Neues Verfahren zur thermischen Verwertung

Verfahren zur thermischen Verwertung von Grünschnitt in kleinen oder mittelgroßen Heizwerken gibt es nicht. Wissenschaftler wollen das ändern. Sie wollen aus dem Reststoff einen Brennstoff machen.

Grünschnitt für Heizwerke


Wissenschaftler haben dazu ein Forschungsprojekt an der Technischen Hochschule Mittelhessen ins Leben gerufen, das sich mit der „Entwicklung eines innovativen Feuerungsverfahrens zur thermischen Verwertung von inhomogenen biogenen Reststoffen“ befasst. Projektleiter ist Professor Reinhold Altensen vom Institut für Thermodynamik, Energieverfahrenstechnik und Systemanalyse (THESA). Kooperationspartner sind die Bersenbrücker Unternehmen Energiegewinnung Nawaros und Hülsman Edelstahl.

Hintergrund des Forschungsprojektes ist, dass Verfahren zur thermischen Verwertung von Grünschnitt in kleinen oder mittelgroßen dezentralen Heizwerken bislang fehlen. Grund ist nach Angaben des Instituts THESA, dass aktuelle Feuerungsanlagen mit einer thermischen Leistung von weniger als drei Megawatt genau konfektionierte Brennstoffe wie Holzhackschnitzel oder -pellets benötigen. Grünschnitt dagegen ist inhomogen und hat einen hohen Wasser- und Mineraliengehalt. Seine Zusammensetzung schwankt im Jahresverlauf.

Bio- und Grünabfallaufkommen in Deutschland nach Bundesland 2010In Deutschland fallen pro Jahr mehr als zwei Millionen Tonnen Grünschnitt an, der in der Regel zu Kompost verarbeitet wird. Die Projektpartner wollen nun ein Verfahren entwickeln, „durch das aus dem Reststoff Grünschnitt ein Biobrennstoff wird“, erklärt Altensen. Dazu gehöre die Aufbereitung des Ausgangsmaterials, indem der Feuchtegehalt ebenso wie der mineralische Anteil gesenkt wird. Gewünscht sei ebenso eine Fraktionierung in stückig-feuchtes und staubig-trockenes Material. Darüber hinaus müssten ein Staubaufgabebehälter und ein Transportwalzensystem für stückiges Material entwickelt werden. Über eine ebenfalls neu zu entwickelnde Fördertechnik werden die beiden Fraktionen in der gewünschten Zusammensetzung kontinuierlich zur Kesselfeuerung transportiert.

Gute Vermarktungschancen

Wesentlicher Bestandteil des Forschungsprojekts ist nach Institutsangaben eine Gesamtbilanz des neuen Verfahrens. Darin wollen die Forscher nicht nur den unmittelbaren Prozess der Wärmeerzeugung untersuchen, sondern zum Beispiel auch die Transportwege für das Ausgangsmaterial, den Energieeinsatz bei der Trocknung oder die Frage, ob die anfallende Asche noch als Dünger genutzt werden kann.

Für die neue Anlage sieht Altensen gute Vermarktungschancen. Die Zahl der Gemeinden und Genossenschaften steige, die nach Unabhängigkeit von großen Energieversorgern streben und auf dezentrale Nahwärmenetze setzen. Der Rohstoff Grünschnitt falle lokal an und sei im Vergleich zu anderen organischen Festbrennstoffen wie Holzhackschnitzeln oder Pellets deutlich billiger.

Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Es wird im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand gefördert. Damit unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium Kooperationsvorhaben zur Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, bei denen kleine und mittelständische Unternehmen mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Für das Forschungsvorhaben erhält die Technische Hochschule Bundesmittel in Höhe von 170.000 Euro.

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