Markt für Edelmetalle

Für Gold und Platin zeigten die Preise in der vergangenen Woche weiter nach unten. Palladium setzte unterdessen seinen Aufwärtstrend fort. Doch inzwischen stellt sich die Frage, ob bei Palladium erst einmal die Luft raus ist. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Goldpreis setzt Abwärtstrend fort


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Abwärtstrend setzt sich fort

Gold kann nur kurzfristig vom Ergebnis des Volksentscheids in Italien profitieren: Der Preis für das Edelmetall legte am frühen Montagmorgen bis auf 1.187,70 US-Dollar/oz zu, bevor es im Umfeld eines steigenden US-Dollarkurses wieder auf 1.171 US-Dollar/oz zurückfiel.

Bereits in der vergangenen Woche setzte Gold seinen Abwärtstrend fort. Am vergangenen Donnerstag fiel es bis auf 1.160 US-Dollar/oz und handelte damit so niedrig wie seit dem 5. Februar 2016 nicht mehr. Hinter dem Verkaufsdruck standen einmal mehr steigende Zinsen im US-Raum. So sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen mit 2,49 Prozent auf ein 17-Monatshoch gestiegen. Hinzu kommen Gerüchte, dass der weltgrößte Goldkonsument China dem Beispiel Indiens folgt und einen Importstopp für das Edelmetall verhängen könnte, um Kapitalabflüsse aus dem Land zu verhindern.

Der chinesische Yuan verbuchte in diesem Umfeld deutliche Verluste gegenüber dem US-Dollar, was Gold in lokaler Währung teurer und damit unattraktiver macht. Ganz anders das Bild in Deutschland: Hier steigt die Investmentnachfrage signifikant und erreichte bereits im vergangenen Monat das höchste Niveau seit mehr als drei Jahren. Die ersten Handelstage im Dezember deuten auf eine Fortsetzung dieser Entwicklung hin.

Auf der Verkäuferseite waren einmal mehr ETFs. Die wesentlichen Impulse für den Goldpreis werden in den kommenden Tagen weiterhin vom US-Dollarkurs ausgehen. In der kommenden Woche steht die Zinsentscheidung der US-Zentralbank an. Die erwartete Erhöhung der Leitzinsen ist zwar in den aktuellen Kursen weitgehend berücksichtigt. Dennoch schließen wir für Gold einen Rückgang bis auf 1.150 US-Dollar/oz nicht aus.

Silber mit Seitwärtsbewegung

Verschiedene starke US-Zahlen führten dazu, dass Silber vergangene Woche seitwärts und weiter am unteren Ende des mittlerweile fünf Monate währenden Abwärtstrendkanals handelte: So überraschte das annualisierte Q3 Bruttoinlandsprodukt mit +3,2 Prozent positiv und verzeichnete zugleich das größte Wachstum seit 2 Jahren. Zudem waren auch die US Arbeitsmarktzahlen vom Freitag gut. Die Arbeitslosenrate sank unerwartet von 4,9 auf 4,6 Prozent.

Diese Woche Donnerstag steht vor allem die EZB im Fokus mit neuen Ankündigungen zur Fortführung des Anleihekaufprogramms über den März 2017 hinaus. Charttechnische Unterstützung findet sich hier zunächst bei 16,20 US-Dollar/oz und darunter bei 15,80 US-Dollar/oz, dem Juni-Tief. Widerstand nach oben liegt bei 16,80 US-Dollar/oz.

Palladium-Discount zu Platin „nur“ noch 158 US-Dollar/oz

Die andauernde Dollarstärke und der damit schwächelnde Goldpreis sind auch weiterhin ein Thema, wenn es um die Entwicklung des Platinpreises geht. Der „Verfall“ des Platinpreises ist jedoch auch auf die schwache chinesische Nachfrage im Schmuckbereich zurückzuführen und des derzeit trägen Interesses im Automobilsektor, insbesondere bei Dieselmotoren.

Die Produktionskosten liegen derzeit zum Teil unter den aktuellen Platinpreisen. Aktuell fiel jedoch der Platin-Palladium-Spread auf ein Level, welches wir seit April 2002 nicht mehr gesehen haben. Eine weitere Annäherung der Preise könnte daher nicht ganz abwegig sein.

900 US-Dollar/oz scheint jedoch vorerst eine gute Unterstützung zu sein, die ersten „Bargain-Hunter“ warten auf ihre Chance. 898 US-Dollar/oz war das niedrigste Niveau in der letzten Woche und damit das 9-Monats-Tief. Die Nymex Short Positionen erreichten das höchste Niveau seit Februar 2016, knapp unter 1,28 Mio. Unzen.


durchschnittlicher-preis-fuer-platin-weltweit-bis-2015


Palladium weiter im Aufwärtstrend

Nachdem Palladium die Hürde von 725 US-Dollar/oz durchbrochen hatte, setzte das Metall seinen Aufwärtstrend bis Donnerstagnachmittag weiter fort und handelte knapp unter der 780 US-Dollar/oz Marke. Dieses Niveau haben wir das letzte Mal Anfang Juni 2015 gesehen. Die Nachricht über eingeschränkte Liquidität in Barrenform ist wahrscheinlich der Haupttreiber für den weiter starken Preisanstieg.

Am Donnerstagnachmittag kam es dann zu einem starken „Sell-Off“, wodurch Palladium um 25 US-Dollar/oz auf ein Niveau um 745 US-Dollar/oz fiel, wo Palladium dann auch zum Ende der Woche in etwa schloss. Es bleibt nun zu beobachten, ob hier jetzt erst einmal für Palladium „die Luft raus“ ist. Aktuell handeln wir sogar auf einem Niveau von 730 US-Dollar/oz.

Rhodium bleibt aktiv; Mehr Nachfrage bei Ruthenium; Iridium auf hohem Niveau

In der Folgewoche nach unserem letzten Bericht gab es doch größere Gewinnmitnahmen auf Kursen über 800 US-Dollar/oz und der Markt hat dann um ca. 50 US-Dollar/oz nachgegeben. Auf diesem Niveau handelte dann der Markt in der 2. Berichtswoche mit sehr hohen Umsätzen. Die Verfügbarkeit war sehr gut, was die Aktivität sicher auch begünstigt hat.

Auch wenn wir immer noch 100 US-Dollar/oz über dem Preis von Mitte Oktober handeln, hat dennoch der tiefere Preis einiges an Kaufinteresse ausgelöst. Besonders die Chemie- und die Automobilindustrie waren die stärksten Abnehmer. Im Ausblick sollte der Markt auf einem stabilen Niveau bis zum Jahresende bleiben. In Anbetracht der Volatilität von Platin und Palladium wird auch Rhodium weiter aktiv bleiben.

Im Ruthenium hat der leicht tiefere Preis einiges an Nachfrage ausgelöst und einen weiteren Preisverfall (bisher) aufgehalten. Die Umsätze sind deutlich höher als in den vergangenen Wochen. Auffallend ist nur, dass es selbst auf diesem tiefen Preis, der ein 13-Jahrestief darstellt, noch bereitwillige Verkäufer gibt.

Auch Iridium hat umsatzmäßig wieder deutlich mehr Fahrt aufgenommen und handelt unverändert auf sehr hohem Niveau. Die Liquidität scheint leider wieder etwas abzunehmen, was mittelfristig auf einen weiteren Preisanstieg deuten würde. Zurzeit werden wieder einmal nur relativ kleine Mengen auf hohen Preisen gehandelt.

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