Chinas Importverbot

Die Verunsicherung wegen Chinas geplanten Importverboten ist groß. Inzwischen kursieren Gerüchte, dass auch NE-Metallschrotte betroffen sein werden. Doch der internationale Recyclingverband BIR versucht zu beruhigen: Bislang gebe es hierzu keine offizielle Bekanntmachung.

„Ignorieren Sie die Gerüchte!“


Das drohende Importverbot Chinas für bestimmte Abfallarten hängt wie ein Damoklesschwert über der internationalen Recyclingindustrie. Bislang steht aber nur fest, dass die Volksrepublik plant, bestimmte Kunststoffabfälle wie PET, PVC, Polyethylene und Polystyrene, gemischtes Altpapier, Alttextilien sowie Vanadium-Schlacken und Asche/Krätze aus der Stahlproduktion mit einem Importverbot zu versehen. Von NE-Metallschrotten ist nicht die Rede. Dennoch reißen die Gerüchte und Spekulationen, auch Metallschrotte könnten von dem Importverbot betroffen sein, nicht ab.

Der internationale Recyclingverband versucht nun, Ruhe in die internationalen NE-Metallmärkte zu bringen. „Bis jetzt gibt es keine öffentliche Bekanntmachung auf der offiziellen Website des chinesischen Umweltministeriums (MEP), dass NE-Metalle mit einem Handelsverbot belegt werden“, betont David Chiao, Präsident der NE-Metall-Sparte des Weltrecyclingverbands BIR, im aktuellen „NE-Metall-World Mirror“ seines Verbands.

„Ich fordere daher alle dringend dazu auf, nicht zu wiederholen, was man selbst nur vom Hörensagen kennt. Ignorieren Sie die Gerüchte! Warten wir zunächst auf eine offizielle Bekanntmachung“, so Chiao.

Zeitweiliger Einfuhrstopp belastet Chinas lokalen Schrottmarkt

Hintergrund der Gerüchte könnte möglicherweise der Einfuhrstopp sein, den die chinesische Regierung seit Anfang Juli auf bestimmte Schrotte verhängt hat. Dieser Einfuhrstopp sei aber nur vorübergehend, betont Shen Dong von der OmniSource Corporation. Der Stopp hänge mit der einmonatigen Kampagne gegen Unternehmen zusammen, die beim Verwerten von importiertem Schrott schwere Umweltverschmutzungen verursachen würden. 420 Inspektoren seien derzeit dabei, ausgedehnte Inspektionen in den verdächtigten Anlagen durchzuführen.

Die Auswirkungen dieses Importstopps sind gleichwohl deutlich zu spüren: „Broker und Verarbeiter in China berichten von Verzögerungen bei der Zollabfertigung. Die damit verbundenen Mehrkosten für die Standzeit des Transports werden mittlerweile zu einer Belastung für den lokalen Schrottmarkt“, berichtet Don.

Chinas Importverbotpläne werden Dominoeffekt haben

Aber auch das angekündigte Importverbot für Kunststoffe und Papier könnte die Metallschrottmärkte beeinflussen. „Viele der deutschen privatwirtschaftlichen Recyclingunternehmen handeln nicht nur mit Metallen, sondern auch mit anderen Materialien“, gibt Murat Bayram von European Metal Recycling zu bedenken. „Daher werden Chinas Importverbotpläne einen größeren Dominoeffekt haben, der derzeit noch nicht absehbar ist.“

Fallende Erlöspreise für Kunststoffe und Papier würden den Druck auf lokale Schrottakteure erhöhen, Metalle verkaufen zu müssen. „Es ist praktisch unausweichlich, dass der Verkauf von Metallen sich bei Unternehmen konzentriert, die sich eine schnelle oder sofortige Auszahlung leisten können.“ Davon ist das Fachsparten-Vorstandsmitglied Bayram fest überzeugt. Darüber hinaus würden Veränderungen bei Kunststoff- und Papierabfallströmen einen Effekt auf die weltweiten Logistikketten haben.

Abgesehen von allen Unsicherheiten, die China mit seinen Importplänen verursacht, ist es um den deutschen Schrottmarkt gut bestellt. „Der Markt weist bei Kupfer und Aluminium eine gute Balance zwischen Angebot und Nachfrage auf“, wie Bayram berichtet. Der Engpass beim Kupferschrott habe sich mittlerweile in ein Gleichgewicht gewandelt. Beim Aluminium gebe es noch immer einen gesunden Appetit auf gute Qualitäten, vor allem auf siliziumbasierten Schrott.

US-Produzenten auf der Suche nach alternativen Märkten

Chinas „National Sword Initiative“ hat in Übersee bereits Wirkung gezeigt. Vor allem die Märkte für die beiden Schrottsorten Zorba und Zurik sind betroffen. „Bestimmte Zurik-Qualitäten werden derzeit eingelagert, während die Produzenten auf der Suche nach alternativen Märkten sind“, berichtet Andy Wahl, Vizepräsident der BIR-Fachsparte NE-Metalle.

Zudem werde an neuen Verarbeitungstechnologien gearbeitet, um eine bessere Qualität zu erzeugen und um noch mehr metallische Bestandteile separieren zu können. Eine ähnliche Entwicklung erwartet Wahl auch bei geringeren Qualitäten wie isolierten Kupferdraht und Drahtprodukten aus Aluminium. „Denn ansonsten würden diese nicht mehr den erwarteten zukünftigen Anforderungen entsprechen.“

Aufgrund der bestehenden Unsicherheit hätten die inländischen Preise für Zorba leicht nachgegeben. „Das hat es indischen Käufern ermöglicht, in den Markt einzusteigen und im Juli zusätzliche Geschäfte abzuschließen“, wie Wahl im „World Mirror“ schreibt.

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