Marktbericht für Edelmetalle

Das war eine schlechte Woche: Die Preise aller Edelmetalle sind gefallen. Besonders stark hat es Silber getroffen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Herbe Verluste für Edelmetalle


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold setzte seinen Weg nach unten in der vergangenen Woche stetig fort: Das Metall musste im Laufe der Berichtsperiode einen Verlust von 3,2 Prozent hinnehmen. Auf Jahressicht handelt Gold jedoch noch im positiven Bereich (2Prozent).

Spekulationen, dass die US-Notenbank die Leitzinsen früher als erwartet anheben könnte, setzen den Goldpreis auch weiterhin unter Druck: Am Freitagnachmittag fiel das Metall bis auf 1.227 US-Dollar/oz, der tiefste Stand seit Januar diesen Jahres. Die schwache Markttechnik sowie der stärkere Dollar hatten zu dem Preisrückgang beigetragen.

Hinzu kommt, dass der gesamte Rohstoffsektor schwächelte, wofür neben den Edel- auch die Basismetalle und vor allem der nachgebende Ölpreis verantwortlich waren. Physisches Kaufinteresse bot auch auf dem niedrigeren Preisniveau keine Unterstützung. Weder aus Indien noch aus Hong Kong und China war eine nennenswerte Nachfrage zu verzeichnen. Auch die deutschen Privatanleger hielten sich mit Käufen zurück.

In dieser Woche werden wieder US-Wirtschaftsdaten im Mittelpunkt des Interesses stehen. Sollten diese positiv überraschen, wird sich der Markt weiter für eine Zinserhöhung im kommenden Jahr positionieren – mit dem entsprechenden Druck auf den Goldpreis. Dennoch gehen wir nicht davon aus, dass der Sinkflug das Tempo der vergangenen Woche beibehalten wird. Hier halten wir zunächst eine Verlangsamung der Abwärtsbewegung, wenn nicht sogar eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau für wahrscheinlicher. Charttechnische Unterstützung erwarten wir bereits bei 1.220 US-Dollar/oz, während bei 1.240 US-Dollar/oz einsetzende Verkäufe eine Erholung verlangsamen sollten.

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Gold: 08.-14.9.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.276,50 983,91 31,63
Tief 1.243,56 944,65 30,37

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Silber

Silber hat vergangene Woche auf einem neuen Jahrestief gehandelt, nachdem es die Unterstützungslinie bei 18,63 US-Dollar/oz nach unten durchbrochen hat. Maßgeblich dazu beigetragen hat abermals der starke US-Dollar. Durch ein Research Papier deutete die Fed vergangenen Montag einen schnelleren Zinserhöhungspfad an, als vom Markt derzeit eingepreist. Der gegen verschiedene Währungen gewichtete USD-Index konnte so letzte Woche einmal mehr deutlich zulegen.

Entsprechend werteten auf breiter Front auch Basis-, Edelmetalle und Öl gegen den USD ab. Silber traf es dabei noch etwas mehr als Gold und das obwohl ETF-Anleger die günstigen Kurse ausgiebig nutzten, um Ihre Positionen aufzustocken und sich die ETF-Bestände nunmehr auf einem neuen Jahreshöchststand befinden. Trotz des derzeit niedrigen Preislevels, welches eine kurzfristige Korrektur nach oben fällig erscheinen lässt, wird die Preisentwicklung diese Woche vor allem durch die Federal Reserve Notenbanksitzung und folgende Pressekonferenz am Mittwoch bestimmt. Die nächste Unterstützungslinie im Silber liegt nun beim Jahrestief von 2013 bei 18,22 US-Dollar/oz.

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Silber: 08.-14.9.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 19,38 14,98 481,63
Tief 18,42 14,25 458,27

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Platin

Sowohl Platin als auch die anderen Edelmetalle orientierten sich stark an Gold und fielen in der Berichtsperiode im Preis. So fiel Platin auf ein 7-Monatstief von rund 1.380 US-Dollar/oz und schloss die vergangene Woche bei einem Kurs von 1.360 US-Dollar/oz ab.

Auch wenn sich die Lage in den südafrikanischen Minen nach dem Streik zum Ende des Jahres hin stabilisieren sollte, ist nicht von einem signifikanten Anstieg des Platinangebots auszugehen. So sollte der Platinpreis ausblickend angebotsseitig gut unterstützt werden. Gleichzeitig rüsten sich die Platingiganten der südafrikanischen Minenindustrie derweil für eine stabilere Zukunft. Dabei wird das gesamte Wertschöpfungsprofil überarbeitet sowie Kompetenzen priorisiert, so dass der Fokus insbesondere auf die Mechanisierung und Automatisierung von Prozessabläufen gelegt werden kann. So sollte es in 2015 zum Ende der Kontraktionsphase in der Minenindustrie kommen.

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Platin: 08.-14.9.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.418,50 1.096,25 35,25
Tief 1.349,00 1.042,97 33,53

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Palladium

Nachdem Palladium monatelang und unermüdlich seinen Aufwärtstrend fortsetzte, musste das Metall in der Berichtsperiode herbe Verluste hinnehmen. Palladium startete dabei in die vergangene Woche bei 884 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 833US-Dollar/oz ab.

In der vergangenen Woche befanden sich auch die Prämien für Palladiumschwämme auf eher niedrigem Niveau. Während eine isolierte Interpretation von Schwammprämien eher mit Vorsicht zu genießen ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Entwicklung in den Schwammprämien zumindest eine Indikation dafür ist, dass sich das Angebot derzeit zunehmend dem Nachfrageniveau anpasst.

Der Preisrückgang wird primär durch Gewinnmitnahmen begründet, die kürzlich verstärkt stattfanden. Zudem war der starke Preisanstieg in Palladium, der sich über das gesamt Jahr erstreckte, zumindest teilweise von spekulativen Investoren getrieben war. So ist davon auszugehen, dass trotz der geopolitischen Spannungen im Hinblick auf die Ukraine Krise zumindest zum Teil und kurzfristig Kurskorrekturen möglich sind. Ausblickend wird China auf der Nachfrageseite zudem weiterhin ein bedeutender Treiber der Palladiumnachfrage sein.

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Palladium: 08.-14.9.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 899,25 695,00 22,34
Tief 816,70 631,00 20,29

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Dem Sog der anderen Edelmetalle konnte sich auch Rhodium nicht erwehren und gab in der Berichtswoche ca. 40 US-Dollar/oz nach. Diese 3 Prozent sind aber im Vergleich zu den anderen Platingruppenmetallen – Platin minus 4,50 Prozent und Palladium minus 10 Prozent – noch sehr moderat ausgefallen.

Durch die beiden Feiertage in Asien am Anfang der Woche war die Nachfrage aus dieser Region entsprechend gering. Da die aktuelle Nachrichtenlage alles andere als logisch ist, wird die Einschätzung von Preisen zusätzlich erschwert. Durch Streiks und damit einhergehende vermeintliche physische Verknappung sollten Metalle, die einen sehr starken physischen Bezug haben, sicher eher gut unterstützt sein, bzw. sogar eher höhere Preise sehen. Die Märkte haben uns wieder einmal überrascht und es gab überall schmerzhafte Verluste zu verzeichnen. Wir können uns bei Rhodium trotzdem wieder etwas Stabilisierung vorstellen, falls die Nachfrage aus Asien zurückkehrt.

Ähnliches war diese Woche bei Iridium und Ruthenium zu verzeichnen. Durch die anhaltende Zurückhaltung aufgrund der Verunsicherung sind beide Metalle vergangene Woche ebenfalls leicht unter Druck geraten. Einkäufer sind momentan eher in der Warteposition und haben natürlich in fallenden Märkten verständlicherweise etwas Geduld. Minen sind ebenfalls mit einigen Transaktionen zu beobachten gewesen, was natürlich in diesem Marktumfeld zusätzlichen Druck auf den Preis erzeugt. Mittelfristig dürften beide Metalle wenig Luft nach oben haben.

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