Werkstoffliches Recycling von Elastomeren

Was bislang ein ungenutzter Reststoff war, könnte künftig eine wertschöpfende Verwendung finden: Forscher haben aus Gummiproduktionsresten einen innovativen Kunststoff entwickelt, dessen Werkstoffeigenschaften sich individuell einstellen lassen.

Gummireststoffe werden zu innovativen Kunststoffen


Gummiproduktionsreste wandern täglich tonnenweise ungenutzt gegen Entgelt in die Entsorgung. Dabei lassen sich Materialien wie Extrusionsprofile oder Spritzgießrest nachhaltig verwerten, wie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) betont. Zusammen mit dem in Dortmund ansässigen Spin-off Ruhr Ruhr Compounds haben die Wissenschaftler ein Produkt für den Golfsport entwickelt, das zu 75 Prozent aus Reststoffen, aus Elastomer-Pulvern besteht.

Der für das Vorhaben geeignete Werkstoff EPMT (Elastomer-Pulver Modifizierte Thermoplaste) wurde vom Fraunhofer Umsicht entwickelt und soll künftig über Ruhr Compounds als Lizenznehmer vertrieben werden. „EPMT sind eine neue Klasse innovativer Kunststoffe auf Basis von Elastomer-Pulvern – feingemahlener Elastomer-Reststoffe“, erklärt Holger Wack, stellvertretender Abteilungsleiter Werkstoffsysteme bei Fraunhofer Umsicht. Das werkstoffliche Recycling von Elastomeren steigere die Wertschöpfung und eröffne neue Marktperspektiven. Produktionsabfälle beispielweise von Gummiverarbeitern müssten nicht entsorgt, sondern könnten wiederverwertet werden und blieben so länger im Produktionskreislauf.

„Bei dem im Falle der sogenannten Range-Tees genutzten Reststoff handelt es sich um Kühlschrankdichtungen. Das Material setzt sich zu 75 Prozent aus Elastomer-Pulvern und 25 Prozent Frischware in Form eines schmelzfähigen Kunststoffs zusammen“ erläutert Wack. Ein Range-Tee ist ein Hilfsmittel, das Golfspieler sehr oft beim Training benutzen, um für den Ball eine erhöhte und definierte Position zu schaffen. Aktuell entwickelt die Forschergruppe laut Wack ein sogenanntes Swing-Marker-Tee aus EPMT.

Die Werkstoffeigenschaften von EPMT könnten entsprechend den Anforderungen der Kunden individuell angepasst werden. Von gummiartig-weich bis kunststoffartig-hart seien alle Härten umsetzbar, betont der Fraunhofer-Forscher. Aber auch mit anderen Parametern wie Optik, Haptik oder physikalisch/mechanische Eigenschaften kann gespielt und je nach Wunsch eingestellt werden.

EPMT haben laut Fraunhofer Umsicht elastische Eigenschaften. Dieser Werkstoff lasse sich aber aufgrund seiner Schmelzfähigkeit thermoplastisch in Spritzgieß- oder Extrusionsmaschinen verarbeiten. Der Kunststoff habe gute Dehnungswerte und weise eine gummiartige Haptik und Griffigkeit auf. Und nach Ende der Nutzungsphase lassen sich EPMT wieder recyceln.

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