Länderüberblick

In Russland werden zum September die Exportzölle für NE-Metalle gesenkt, damit können die Händler wieder international agieren. Auch in Indien soll sich eine Steuerreform positiv auswirken. In Deutschland werden NE-Metallschrotte unterdessen knapp.

Globaler Metallschrottmarkt: Russland senkt Ausfuhrzölle


In Mexiko haben sich Metallhändler in den vergangenen Wochen vor allem damit beschäftigt, die richtigen Papiere für den Export von Aluminium- und Edelstahlschrotten zu bekommen. Wie Alejandro Jaramillo von Glorem SC im Quartalsbericht des Weltrecyclingverbands BIR schreibt, müssen die Händler sich dafür registrieren und auf entsprechende Genehmigungen warten. Diejenigen, die die Registrierung bereits in den Händen halten, konnten entsprechend viele Schrotte in Ausland verkaufen. Im Inland wurde hingegen, ausgelöst durch eine Delle in der Automobilherstellung, eher weniger Aluminiumschrott nachgefragt.

Groß ist hingegen die heimische Schrottnachfrage derzeit in Russland. Laut Ildar Neverov von der Tyor Group ist besonders Aluminiumschrott begehrt, die Produzenten fragen auch in den benachbarten GUS-Staaten nach – nicht immer mit Erfolg. So denken die Behörden in Kasachstan bereits über Exportbarrieren für einige Schrottsorten nach – die Händler sind erwartungsgemäß gegen diese Pläne.

Positiv für Russlands Schrotthändler sind hingegen die Pläne, dass ab September die Ausfuhrzölle für NE-Metalle in Absprache mit der Welthandelsorganisation wieder gesenkt werden sollen. Damit könnte international wieder wettbewerbsfähig Messing, Bronze, Blei und Zink angeboten werden. Bei den anderen Metallen bezweifelt Neverorv, dass die Preise mithalten können.

Größte Steuerreform der Geschichte in Indien

Auch in Indien gibt es Steuerveränderungen. Laut Dhawal Shah von Metco Marketing waren es die größten in der Geschichte des Landes. Unterschiedliche Steuerarten wie direkte und indirekte sowie Zölle würden in einer einzigen Steuer zusammengefasst. Trotz Anlaufschwierigkeiten glaubt Shah, dass die Reform zu einem deutlich einfacheren Handel führen wird. Die neue einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen soll im 1. April 2017 in Kraft treten.

Positives berichtet Shah auch vom heimischen Automobilmarkt: Um zehn Prozent erhöhte sich der Verkauf von Personenwagen. Allerdings kann der Sekundärmetallmarkt nicht im gleichen Maße von den positiven Veränderungen im Land profitieren. So seien die Preise für Aluminiumschrotte gefallen, berichtet Shah. Die kommende Feriensaison habe die Messingschrottkäufe verlangsamt und im Bereich von Kupfer seien die Margen fast auf Null geschmolzen. Nur bei Zinkschrotten seien die Preise gestiegen. Langfristig glaub Shah jedoch, dass auch die Schrotthändler von den Steuervereinfachungen profitieren werden.


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Weiteres Wachstum vermeldet hingegen Shen Dong von OmniSource für den Kupfermarkt China. Im ersten Halbjahr 2016 wurde mit 4,03 Millionen Tonnen etwa 7,6 Prozent mehr raffiniertes Kupfer produziert als noch im Vorjahreszeitraum. Eine starke Aluminiumnachfrage führte kürzlich zu steigenden Preisen, auch der Schrotthandel war dadurch lebhaft. Ungünstige Wechselkurse führten allerdings zu unbefriedigenden Geschäften für Schrottimporteure.

Schrottengpässe in Deutschland

In Deutschland wurden in den vergangenen Wochen laut Murat Bayram von European Metal Recycling die NE-Metallschrotte knapp. Vor allem hochwertige Aluminium- und Kupferschrotte seien schwer zu bekommen gewesen, es werde mit weiteren Engpässen gerechnet. Dank der guten Warennachfrage seien die Kapazitäten der Produzenten gut ausgelastet, Kupferprodukte werden gut gehandelt. Da die Stahlpreise im zweiten Quartal dieses Jahres eher niedrig waren, konzentrierten sich viele deutsche Händler auf Geschäfte mit NE-Metallen. Dies führte zu vielen Lagerverkäufen und derzeit geringen Vorräten, vor allem im Kupferbereich.

Aus Frankreich und den nordischen Staaten berichten die BIR-Experten eher von einem ruhigen Schrotthandel in den Sommermonaten. Ganz im Gegensatz zu Italien. Hier konnten die Recycler laut Leopoldo Clemente von LCD Trading nach vielen ruhigen Monaten im Juli einige gute Geschäfte abschließen. Vor allem rote Metalle und Nickel wurden gut verkauft, besonders erfolgreich war Palladium mit einem Preisanstieg von 17 Prozent.

Die italienischen Produzenten von Metallverpackungen stellten im vergangenen Jahr rund 1,4 Prozent mehr Ware her – davon wurde 73,4 Prozent der Verpackungen aus Stahl und 69,9 Prozent der Aluminiumverpackungen 2015 wieder recycelt. Für italienische Schrotthändler besonders interessant ist derzeit Polen, schreibt Clemente. Er bezeichnet das Land als „Brücke zu den östlichen Märkten“, die auch Steuererleichterungen sowie gut ausgebildetes Personal bietet.

© 320°/ek | 15.08.2016

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