Rohstoffquelle Klärschlamm

Hamburg Wasser will Phosphor aus Klärschlamm großtechnisch recyceln. Dafür will das Unternehmen ab 2018 die weltweit größte und effizienteste Anlage installieren, wie der Wasserversorger mitteilt. Der Regelbetrieb ist für 2019 geplant.

Hamburg Wasser baut Phosphor-Recyclinganlage


Die Stadt Hamburg hat große Pläne für ihre Klärschlämme: Auf dem Gelände des Klärwerks Köhlbrandhöft soll eine Phosphorrecyclinganlage entstehen. Schon ab 2019 wollen die Verantwortlichen aus jährlich 20.000 Tonnen Klärschlammasche Phosphorsäure zurückgewinnen.

Wie es seitens des Unternehmens Hamburg Wasser heißt, wurde in den vergangenen zwei Jahren ein einzigartiges Verfahren zur Rückgewinnung im Pilotmaßstab getestet. Dabei handelt es sich um das von Remondis entwickelte sogenannten Tetraphos-Verfahren. Die großtechnische Umsetzung soll ab 2018 realisiert werden. Hausinternen Schätzungen zufolge wird die Anlage rund 15 Millionen Euro kosten.

Zunächst muss der Klärschlamm entwässert werden. Anschließend wird er verbrannt. Die entstandene Asche geht dann in das Tetraphos-Verfahren. In diesem Prozess wird die phosphorreiche Asche in verdünnter Phosphorsäure gelöst. Im Ergebnis reichert sich die Lösung mit dem Phosphatanteil der Asche an. Zu guter Letzt wird das Ganze in vier Selektionsstufen gereinigt.

Auf diese Weise entstehen drei Produkte: Als erstes Produkt eine Phosphorsäure, die hauptsächlich an Düngehersteller vermarktet werden soll. Weitere Produkte sind durch Reinigung gewonnenes Calcium sowie Aluminium- und Eisensalze. Aluminium kann Hamburg Wasser zufolge direkt im Klärwerk als Fällmittel bei der Abwasserreinigung genutzt werden. Das gelöste Calcium könne zudem als Gips abgetrennt und als Baustoff genutzt werden. Insgesamt könnten laut Verfahrensentwickler Remondis aus einer Tonne Asche 500 Kilogramm Phosphorsäure und über 500 Kilogramm Gips für die Baustoffindustrie zurückgewonnen werden.


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„Abwasser ist für uns längst kein Abfall mehr – es ist ein wertvoller Rohstoff“, sagt Michael Beckereit, Sprecher der Hamburg Wasser-Geschäftsführung. „Bereits heute gewinnen wir mehr Energie aus dem Abwasser zurück, als wir für dessen Reinigung benötigen. Künftig wollen wir auch das Potenzial des Abwassers als urbane Rohstoffmine nutzen.“

Mit dem geplanten Anlagenbau scheinen die Hamburger gut gerüstet. Am 12. Mai hat der Bundesrat der neuen Klärschlammverordnung zugestimmt. Darin steht unter anderem, dass Kläranlagenbetreiber ab 100.000 Einwohnerwerten spätestens 2029 großtechnisch Phosphor aus Klärschlämmen zurückgewinnen müssen.

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