Vorreiterrolle

Vier Monate lang hat der Hamburg Airport getestet. Nun steht fest: Ab sofort wird der Flughafen synthetischen Dieselkraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen für einen Teil der Boden-Fahrzeuge verwenden.

Hamburg Airport setzt Kraftstoff aus Abfallstoffen ein


Als weltweit erster internationaler Flughafen verwendet Hamburg Airport für seine dieselbetriebenen Fahrzeuge synthetischen Dieselkraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen. Dazu wurden die Dieseltanks der Betriebstankstelle komplett umgestellt. Neben zahlreichen technischen Vorteilen bietet der sogenannte C.A.R.E.-Diesel vor allem deutliche Verbesserungen für den Umwelt- und Arbeitsschutz, teilt der Flughafen mit.

C.A.R.E. steht dabei für CO2-Reduction, Arctic Grade, Renewable und Emission Reduction (auf Deutsch: CO2-Verringerung, Niedertemperaturbeständigkeit, erneuerbar und Emissionsminderung). „Mit dem Einsatz des innovativen und umweltfreundlichen Diesel-Kraftstoffs haben wir unserem Mobilitätskonzept 2020 einen wichtigen Baustein hinzugefügt“, sagt Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hamburg Airport. Geplant ist, dass bis zum Jahr 2020 mehr als die Hälfte der Boden-Fahrzeuge und 100 Prozent der PKW-Flotte mit alternativen Energien angetrieben werden.

Bei Großfahrzeugen wie Flugzeugschleppern oder Feuerwehrfahrzeugen gibt es nach heutigem Stand allerdings keine für Hamburg Airport praktikable Möglichkeit, alternative Antriebe einzusetzen. „Hier stellt der innovative Dieselkraftstoff, der überwiegend aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird, einen guten Kompromiss dar“, so Eggenschwiler. „Ein 1000-PS-Antrieb und eine 500-PS-Pumpe wie bei unserem riesigen Z8-Löschfahrzeug – so etwas ist derzeit nicht anders als mit Dieselantrieb zu schaffen.“


umfrage-zu-den-antrieben-und-kraftstoffen-der-zukunft-2016


Nach Angaben des Flughafens ist der synthetische Diesel jedoch eine gute Lösung, um deutlich weniger Ruß, Stickoxide, Feinstaub, Kohlenstoffdioxid und Kohlenwasserstoffe zu erzeugen. C.A.R.E.-Diesel erfülle zudem alle Anforderungen der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung der Bundesregierung.

„Vier Monate lang haben wir den synthetischen Diesel-Kraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen getestet“, so Projektleiter Jan Eike Hardegen aus dem Zentralbereich Umwelt am Hamburg Airport. „Das Ergebnis: Alle Beteiligten waren von der Qualität begeistert. Unsere Bodenverkehrsdienste GroundSTARS stellten deutlich weniger Ruß und Geruch bei einem leicht verringerten Verbrauch fest, die Flugzeugreinigung CATS bemerkte zusätzlich ein extrem gutes Startverhalten.“

Darüber hinaus habe die flughafeneigene Reparatur- und Servicewerkstatt SAEMS wegen geringerer Ölverdünnung und weniger Ruß bei den Fahrzeugen auf Sonder-Serviceintervalle verzichten können. Zudem habe die Flughafentechnik RMH festgestellt, dass auch Fahrzeuge oder Notstrom-Aggregate, die lange stehen, den Kraftstoff hervorragend vertragen.

Mehr zum Thema
So lassen sich Lederreste upcyceln
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
Biodiesel aus Abfallstoffen: Bundesrat macht Weg frei
Circular Economy: München hat die meisten Start-ups
Novocarbo sichert sich 25 Millionen Euro
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen
Reederei will von LNG auf E-Methan umsteigen
Wertstofftonne: Karlsruher hadern mit privatem Entsorger
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll
Weniger Lebensmittel- und Textilabfälle: EU-Parlament verabschiedet Position