab, je stärker sie stofflich verwertet wird. Doch längst nicht alle Verpackungsarten werden ausreichend recycelt.

Mehr Recycling würde Ökobilanz verbessern


Die perfekte Verpackung gibt es nicht. Je nach Zweck und Art des Getränkes schneiden PET-Flasche, Mehrweg-Glasflaschen oder Getränkekartons am besten ab. Teilweise lohnt sich aber auch der Einsatz von Aludosen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Ökobilanzstudie, die die Firma Carbotec für das Schweizer Bundesamts für Umwelt (BAFU) erstellt hat.

Für die Ökobilanz wurden die Herstellung, die Logistik und die Art der Verwertung von Getränkeverpackungen untersucht. Unterschiedlich bewertet wurde, ob die Getränke zu Hause, unterwegs oder ab Ausschank konsumiert werden und um welchen Getränketyp es sich handelt. Dabei kamen die Autoren der Studie für die verschiedenen Verpackungen zu folgendem Ergebnis:

PE-Beutel:

Den PE-Beuteln bescheinigen die Wissenschaftler eine „tiefe Umweltbelastung“ bei Herstellung und Entsorgung. Das bedeutet, dass die Umweltbelastung nicht hoch ist, unter anderem wegen des geringen Gewichts. Besonders ratsam sind die Beutel für Milch. Für Fruchtsäfte eignen sie sich dann, wenn diese unterwegs getrunken werden.

Die stoffliche Verwertung von PE-Beuteln ist der energetischen laut Studie eindeutig vorzuziehen: Auch bei einem Rezyklatanteil von null Prozent und einer Sammelquote von 70 Prozent, bringt eine Recyclingquote von 60 Prozent gegenüber der Entsorgung in einer Kehrrichtverbrennungsalage (KVA) eine Umwelteinsparung von 29 Prozent.

Getränkekartons:

Wegen der Materialkombination kommen die Getränkekartons insgesamt auf eine „gute Umweltperformance“ und ein niedriges Gewicht. Sinnvoll sind sie laut Studie vor allem für Fruchtsäfte und Wein. Allerdings kritisieren die Autoren der Studie, dass sie trotz guter Verwertbarkeit kaum recycelt werden. Bei einer fiktiven Recyclingquote von 70 Prozent könnte die Umweltbelastung um ein Viertel bis die Hälfte reduziert werden. Außerdem würden die Kartons dann gleich gut oder teilweise besser als die besten vergleichbaren Getränkeverpackungen abschneiden. Wird nur der Karton recycelt und das restliche Material in der KVA entsorgt, können 40 Prozent Umwelteinwirkungen gespart werden.

PET-Flaschen:

Vor allem bei kohlensäurehaltigen Getränken gehören die PET-Flaschen zu den Verpackungen mit der geringsten Umweltbelastung. Grund hierfür sind die relativ guten Verwertungsmöglichkeiten und das geringe Gewicht. Einsetzt werden sollten sie vor allem für Fruchtsäfte, Mineralwasser (dann aber mindestens in 1,5 Liter-Gefäßen) und Süßgetränke.

Recycling von Getränkeverpackungen in der Schweiz 2013Derzeit werden in der Schweiz bereits 80 Prozent der PET-Flaschen rezykliert, wobei 35 Prozent wieder für neue PET-Flaschen verwendet werden. Im Vergleich zu einer hundertprozentigen Entsorgung in der KVA werden hier 40 Prozent Umweltauswirkungen eingespart. Technisch möglich sei sogar ein Rezyklatanteil von 50 Prozent bei einer Recyclingquote von 90 Prozent. Das entspricht einer Umwelteinsparung von knapp 50 Prozent im Vergleich zur Entsorgung in einer KVA.

Mehrweg-Glasflaschen:

Die Mehrweg-Glasflaschen werden ähnlich gut bewertet wie PET-Verpackungen. Das gilt aber nur dann, wenn die Transportwege nicht weiter sind als durchschnittliche Distanzen in der Schweiz. Ab einer Strecke von mehr als 230 Kilometern fällt die Ökobilanz von Mehrwegglasflaschen hinter der von PET-Flaschen zurück. Zwar lassen sich Glasflaschen „vorzüglich“ wiederverwenden, doch ihr hohes Gewicht stellt einen großen Minuspunkt dar. Sinnvoll sind sie vor allem für Bier und Wein.

Einweg-Glasflaschen:

Zu den Verpackungen mit der höchsten Umweltbelastung gehören die Einweg-Glasflaschen. Neben dem hohen Gewicht liegt das schlechte Ergebnis auch an der aufwendigen Entsorgung. Zwar können die Einwegflaschen rezykliert werden, aber ein Minuspunkt ist, dass sie bei 1.600 Grad eingeschmolzen werden müssen und damit viel Energie verbrauchen.

Aludosen:

Zwar werden sie zu 90 Prozent recycelt, sind leicht und können gut transportiert werden, doch ihr Herstellungsaufwand ist ziemlich hoch: Aludosen schneiden in der Ökobilanz im Mittelfeld ab. Sie haben jedoch eine tiefere Umweltbelastung als Einwegglasflaschen und gelten somit vor allem bei Bier – in der Schweiz gibt es kein Bier in PET-Flaschen – als ökologischste Option.

Stahlfässer:

Wird nur die Verpackung betrachtet, haben Stahlfässer eine relativ tiefe Umweltbelastung. Weil es aber schwer ist, die Reste zu entleeren und die Fässer nur im Conveniencebereich einsetzbar sind, eignen sie sich in der Summe nicht mehr als PET- oder Mehrweg-Glasflaschen.

© 320°/ek | 10.09.2014

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