Marktbericht für Stahlschrott

Die Stahlschrottpreise haben im August etwas angezogen. Verantwortlich ist vor allem die Nachfrage aus der Türkei. Doch nach wie vor fehlt es der Schrottwirtschaft an Impulsen. Die Erholung der Stahlwirtschaft schlägt noch nicht durch.

Höhere Stahlschrottpreise für August


Die Stahlschrottpreise, die der Stahlschrottverband BDSV monatlich ermittelt, sind im August gegenüber Juli um durchschnittlich 5 bis 10 Euro gestiegen. Am stärksten fiel der Preisanstieg für die Sorten 1, 3 und 5 aus, die um 8 bis 10 Euro pro Tonne zulegten. Neuschrott (Sorte 2) und Shredderschrott (Sorte 4) kletterten um rund 5 Euro pro Tonne. Händler begründen den Preisanstieg insbesondere mit der höheren Schrottnachfrage aus der Türkei.

Nach den aktuell veröffentlichten Zahlen der BDSV stellen sich die bundesweiten Lagerverkaufspreise für August wie folgt dar:

  • Sorte 1 (Stahlaltschrott): 228,1 Euro/t (Juli: 220,1 Euro)
  • Sorte 2/8 (Stahlneuschrott): 251,7 Euro/t (Juli: 246,2 Euro)
  • Sorte 3 (Schwerer Stahlaltschrott): 250,5 Euro/t (Juli: 241,9 Euro)
  • Sorte 4 (Shredderstahlschrott): 257,7 Euro/t (Juli: 250,6 Euro)
  • Sorte 5 (Stahlspäne): 200,2 Euro/t (Juli: 192,8 Euro)

Ob die Schrottpreise im September weiter steigen werden, ist fraglich. Die Einschätzungen hierzu gehen auseinander. Übereinstimmung scheint lediglich darin zu bestehen, dass die Preise nicht fallen dürften. Auch das wirtschaftliche Umfeld lässt keine eindeutigen Einschätzungen zu. Die deutsche Stahlwirtschaft verbucht zwar für das erste Halbjahr ein Auftragsplus von 4 Prozent und auch die Rohstahlproduktion fällt höher aus als im Vorjahr, doch die Schrottwirtschaft profitiert davon nur zum Teil. Das Niveau der Elektrostahlproduktion liegt in den ersten sechs Monaten 0,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Auch die Entwicklung der Exportnachfrage lässt sich derzeit nur schwer prognostizieren. In den vergangenen Jahren haben türkische Stahlwerke die Sommermonate immer wieder genutzt, um sich vergleichsweise günstig mit Schrott einzudecken. Dafür fiel dann die Nachfrage im September niedriger aus. Ob sich das in diesem Jahr wiederholen könnte, ist ungewiss.

„Schrottpreise weiter auf tiefem Niveau“

Aus Sicht des Schweizer Stahlherstellers Schmolz+Bickenbach werden die Stahlschrottpreise in den kommenden Monaten nicht mehr signifikant steigen. Die Preise werden sich weiterhin auf einem „tiefen Niveau“ bewegen, teilt der Hersteller von Spezialstählen anlässlich der Bekanntgabe seiner Halbjahresergebnisse mit. Die Preise für Stahl hingegen hätten das Potenzial zu steigen. „Das allgemeine Basispreisniveau bleibt jedoch sehr niedrig und bislang unter dem Niveau des Vorjahres.“

Wie die beiden Stahlkonzerne ThyssenKrupp und Salzgitter hat auch Schmolz+Bickenbach das Vorsteuerergebnis deutlich verbessert. Vor einem Jahr wies das Schweizer Unternehmen noch einen Verlust von 14,6 Millionen Euro für das erste Halbjahr 2013 aus, nun beträgt das EBT für die ersten sechs Monate plus 52,2 Millionen Euro. Auch hier zeigen sich die Folgen des eingeleiteten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramms.

Die Rohstahlproduktion in Europa war unterdessen im Juli erstmals seit einigen Monaten wieder rückläufig. Nach den aktuellen Zahlen des Verbands World Steel stellten die 28 EU-Staaten 13,3 Millionen Tonnen her, was gegenüber Juli 2013 ein Minus von 2 Prozent bedeutet. Für die ersten sieben Monate 2014 bleibt aber ein Produktionplus von 3 Prozent. In Deutschland erhöhte sich die Produktion im Juli um 1,5 Prozent auf 3,448 Millionen Tonnen, in Italien ging sie um 3,6 Prozent auf geschätzte 2,03 Millionen Tonnen zurück.

Leicht gestiegen ist die Rostahlproduktion in der Türkei. Dort weisen die Stahlwerke ein Produktionsplus von 1,0 Prozent aus. Für die ersten sieben Monate liegt die türkische Rohstahlproduktion 0,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Erhöht hat sich im Juli die Produktion in China. Dort steigerten die Stahlwerke die Produktion um 1,5 Prozent auf 68,324 Millionen Tonnen. Weltweit stieg die Produktion um 1,7 Prozent auf 136,819 Millionen Tonnen.

© 320°/ek | 22.08.2014

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