Aufbereitung von E-Schrott

Erst sind die Preise niedrig, dann fehlen die Metallinhalte komplett: Auf die E-Schrott-Branche kommen schwierige Zeiten zu, glaubt man einem Vertreter des US-Konzerns Hewlett-Packard. Ihm zufolge werden schon bald keine Metalle mehr im E-Schrott enthalten sein.

HP-Vertreter prognostiziert Umbruch für E-Schrott-Branche


Kupfer, Silber, Gold, Palladium, Kobalt: Im Inneren oder in der Hülle von Elektro- und Elektronikaltgeräten stecken Nichteisen- und Edelmetalle, die für E-Schrott-Aufbereiter die Geschäftsgrundlage sind. Sinken die Metallpreise oder werden die Metallinhalte immer geringer, kommt das Erlösmodell ins Wanken – so wie aktuell bei vielen E-Schrott-Aufbereitern. Doch es könnte noch schlimmer kommen.

Denn möglicherweise werden eines Tages gar keine Metalle mehr im E-Schrott enthalten sein. „In 10 bis 15 Jahren wird es im E-Schrott nur noch zwei Materialien geben: Kunststoffe und Glasfasern, aber keine Metalle mehr“, sagte Klaus Hieronymi, Recycling-Manager beim Technologiekonzern Hewlett-Packard (HP), auf dem International Electronics Recycling Congress (IERC) Ende Januar in Salzburg. Er empfahl den anwesenden Recyclern, sich bereits darauf einzustellen. „Sie müssen sich nach anderen Erlösquellen umsehen.“

Der Grund für Hieronymis Warnung ist eine neue Rechnerarchitektur, die sich im Inneren von Sensoren, Druckern, Smartphones und Servern durchsetzen könnte. Diese verwendet nicht mehr Kupferleitungen als Datenüberträger, sondern Glasfasern.

Glasfasern als Datenüberträger zu nutzen, ist nicht neu. In der Übertragung von Internet-Datenströmen werden Glasfasern, vielmehr Glasfasernetze, immer beliebter. Die Daten werden dabei innerhalb der Fasern per Lichtsignal transportiert. Das bietet gegenüber Kupferkabeln den Vorteil, mehr Information in kürzerer Zeit von einem Punkt zum anderen zu schicken.

Zudem werden seit geraumer Zeit in der Nachrichtentechnik Glasfasernetze verwendet, weil sie höhere Reichweiten erzielen. Des Weiteren sind Glasfasern fester Bestandteil von Spektrometern, Endoskopen oder Mikroskopbeleuchtungen. Außerdem werden sie für den flexiblen Transport von Laserstrahlen zur Materialbearbeitung und in der Medizin eingesetzt.

HP plant bereits mit Glasfasern

Das Prinzip des Datentransports per Licht will HP nun auch in einem neuartigen Server nutzen, bekannt unter dem Namen The Machine. Geplant ist, eine neue Speichertechnologie zu verbauen, die nicht wie bisher auf Festplatte und Arbeitsspeicher basiert. Dieser Speicher könnte riesige Datenmengen verarbeiten. Um den gesamten Speicher schnell anzusprechen, sollen laut HP Glasfaserleitungen zum Einsatz kommen. Damit sollen Datenraten von bis zu sechs Terabyte pro Sekunde realisiert werden. Das entspricht der Datenmenge von 240 Blu-Ray Discs. Gleichzeitig erlaubten die genannten Technologien laut HP eine geringere Baugröße von Servern.

Sollte sich die Technologie in der Breite durchsetzen, könnten eines Tages nicht nur die Server kleiner werden, sondern auch viele andere Elektrogeräte. Im Klartext hieße das: E-Schrott-Verwerter bekommen auf lange Sicht nicht nur weniger Metalle aus den Inneren von Computern zum Aufbereiten, sondern auch weniger Metalle aus den Gehäusen. Dann müsste die Branche in der Tat umdenken.

Mehr zum Thema
Neue Kennzeichnung für CO2-armen Stahl
100 Prozent recycelte Edelmetalle: Umicore führt „Nexyclus“ ein
Mehr Rezyklate, weniger Plastik: Was Apple bislang erreicht hat
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Batteriepaket der Raumstation ISS schlägt in Wohnhaus ein
Neue Marke: Heraeus bietet Produkte aus recycelten Edelmetallen an
Einweg-E-Zigarette mit abnehmbarem Akku
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Thyssenkrupp kündigt Abbau von Stahlkapazitäten an
iPhone-Reparatur: Apple lässt gebrauchte Originalteile zu 
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Dopper führt digitalen Produktpass ein