Neue Studie

Eine Studie sagt dem Kunststoffrecycling in Deutschland ein großes Wachstumspotenzial voraus. Selbst unter unveränderten Rahmenbedingungen werde sich das Umsatzvolumen bis 2030 mehr als verdoppeln. Im besten Fall könnte sich der Markt sogar versiebenfachen.

Großes Potenzial für Kunststoff-Recyclate


Der Markt für Sekundärkunststoffe aus dem Recycling von Leichtverpackungen hat das Potenzial, erheblich zu wachsen. Im Jahr 2014 lag das Marktvolumen für Kunststoffrecyclate bei 189 Millionen Euro. Bei unveränderten Strukturen und Nachfragebedingungen wachse der Markt für Regranulate bis 2030 um 119 Prozent auf 414 Millionen Euro, heißt es in einer neuen Studie. Im besten Fall würde der Markt sogar auf über 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2030 zunehmen.


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Quelle: Der Grüne Punkt

Auftraggeber der Studie ist Der Grüne Punkt. Durchgeführt hat die Untersuchung das Essener RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung. Voraussetzung für das Ausschöpfen aller Wachstumspotenziale ist laut Studie, dass bestehende Fehlanreize korrigiert werden und neue Impulse durch eine Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen entstehen.

„Wir befinden uns momentan an einem Wendepunkt. Die Zukunftsaussichten sind ganz klar positiv“, sagt Michael Rothgang, Studienleiter des RWI. „Mit den richtigen Weichenstellungen kann das große Potenzial des Kunststoffrecyclings in Deutschland voll ausgeschöpft werden.“

Verpackungsgesetz spielt wichtige Rolle

Zu den richtigen Weichenstellungen zählt die Studie höhere Recyclingquoten und faktische Verbesserungen im Vollzug wie etwa eine echte Fachaufsicht und die Möglichkeit der konsequenten Sanktionierung aller Akteure bei Fehlverhalten. Darüber hinaus müssten bei der Gestaltung der Beteiligungsentgelte ökologische Faktoren stärker berücksichtigt werden.

Daneben wäre auch die Ausweitung der Produktverantwortung auf stoffgleiche Nichtverpackungen ein wichtiger Impuls, um die ökonomischen Potenziale des Kunststoffrecyclings durch das duale System freizusetzen. „Das Verpackungsgesetz kann hier eine maßgebliche Rolle spielen und der Entwicklung im Bereich des Recyclings einen entscheidenden Schub verleihen“, heißt es in der Studie.

Investitionsstau bei Recyclinganlagen

Nach Angaben des RWI beläuft sich der ökonomische Gesamtnutzen des dualen Systems auf circa 960 Millionen Euro. Dem stünden jährliche Systemkosten von etwa 775 Millionen Euro gegenüber, sodass sich ein Nettonutzen von 185 Millionen Euro ergebe. Der ökonomische Nutzen könnte aber noch weiter gesteigert werden.

Voraussetzung wäre eine Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen in Kombination mit höheren Recyclingquoten. „Seit Jahren besteht aufgrund der andauernden politischen Diskussionen um die zukünftigen regulatorischen Rahmenbedingungen Unsicherheit – und in der Folge ein regelrechter Investitionsstau bei Recyclinganlagen“, schreiben die Autoren. Diese Investitionen wären aber notwendig, um die vorhandenen Potenziale des dualen Systems vollständig zu nutzen und neue Märkte nachhaltig zu erschließen. Dabei seien relevante Technologien für die Verbesserung der Sortierung und des Recyclings von Post-Consumer-LVP bereits vorhanden und weitestgehend ausgereift.

Würden alle vorhandenen Potenziale konsequent genutzt, könnte der ökonomische Nutzen des dualen Systems auf etwa 1,33 Milliarden Euro gesteigert werden, glaubt das RWI. Diese Maßnahmen würden zwar auch höherer Systemkosten nach sich ziehen. Der Nettonutzen des dualen Systems würde aber dennoch erheblich zunehmen.

„Die Studie zeigt nicht nur, dass das duale System und das Recycling von Leichtverpackungen einen realen ökonomischen wie ökologischen Nutzen schaffen“, erklärt Michael Wiener, CEO der Duales System Holding. „Sie macht auch deutlich, dass wir endlich höhere gesetzliche Recyclingquoten benötigen, um das ganze Potenzial des dualen Systems freizusetzen. Denn auch wenn uns ambitionierte Quoten Anstrengungen abverlangen – die aufgezeigten Perspektiven unterstreichen, dass sie sich lohnen werden. Das Verpackungsgesetz kann dem Kunststoffrecycling einen echten Schub verleihen.“

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