Altkunststoffe aus E-Schrott

Beim Recycling vom E-Schrott liegt der Fokus auf Metallen. Dabei stecken in den alten Altgeräten auch jede Menge Kunststoffe. Doch deren Verwertung ist schwierig und wird häufig vernachlässigt.

Höhere Kunststoffausbeute durch elektrostatische Trennung


Im Zuge der höheren Recyclingziele für die Aufbereitung von E-Schrott werden auch die Altkunststoffmengen stark zunehmen. Darauf wies Rainer Köhnlechner, Geschäftsführer des Recyclingtechnikherstellers Hamos, beim International Electronics Recycling Congress IERC in Salzburg hin. Derzeit werden etwa 4 Kilogramm E-Schrott pro Einwohner Europas gesammelt. Das sind in Summe rund 2 Millionen Tonnen.

Laut WEEE-Vorgabe muss sich diese Menge bis zum Jahr 2019 auf rund 20 Kilogramm pro Einwohner und Jahr erhöhen. Das bedeutet, dass dann etwa 10 Millionen Tonnen E-Schrott gesammelt und recycelt werden müssen. Da laut Köhnlechner die Elektrogeräte im Schnitt zu 20 Prozent aus Kunststoffen bestehen, müssten 2019 rund 2 Millionen Tonnen Kunststoffe recycelt werden. „Das Recyceln von Metallen ist nicht genug“, betonte der Hamos-Geschäftsführer.

Allerdings ist die Verwertung der Kunststoffe aus zwei Gründen schwierig: Zum einen werden über 60 verschiedene Polymere in den Elektrogeräten verbaut. Zum anderen sind 60 bis 80 Prozent der Kunststoffe schwarz – diese lassen sich über herkömmliche Separationsverfahren nicht sortieren. Ein Großteil der Polymere sind die Industriekunststoffe PS oder ABS – sie machen über 50 Prozent aller Kunststoffe in Elektro- und Elektronikgeräten aus. Laut Köhnlechner liegt auch deshalb bei den meisten Recyclern der Fokus auf den beiden Polymerarten. Der Rest wird meist verbrannt.

Da die WEEE-Richtlinie unter anderem vorsieht, dass das Recycling nach der Besten Verfügbaren Technik durchgeführt wird, schlägt Köhnlechner für die Verwertung der Kunststoffe eine Kombination aus trockener und nasser Sortiertechnik vor: Zunächst soll in einem trockenen Schritt das Material vorsortiert, Metalle abgeschieden und der Rest anschließend geshreddert werden. Mithilfe der nassen Schwimm-Sink-Technik werden die Flammenhämmer und weitere Kunststoffe abgetrennt. Dabei wird in zwei Schritten vorgegangen. In einer Kochsalzlösung sinken Flammenhämmer, PS-FR, PVC, PC, und andere Stoffe. Die schwimmenden Kunststoffe wie PE, PP, ABS und PS werden dann in normalem Wasser getrennt: In die beiden Gruppen PE und PP sowie PS und ABS. Für die letztere Gruppe soll wiederum trocken die sogenannte elektrostatische Trennung durchgeführt werden.

Bei der elektrostatischen Trennung können auch schwarze Kunststoffe separiert werden. Die Technik arbeitet mit dem Effekt, dass sich Kunststoffgemische unterschiedlich positiv oder negativ aufladen und durch gepolte Elektroden angezogen werden. Das Ergebnis ist nach Angaben von Köhnlechner eine sortenreine Trennung von ABS und PS. Das ABS sei zu 99 Prozent und PS zu 98,5 Prozent rein, verspricht der Geschäftsführer.

© 320°/ek | 28.01.2015

Mehr zum Thema
Mehr Rezyklate, weniger Plastik: Was Apple bislang erreicht hat
Einweg-E-Zigarette mit abnehmbarem Akku
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
PreZero plant LVP-Sortieranlage in Dänemark
iPhone-Reparatur: Apple lässt gebrauchte Originalteile zu 
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Dopper führt digitalen Produktpass ein
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“
Künstliche Intelligenz soll Elektroaltgeräte analysieren
Kreislaufwirtschaft: Neues Zentrum in der Lausitz
Bis zu 11 Millionen Tonnen Plastikmüll auf dem Meeresboden