Glasrecycling

Die Scherbenqualität hat sich in den vergangenen Jahren verbessert – nicht zuletzt aufgrund von Investitionen in die Aufbereitungstechnik. Doch die Glasindustrie fordert zusätzliche Anstrengungen. Nötig sei ein gutes Qualitäts- und Kontrollmanagement.

Glasindustrie macht weiter Druck auf Scherbenqualität


Die Glasindustrie setzt die Aufbereiter von Altglas nach wie vor unter Druck, geeignete Scherbenqualitäten zu liefern. Wie bei der Jahrestagung des privaten Entsorgerverbands bvse in Bremen deutlich wurde, ist die gelieferte Qualität aus Sicht der Glasindustrie noch immer zu unterschiedlich.

„Die Glasindustrie benötigt spezifikationsgerechte Scherbenqualität, um beispielsweise störende Einschlüsse, die Glasbrüche in der Flaschenproduktion verursachen können und potenzielle Risiken für den Endverbraucher bergen, auszuschließen“, betonten Burkhard Dreier und Hans Hilkes von der Ardagh Group vor bvse-Vertretern. Beide Unternehmensvertreter bestätigten jedoch, dass in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte erzielt wurden. „Wir sind auf einem guten Weg – die Qualität hat sich in den letzten zehn Jahren durch Investitionen und gute Zusammenarbeit erheblich verbessert.“

Dennoch seien die aus Deutschland erhältlichen Scherben, die in der Glasindustrie auch im Hinblick auf Umweltschutz und Energieeffizienz gerne in der Produktion eingesetzt werden, in der Qualität immer noch sehr unterschiedlich, erklärten die beiden Glasexperten. Um Qualität und Einsatzmöglichkeiten zu verbessern, seien daher gemeinsame strukturierte Ansätze, ein gutes Qualitäts- und Kontrollmanagement und ein permanenter Dialog entlang der ganzen Lieferkette notwendig.

Höhere Aufbereitungskosten

Wie der bvse hinweist, haben Glasrecycler in der Vergangenheit mit hohem unternehmerischen Risiko in State-of-the-art Aufbereitungstechnik, beispielsweise zur Ausschleusung von Fremdstoffen, investiert. Doch das steigende Bruchglasaufkommen stelle eine große Herausforderung für Glasaufbereiter dar. Denn durch häufige Glasumschläge komme es zu einer immer stärkeren Zersplitterung der Scherben an den Zwischenlagern, was die Sortierung und Ausschleusung von Fremdstoffen erschwert.

Die Verantwortung hierfür tragen die dualen Systeme, meint der bvse. Durch ihre Umschlags- und Ausschreibungspraktiken werde beispielsweise in extremer Weise die Zuweisung der Sammelware aus den verschiedenen Sammelgebieten für die Aufbereitungsanlagen nach strenger Farbdifferenzierung festgelegt.

Außerdem finde die von Aufbereiterseite vorgeschlagene Begrenzung des Schüttgewichts auf maximal 450 kg/Gefäß in den Ausschreibungsunterlagen der dualen Systeme nach wie vor keine Beachtung. In der Folge hätten Glasrecycler mit immer kleiner werdenden Korngrößen zu kämpfen, die die Sortierbarkeit in den Aufbereitungsanlagen erschweren und wiederum neue hohe Investitionen in entsprechende Technologien erfordern. Dies schlage sich letztendlich auch in höheren Aufbereitungskosten nieder.

Gute Nachfrage

Dabei steht die Marge der Glasaufbereiter schon seit einiger Zeit unter Druck. Grund sind nicht nur die höheren Aufbereitungskosten, um die Qualitätsansprüche der Glasindustrie zu bedienen, sondern auch steigende Einkaufspreise für Scherben. Denn die bestehenden Überkapazitäten am Aufbereitungsmarkt führen zu mehr Wettbewerb um die Scherben, was wiederum den Preis nach oben treibt. Zugleich können die Recycler die steigenden Einkaufspreise und Aufbereitungskosten nicht auf die Abnehmer abwälzen.

Immerhin: Um die Nachfrage nach Scherben müssen sich die Recycler wenig Sorgen machen. Denn die Glasindustrie verwendet gerne Scherben. Die Faustregel lautet, dass die Produzenten pro 10 Prozent eingesetzte Scherben 3 Prozent Energie sparen. So macht der Anteil von Scherben über alle Farben hinweg rund 60 Prozent des Gesamtinput der Glasproduzenten aus. Bei Grünglas werden sogar bis zu 90 Prozent Sekundärscherben eingesetzt.


glasverpackungen-recyclingquote-in-deutschland-bis-2013

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