Interview mit Siegfried Scheuer

An der Rastanlage Fürholzen bei München werden derzeit große Mengen Recyclingmaterial für den Aus- und Neubau der Anlage eingesetzt. Siegfried Scheuer von der Obersten Baubehörde in München erklärt im Interview, welche Materialien zum Einsatz kommen - und wie der Einbau bislang funktioniert hat.

„Großer Schritt in Richtung Recycling“


Rund 110.000 Fahrzeuge sind jeden Tag auf der A 9 zwischen München und Nürnberg unterwegs. Die Tendenz ist steigend. An der Rastanlage Fürholzen erfolgt deshalb beiderseits der Autobahn der Ausbau sowie ein Neubau der Tank- und Rastanlage. Künftig sollen dort 245 Stellplätze für Lkw und 288 Stellplätze für Pkw zur Verfügung stehen. Der Aus- und Neubau der Anlage umfasst eine Fläche von 45 Hektar, insgesamt werden 240.000 Tonnen Recyclingmaterialien eingesetzt. Dabei wird Recycling-Beton als Frostschutzschicht verwendet. Darüber hinaus werden Recycling-Beton und ein Recycling-Mix im Unterbau eingesetzt. Bis August 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.

Herr Scheuer, inzwischen sind an der Rastanlage Fürholzen große Mengen Recyclingschotter als Unterbau eingebaut. Wie hat der Einbau bislang geklappt?

Bislang kann man sagen, dass der Einbau reibungslos vonstattenging. Wir haben insgesamt ein Volumen von rund 80.000 m3 einzubauen. Ein erheblicher Teil davon wird für den Unterbau verwendet. Dort sind auch Ziegelreste enthalten. Obendrauf wird dann der so genannte ungebundene Oberbau, die Frostschutzschicht eingebaut. Die Frostschutzschicht besteht überwiegend aus gebrochenem Beton von Abbruchhäusern.

Wie zufrieden sind Sie mit der Materialbeschaffenheit?

Wir sind bislang sehr zufrieden. Wir führen natürlich eine strenge Kontrolle durch. Zum einen auf Seiten der Entsorger im Sinne der Eigenüberwachung, und zum anderen durch eigene Prüfungen und Kontrollen der Prüfinstitute. Insgesamt gesehen ist das Recyclingmaterial sehr gut geeignet für diesen Zweck und erfüllt auch alle Anforderungen sowohl in bautechnischer Sicht als auch in wasserrechtlicher Sicht.

Woher beziehen Sie die Mengen?

Die Mengen kommen von verschiedenen Recyclingunternehmen, wobei das Material in erster Linie aus dem Münchner Raum stammt.

240.000 Tonnen Recyclingmaterial ist eine stattliche Menge. Wie viele Unternehmen sind in der Lage, eine so große Menge zu liefern?

Die Ausschreibung hat gezeigt, dass es derzeit tatsächlich noch nicht viele Unternehmen gibt, die in der Lage sind, eine so große Menge und vor allem auch hochwertiges Material zu liefern. Hier haben wir bayernweit leider noch ein kleines Defizit. Die Recyclingfirmen sind noch nicht so aufgestellt, dass sie größere Mengen liefern können.

Wie sieht der Kostenvergleich zwischen Primär- und Sekundärmaterialien aus?

Das ist schwer zu beantworten, weil wir den Bezug des Recyclingmaterials ausgeschrieben haben und daher nicht wissen, was natürliches Material im Vergleich gekostet hätte. Aber ich denke, dass der Vergleich der Kosten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen dürfte.

Welches Recyclingmaterial außer Recyclingschotter ist noch geeignet, um auf Baustellen eingesetzt zu werden?

Wir können vor allem Asphalt, der gefräst wird oder in Bruchschollen aus den vorhandenen Straßen ausgebaut wird, wiederverwenden. Altasphalt ist ein wichtiger Wertstoff. Er wird gebrochen, gesiebt und dann in der richtigen Dosiermenge zugegeben. Und davon können wir sehr viel zugeben. Wir verwenden in Bayern die alten Asphalte zu 90 Prozent wieder, insbesondere in den unteren Schichten des Oberbaus, aber auch teilweise in Deckenschichten. Das ist zweifelsohne eine Erfolgsstory.

Sehen Sie noch weitere Vorteile, die mit dem Einbau von Recyclingmaterial verbunden sind?

In erster Linie geht es natürlich um den Vollzug des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Hinzu kommt, dass die Ressourcen endlich sind. Wir haben in Bayern zwar noch ausreichend viele Steinbrüche und Kiesgruben, aber wir wollen natürlich, dass diese Lagerstätten noch lange erhalten bleiben. Mit dem Projekt Fürholzen machen wir einen großen Schritt in Richtung Recycling.

Gab es irgendwelche bürokratischen Hürden, die Sie im Vorfeld überwinden mussten, um Recyclingmaterial einsetzen zu können?

Nein, überhaupt nicht. Alles verlief reibungslos.

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