Wilms zur China-Politik

Remondis-Geschäftsführer Wilms fordert von der Bundesregierung eine klare Rohstoff- und Recyclingstrategie. Deutschland sollte das Interesse haben, nur Produkte aus hochwertigen Kunststoffen zu importieren. Damit ließe sich auch ein Manko des neuen Verpackungsgesetzes ausgleichen.

„Ich finde es richtig, dass die unseren Mist nicht mehr nehmen“


Remondis-Geschäftsführer Herwart Wilms fordert die neue Bundesregierung auf, dem Beispiel Chinas zu folgen und schärfer gegen billige Verpackungsmaterialien vorzugehen. „China hat eine klare Rohstoff-Strategie und verfolgt auch eine klare Recycling-Strategie“, sagt Wilms im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Capital (Ausgabe 94 vom 22. März).

Deutschland habe dagegen weder eigene Rohstoffe, noch ausreichend Recyclingquellen, um Hersteller hierzulande mit ausreichenden Wertstoffen zu versorgen. „Statt in Panik vor Plastikmüllbergen zu verfallen, sollte die neue Umweltministerin eher Werbung dafür machen, dass wir wertvollen, weil gut recycelbaren Kunststoff in unser Land holen“, sagt Wilms.

„Nur hochwertige Kunststoffe importieren“

Eben dieses Ziel verfolgt auch China mit seinem Import-Stopp für bestimmte Abfälle, darunter unsortierte, verschmutzte Gewerbeabfälle wie Folien für Baustellen oder Kunststoffwannen für Fleischtransporte. Elf Millionen Tonnen solcher Gewerbeabfälle sind 2016 aus der EU nach China verschifft worden, rund 750.000 Tonnen aus Deutschland. Sortierte Kunststoffabfälle, die beispielsweise aus dem sogenannten „gelben Sack“ stammen, nehmen chinesische Recycler weiterhin ab, um daraus die für die Produktion benötigten Rohstoffe zu gewinnen.

„Die Chinesen schreien nicht nach dem großen Import-Stopp, sie schreien nach Qualität“, sagt Wilms. „Ich finde es richtig, dass die unseren Mist nicht mehr nehmen.“

Deutschland sollte nach Wilms‘ Auffassung eine ähnliche Strategie fahren. „Ein rohstoffarmes Land wie Deutschland sollte daran Interesse haben, nur Produkte aus hochwertigen, rohstoffreichen Kunststoffen zu importieren und als Rohstoff-Ressource im Land zu halten“, sagt Wilms. Dafür müsse das Bundesumweltministerium in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium entsprechende Qualitätsanforderungen an Hersteller weltweit formulieren.

Das neue Verpackungsgesetz, das ab Anfang 2019 in Kraft treten wird, sieht zwar vor, dass künftig mehr Material aus dem Gelben Sack recycelt werden muss – die Quote wird von bislang 36 Prozent zunächst auf 58,5 Prozent und dann im Jahr 2022 auf 63 Prozent steigen. Doch das Verpackungsgesetz habe auch ein Manko, wie Wilms betont. Denn es werde nicht zwischen gutem – also brauchbaren, rohstoffreichen – Müll und schlechtem – also rohstoffarmen, schwer verwertbaren – Müll differenziert.

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