Marktausblick bis 2019

Biokunststoffe sind gefragt. Glaubt man Branchenvertretern, werden die Produktionskapazitäten in den kommenden vier Jahren massiv ausgebaut. Doch das gilt nur für einen Teil der Biokunststoffe.

Höhenflug der Biokunststoff-Industrie


Der positive Wachstumstrend der weltweiten Biokunststoffindustrie setzt sich nach aktuellen Marktdaten des Verbands European Bioplastics (EuBP) fort. Wie der Vorstandsvorsitzender des Verbands, François de Bie, heute (4. November) bei der 10. European Bioplastics Konferenz in Berlin mitteilte, wird der Markt „mittelfristig um mehr als 350 Prozent wachsen”.

Die Daten zeigen, dass die weltweiten Produktionskapazitäten für Biokunststoffe in den kommenden Jahren weiter zunehmen. So rechnet die Branche damit, dass bis zum Jahr 2019 etwa 7,8 Millionen Tonnen Biokunststoffe hergestellt werden könnten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden 1,7 Millionen Tonnen des Materials produziert. Erhoben wurden die Daten in Zusammenarbeit mit dem IfBB – Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (Hochschule Hannover) und dem nova-Institut.

Share of Material Types 2019_deGrößter Treiber seien biobasierte, nicht biologisch abbaubare Kunststoffe, wie biobasiertes PE und biobasiertes PET. Ihre Produktion lastete 2104 rund 61 Prozent der weltweiten Kapazität aus, hieß es. Bis 2019 werde die Kapazität auf knapp 84 Prozent steigen. Das geht zu Lasten der Produktionskapazität für biologisch abbaubare Kunststoffe. Die sinkt laut EuBP von derzeit rund 39 auf etwa 16 Prozent im Jahr 2019. Dennoch lege die produzierte Menge von PLA, PHA und Stärkeblends von rund 0,7 Millionen Tonnen im Jahr 2014 auf über 1,2 Millionen Tonnen im Jahr 2019 zu.

Allein die Produktionskapazität von PHA wird sich laut European Bioplastics bis 2019 verdoppeln. Grund dafür sei ein starker Ausbau der Kapazitäten in Asien und den USA. „Kompostierbare Kunststoffe entwickeln sich von einem Nischen- hin zu einem Mainstream-Produkt, denn sie bieten einen echten Mehrwert für ganz spezielle Anwendungsbereiche“, sagte de Bie.

Trend zu ressourcenschonenden Verpackungen

Das führende Anwendungsgebiet für Biokunststoffe bleiben den Marktdaten zufolge die Verpackungen. Sie machen bereits jetzt 70 Prozent (1,2 Millionen Tonnen) des gesamten Biokunststoffmarkts aus. Bis 2019 erwarte die EuBP einen Anstieg des Anteils auf über 80 Prozent. Das entspreche 6,5 Millionen Tonnen.

„Die Daten verdeutlichen einen wichtigen Trend, Verpackungen noch ressourcenschonender zu gestalten“, kommentierte de Bie. Gleichzeitig spiegelten sie die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach Produkten mit einem geringen Umwelteinfluss wider. Des Weiteren sieht der EuBP-Vorstandsvorsitzende die Daten als Bestätigung für einen deutlichen Anstieg von Biokunststoffen in den Anwendungsbereichen Textilien, Automobil sowie bei Gebrauchsgütern.

Produziert werden Biokunststoffe zum großen Teil in Asien. Diese Rolle als zentrale Produktionsstelle wird die Region weiter ausbauen. 2019 werden laut European Bioplastics mehr als 80 Prozent der Biokunststoffe in Asien produziert. Europa hingegen würde mit weniger als fünf Prozent der Biokunststoffproduktion weit abgeschlagen folgen.

Ursache ist dem EuBP zufolge, dass der europäische Markt durch fehlende Wirtschafts- und Gesetzesmaßnahmen begrenzt wird. Als Lösung sieht de Brie einen europäischen Gesetzesrahmen, „der einen gleichberechtigten Zugang zu biobasierten Rohstoffen sowie verbesserte Bedingungen für die Markterschließung biobasierter Produkte schafft und den positiven Beitrag kompostierbarer Kunststoffe im Kontext effizienter Entsorgung und Verwertung anerkennt“. Er appelliert an den EU-Gesetzgeber, „das immense Potenzial von Biokunststoffen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft im bevorstehenden Kreislaufwirtschaftspaket zu berücksichtigen und bestmöglich für Europa zu nutzen“.

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