Altpapier-Markt

In Europa bleiben die Altpapierpreise weiterhin hoch. Während die Papierfabriken auf eine Preiskorrektur hoffen, werden in der Türkei die Produktionskapazitäten ausgebaut. Eine neue Papierfabrik ist ebenfalls geplant.

Hohe Preise in Europa, neue Kapazitäten in der Türkei


Trotz der ruhigen Sommermonate wurde Altpapier in Europa auch im dritten Quartal dieses Jahres etwas teurer. Der Grund: die unverändert starke Nachfrage. Wie Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt im aktuellen Quartalsbericht des Weltrecyclingverbands BIR berichtet, fragten in den vergangenen Monaten die ansässigen Papierfabriken vor allem niedrige Sorten, gemischte Papiere und Kaufhauspapiere nach. Für die anderen Standardsorten kamen die verstärkten Order vor allem aus Nicht-EU-Ländern.

In Schweden hat sich unterdessen der Altpapiermarkt konsolidiert. Wie Lars-Gunnar Almryd in dem BIR-Bericht schreibt, hat die Stena Gruppe zum 1. Juli den Wettbewerber IL Recycling übernommen. Dies betreffe sowohl den schwedischen als auch den polnischen Markt. Beide Firmen gelten als führende Akteure auf dem Altpapiermarkt. IL Recycling hatte 60 Jahre lang gemeinsam den Firmen Fiskeby Board, SCA, Smurfit Kappa und Stora Enso gehört. Da IL Recycling auch für die meisten Altpapiersammlungen und -geschäfte in Polen zuständig ist, rechnet Almryd auch mit Auswirkungen auf den dortigen Markt.

In der Türkei wird derweil der Papiermarkt ausgebaut. Die österreichische Prinzhorn Gruppe hat nach Angaben von BIR-Vertreter Ekrem Demircioglu eine Wellpappenfabrik von Camiş übernommen und will in Kutahya eine neue Linie mit einer Kapazität von 500.000 Jahrestonnen bauen. Außerdem sei der Kipas-Konzern auf der Suche nach einem Standort für eine neue Papierfabrik.


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Die hohen Altpapierpreise in Europa haben auch die chinesischen Altpapierimporteure zu spüren bekommen. Zwar verbilligten sich die Frachtraten dank der Einführung von größeren Containern und weniger Handelsvolumen. Doch wie Ranjit Baxi von J&H Sales International berichtet, hatten die Händler dennoch mit hohen Preisen aus Europa und den USA zu kämpfen.

So starteten laut Baxi die Preise für Wellpappenpapiere im Juli bei rund 165 US-Dollar pro Tonne und lagen Ende September bei 170 US-Dollar pro Tonne – Tendenz steigend. Für gemischte Sorten wurden zu Beginn des dritten Quartals 130 US-Dollar pro Tonne gezahlt, zum Ende hin waren es bereits über 143 US-Dollar pro Tonne. Für die kommenden Wochen hoffen die Einkäufer auf steigende Sammelmengen und Preiskorrekturen der Papierfabriken nach unten.

Auch in Indonesien konnten die Importeure laut Mark Mijnster von Papermarketing mit den geforderten Preisen aus Europa und den USA nicht mithalten. Die Einkäufer suchten ihr Material deshalb verstärkt auf dem heimischen Markt sowie in Singapur und Australien. Zwar war in den Nachbarländern das Material nicht günstiger, aber zumindest die Lieferzeiten seien deutlich kürzer gewesen.

© 320°/ek | 19.10.2016

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