Marktbericht für Edelmetalle

Gold und Silber haben in der zurückliegenden Woche vom niedrigen Ölpreis und von schwachen US-Daten profitiert. Demgegenüber liegt der Platinpreis auf tiefem Niveau, die Industrie ist verunsichert. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Gold und Silber erholen sich


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: US Zinserhöhung in diesem Jahr fraglich

Überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten brachten die Märkte am Freitagnachmittag nochmal in Bewegung. Statt den erwarteten 203.000 neuen Stellen schuf die US-Wirtschaft im September lediglich 142.000. Die August-Zahlen wurden von 173.000 auf 136.000 revidiert. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist für die amerikanische Zentralbank Fed ausschlaggebend für ihre Zinsentscheidung. Nach den Zahlen vom Freitag ist eine Erhöhung der Leitzinsen im Oktober wahrscheinlich vom Tisch und auch für den weiteren Jahresverlauf fraglich.

Dementsprechend fiel auch die Reaktion der Märkte aus: Der Dollar verlor auf breiter Front und handelte beispielsweise gegen den Euro bei nur noch 1,1305. In Euro verbuchte der Goldpreis je Unze entsprechend deutliche Gewinne und notierte bei 1.010 Euro/oz, nachdem er am Morgen noch bei 985 Euro/oz handelte.

Zu den Verlierern zählten der Ölpreis und die Aktienmärkte. Der Goldpreis profitierte von dieser Entwicklung und legte in der Spitze bis auf 1.142,50 US-Dollar/oz zu. Er beendete damit eine Schwächephase, die ihn noch am Freitagvormittag bis auf 1.104 US-Dollar/oz drückte.

Geprägt von geringer Liquidität und feiertagsbedingter Abwesenheit der chinesischen Marktteilnehmer hatte das Metall bereits in den Tagen zuvor geschwächelt. Ebenfalls betroffen von dem Feiertag war die physische Nachfrage. Ungeachtet des deutlichen Anstiegs am Freitagnachmittag befindet sich der Goldpreis weiterhin in einer breiten Seitwärtsbewegung. Unterstützung findet er derzeit bei 1.098 US-Dollar/oz – mit Widerständen bei 1.156 US-Dollar/oz und 1.170 US-Dollar/oz.

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Gold: 28.09.-4.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.150,80 1.025,78 32,98
Tief 1.110,75 985,72 31,69

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Silber: Preis wieder nah am Septemberhoch

Nachdem die Neubeschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA (non-farm payrolls) am Freitag deutlich unter Markterwartung lagen, konnten alle Edelmetalle inklusive Silber deutlich zulegen. Die Erwartung einer Zinserhöhung durch die Fed zum Jahresende ist unter 40 Prozent gesunken und von der Aussicht auf ein weiterhin zinsschwaches Umfeld profitieren renditelose Anlageklassen wie Edelmetalle besonders. So gab es nach zwei Monaten fortwährender Abflüsse letzte Woche erstmals wieder ansteigende ETF-Bestände im Silber.

Silber reagierte am Freitag stärker auf die Zahlen als Gold, so dass sich die Gold Silber Ratio von 77,40 auf 74,4 verbesserte. Der Schlusskurs lag bei über 15 US-Dollar/oz, so dass der charttechnische Ausblick positiv ist. Wir handeln heute rund um den 100-Tage Durchschnitt von 15,35 US-Dollar/oz, mit dem nächsten Widerstand beim Septemberhoch von 15,42 US-Dollar/oz. Unterstützung erfährt das Metall bei 14,40 US-Dollar/oz.

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Silber: 28.09.-4.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 15,38 13,72 441,07
Tief 14,35 12,81 411,72

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Platin: Volkswagen-Skandal weiterhin im Fokus

Weiterhin beherrschen Volkswagen und der Emissionsskandal den Platinmarkt. VW wurde nun von den deutschen Behörden angehalten, bis zum 7. Oktober ein technisches Lösungsprogramm zu erstellen. Strengere Emissionsgesetze könnten hier die Folge sein und entsprechende Auswirkung auf den Metallpreis haben.

Sicher ist, dass die Umsetzung von Maßnahmen sowohl Geld als auch Zeit kosten werden – und das nicht zu knapp. Der Preis wird weiterhin von diesem Umfeld geprägt und fiel zeitweise unter 900 US-Dollar/oz – und somit um 10 Prozent seit Bekanntwerden des Emissionsbetrugs.

Das tiefere Niveau wurde jedoch auch für einige Käufe genutzt und eine Umkehr auf 922 US-Dollar/oz heute Vormittag war die Folge. Grundsätzlich bleibt die Nachfrage jedoch verhalten: Der Unsicherheit der Industrie kann auch das tiefe Preisniveau nichts entgegensetzen. Verdeutlichen lässt sich das derzeitige Preislevel auch am zwischenzeitlichen Discount zu Gold: Platin handelte bis zu 230 US-Dollar/oz unter Gold und zeigte somit den größten Abstand seit 30 Jahren. Wir sehen nun Widerstand bei 935 US-Dollar/oz mit Unterstützung bei 900 US-Dollar/oz und weiterhin 744 US-Dollar/oz – dem Tief von 2008.

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Platin: 28.09.-4.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 956,00 854,72 27,48
Tief 888,00 794,24 25,54

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Palladium: Nach wie vor auf der Überholspur

Wie auch im Platin drehte sich letzte Woche weiterhin alles um den Volkswagenskandal. Während Platin jedoch deutlich unter Druck geraten ist, könnte Palladium als Gewinner aus dem Skandal herauskommen. Derzeit stehen die Zeichen jedenfalls für diese Entwicklung. So wird die Parität von Platin und Palladium immer mehr ein Thema. Freitag sahen wir einen Palladiumdiscount von etwa 210 US-Dollar/oz gegenüber Platin – wo vor noch 3 Monaten ca. 400 US-Dollar/oz standen.

Inzwischen hat Palladium die 700 US-Dollar/oz Grenze überschritten und wichtige Widerstände hinter sich gelassen. Aufgrund von Verbraucherkäufen war beispielsweise letzten Donnerstag bereits ein Kursanstieg von 25 US-Dollar/oz zu beobachten. Bislang äußert sich die entfachte Palladiumnachfrage jedoch „nur“ im Preis. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich mittelfristig nicht auch in der Prämie für Palladiumschwamm widerspiegeln wird.

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Palladium: 28.09.-4.10.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 703,02 627,00 20,16
Tief 635,00 564,00 18,13

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Seitwärtsbewegung und ruhiges Geschäft

Rhodium hat sich während der Berichtswoche so gut wie nicht bewegt. Bei relativ hohen Umsätzen blieben die Spreads sehr eng und die Margen stark umkämpft. Ähnlich sieht es für Ruthenium aus. Bei gleichbleibender Marktsituation hat sich das Metall eine Pause gegönnt und handelt in unveränderter Range. Lediglich Iridium konnte im Zuge von erhöhter industrieller Nachfrage einen Preisanstieg verzeichnen und wir erwarten eine Fortsetzung dieser Entwicklung.

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28.09.-4.10.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 715,00 36,00 465,00
Brief 815,00 44,00 565,00

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