Trend beim Lebensmitteleinkauf

Für die Zukunft müssen sich Recycler möglicherweise auf weniger Verpackungsmaterial einstellen. Die Deutschen legen nämlich keinen Wert auf eingepackte Lebensmittel.

Großteil der Deutschen legt keinen Wert auf Verpackungen


Lebensmittel einkaufen und dabei weitgehend auf Verpackungsmaterialien verzichten – in einigen Supermärkten deutscher Großstädte ist das keine grüne Utopie mehr, sondern bereits Wirklichkeit. Die große Mehrheit der deutschen Verbraucher steht dieser Idee ausgesprochen positiv gegenüber: 82 Prozent wären bereit, Lebensmittel verpackungsfrei einzukaufen. Das zeigt die Verbraucherumfrage „Verpackungsfreie Lebensmittel“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die 1.000 Bundesbürger befragt wurden.

35 Prozent der Studienteilnehmer würden ein Geschäft bevorzugen, das ausschließlich verpackungsfreie Lebensmittel anbietet. Dagegen würden 63 Prozent der Konsumenten lieber in einem herkömmlichen Supermarkt einkaufen, der einen Anteil an verpackungsfreien Waren bereithält. Lediglich 18 Prozent der Befragten können sich gar nicht vorstellen, Lebensmittel ohne Folie, Karton oder Tüte zu wählen.

„In den vergangenen Jahren haben wir ein stetiges Wachstum der Zahl von Verpackungen beobachtet, auch bedingt durch die Zunahme von Single-Haushalten und Convenience-Produkten“, sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC. „Allmählich zeichnet sich aber eine Trendwende ab, die der Handel ebenso wie die Verpackungsindustrie durchaus ernst nehmen sollten, um rechtzeitig auf die Wünsche der Kunden reagieren zu können.“

Steigendes Umweltbewusstsein

Das Umweltbewusstsein der deutschen Verbraucher steigt – das ist auch das Hauptmotiv für ihr Interesse am verpackungsfreien Einkauf. In der PwC-Studie bestätigten 64 Prozent der Befragten, dass sich durch die neue Form des Einkaufs Verpackungsmüll reduzieren und die Umwelt schonen lässt. An zweiter Stelle steht für die Konsumenten das Argument, genau die Menge einkaufen zu können, die sie benötigen (54 Prozent), an dritter Stelle der Vorteil, nicht durch „Mogelpackungen“ getäuscht zu werden (47 Prozent).

Verpackungsfrei einkaufen bedeutet einen Mehraufwand für den Kunden: Er bringt Gefäße von zu Hause mit, stellt die benötigte Menge auf die Waage und füllt sie in seine Behältnisse ab. Doch dazu sind die Verbraucher offenbar bereit – nur 33 Prozent sehen das als Nachteil. Schwerer wiegt für die Konsumenten, dass ihnen ohne Verpackungen wichtige Angaben zum Produkt wie Inhaltsstoffe oder Haltbarkeit fehlen (41 Prozent) sowie der Vorteil verpackter Lebensmittel, diese besser lagern zu können als abgefüllte Produkte (34 Prozent).

„Die im Dezember 2014 in Kraft getretene Lebensmittelinformationsverordnung steht dem Angebot verpackungsfreier Lebensmittel nicht entgegen. Lose Ware fällt grundsätzlich nicht in den Regelungsbereich der Verordnung, verpflichtend ist aber die Information zur Verwendung von Allergenen“, kommentiert Bovensiepen den rechtlichen Rahmen für die Umsetzbarkeit der Konsumentenwünsche.

Skepsis bei flüssigen Lebensmitteln

Wie aufgeschlossen die Verbraucher für den verpackungsfreien Einkauf sind, hängt aber auch von der Art der Ware ab. Obst und Gemüse etwa würden 71 Prozent immer in loser Form kaufen. Das gilt ebenso für Backwaren wie Brötchen, Brot und Kuchen (62 Prozent). Selbst bei Trockenprodukten wie beispielsweise Reis, Linsen oder Bohnen sowie bei Nudeln oder anderen Teigwaren gaben jeweils 37 Prozent der Befragten an, sich vorstellen zu können, diese Waren immer ohne Umverpackung zu kaufen. Große Skepsis besteht dagegen bei Milchprodukten und bei flüssigen Lebensmitteln wie Essig, Öl oder Säften. Hier können sich lediglich 15 beziehungsweise 14 Prozent vorstellen, diese Lebensmittel immer selbst abzufüllen.

Rund ein Drittel der Kunden wäre bereit, einen höheren Preis für verpackungsfreie Waren zu zahlen. Dagegen gaben 69 Prozent der Befragten an, dass sie keinen höheren Preis bezahlen würden. Lediglich drei Prozent der Befragten würden einen Preisaufschlag von zehn bis 20 Prozent akzeptieren. Längere Fahrtwege würden dagegen immerhin 52 Prozent der Kunden für den umweltfreundlicheren Einkauf auf sich nehmen.

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