Report für 2016

Die globale E-Schrott-Menge ist innerhalb von zwei Jahren um 8 Prozent gestiegen. Bis 2021 wird sich die Mengenzunahme noch weiter beschleunigen, erwarten Experten. Das Recycling kann damit nicht Schritt halten.

Immer mehr E-Schrott


Im Jahr 2016 sind weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikschrott angefallen. Das entspricht einem Gewicht von 4.500 Eiffeltürmen. Aber nur magere 20 Prozent davon wurden gesammelt und sachgerecht recycelt. Das geht aus dem neuen E-Schrott-Report „Global E-Waste Monitor 2017“ der Universität der Vereinten Nationen (UNU) hervor.

Etwa 4 Prozent des E-Schrotts sind laut UNU-Report auf Deponien gelandet. Was mit dem großen Rest von 76 Prozent – einer Menge von immerhin 34,1 Millionen Tonnen – geschehen ist, könne nur vermutet werden. Höchstwahrscheinlich sei dieser E-Schrott verbrannt oder in informellen Hinterhofbetrieben verwertet worden. Sehr viele Geräte lagern zudem in den Haushalten in Schubladen oder in alten Kartons im Keller.

Dadurch ist eine große Menge an wertvollen Materialien wie Gold, Silber, Kupfer, Palladium oder Platinum verloren gegangen. Der UNU-Bericht beziffert den Wert der verwertbaren Materialien im Elektroschrott mit 55 Milliarden US-Dollar (annähernd 46,5 Milliarden Euro) – mehr als das Bruttoinlandsprodukt der meisten Länder der Welt im Jahr 2016. Und das ist nur der konservativ geschätzte Wert. Der tatsächliche Wert dürfte noch darüberliegen.

Weltweite Pro-Kopf-Menge wird auf fast 7 Kilogramm steigen

Der Bericht unterstreicht zudem, dass die Menge an E-Schrott Jahr für Jahr rapide ansteigt:

  • So hat sich die weltweit anfallende Menge an E-Schrott innerhalb der Jahre 2015 und 2016 um 8 Prozent oder 3,3 Millionen Tonnen erhöht.
  • In den kommenden Jahren wird der E-Schrott-Strom aller Voraussicht nach weiter anschwellen. Die Experten der UNU rechnen bis 2021 mit einem weiteren Anstieg um 17 Prozent auf 52,2 Millionen Tonnen Elektroschrott.

Verantwortlich dafür sei ein wachsender Trend, wie es im UNU-Bericht heißt: Sinkende Preise machen elektronische und elektrische Geräte für die meisten Menschen weltweit erschwinglich. Gleichzeitig wird dadurch der frühzeitige Austausch von Geräten oder Neuanschaffungen in wohlhabenderen Ländern gefördert. Zudem werden die Austauschzyklen für Mobiltelefone und Computer, aber auch für andere Geräte und Ausrüstungen generell immer kürzer.

Als Resultat steige die durchschnittliche weltweite Pro-Kopf-Menge an E-Schrott:

  • 2016 lag der Pro-Kopf-Anteil bei 6,1 Kilogramm. Im Jahr 2014 waren es noch 5,8 Kilogramm.
  • Bis 2021 wird jeder Erdenbürger wohl noch mehr Elektroschrott erzeugen. Die Autoren gehen davon aus, dass die globale Pro-Kopf-Menge dann bei 6,8 Kilogramm liegen wird.

Die größten Pro-Kopf-Erzeuger sind weder Europäer noch Amerikaner

In einigen Regionen lag 2016 die Pro-Kopf-Menge allerdings weit über dem weltweiten Durchschnitt. Als die größten Elektroschrott-Erzeuger haben die Autoren interessanterweise nicht die üblichen Verdächtigen, sprich Europäer oder Amerikaner ausgemacht.

  • Stattdessen liegen Australien, Neuseeland und die anderen Länder Ozeaniens mit einer Pro-Kopf-Menge von 17,3 Kilogramm an erster Stelle. Dort seien nur 6 Prozent formell gesammelt und recycelt worden.
  • Europa einschließlich Russland ist demnach mit durchschnittlich 16,6 Kilogramm der zweitgrößte Erzeuger von Elektroschrott pro Einwohner. Allerdings hat Europa die höchste Sammelquote vorzuweisen, und zwar 35 Prozent.
  • In Amerika hat jeder Einwohner 11,6 Kilogramm E-Schrott erzeugt. Davon wurden lediglich 17 Prozent für ein Recycling gesammelt.
  • Das sei vergleichbar mit der Sammelquote in Asien. Diese liegt laut Bericht bei 15 Prozent. Mit 4,2 Kilogramm pro Einwohner habe Asien jedoch nur etwa ein Drittel der amerikanischen Pro-Kopf-Menge erzeugt.
  • In Afrika fällt mit 1,9 Kilogramm die mit Abstand geringste Pro-Kopf-Menge an. Über die Sammelquote lägen aber nur sehr wenige Informationen vor.

Betrachtet man das Gesamtaufkommen an E-Schrott, ändert sich die Reihenfolge der Regionen:

  • An erster Stelle steht dann Asien. Dort fielen 18,2 Millionen Tonnen E-Schrott an.
  • Europa liegt mit 12,3 Millionen Tonnen auf dem zweiten Platz.
  • Nord- und Südamerika folgen mit zusammen 11,3 Millionen Tonnen.
  • Afrika hat insgesamt 2,2 Millionen Tonnen erzeugt.
  • Ozeanien liegt hier auf dem letzten Platz. Nur 0,7 Millionen Tonnen sind in dieser Region angefallen.

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Nur 41 Länder legen offizielle Statistiken vor

Ermutigend ist, dass immer mehr Länder Rechtsvorschriften über Elektroschrott verabschieden, heißt es im Bericht. Mittlerweile seien 66 Prozent der Weltbevölkerung, die in 67 Ländern leben, durch nationale Gesetze zur Entsorgung von Elektroschrott abgedeckt. Im Jahr 2014 waren es erst 44 Prozent in 61 Ländern.

Allerdings sei die Auffassung, für welche Arten von E-Schrott die Rechtsvorschriften gelten, weltweit sehr unterschiedlich. „Das macht die Notwendigkeit einer Harmonisierung deutlich“, wie der Bericht betont.

Ein weiteres Manko sehen die Autoren im Fehlen zuverlässiger Daten über E-Schrott. Demzufolge quantifizieren noch immer nur 41 Länder offiziell ihre Elektroschrotterzeugung und Recyclingströme.

„Daten müssen lokal und global einheitlich erhoben werden“

„Ohne bessere Statistiken und ohne die Schließung der größten Datenlücken in der aktuellen Elektroschrott-Statistik ist es unmöglich, die Wirksamkeit bestehender und neuer Rechtsvorschriften zu beurteilen“, so der Bericht. Solche Daten würden auch benötigt, um illegale internationale Verbringungen von E-Schrott besser nachverfolgen zu können.

Um diese Wissenslücken zu schließen, haben die UNU, Internationale Fernmeldeunion der UN und die International Solid Waste Association (ISWA) ihre Kräfte gebündelt. Im Januar 2017 haben die drei Institutionen die „Global Partnership for E-waste Statistics“ ins Leben gerufen. „Denn wir müssen in der Lage sein, Daten und Statistiken über Elektroschrott lokal und global einheitlich zu erheben und zu sammeln“, sagt ISWA-Präsident Antonis Mavropoulos.

Bezüglich national erhobener Daten fordert Jakob Rhyner, Prorektor der UNU: „Nationale Daten sollten international vergleichbar sein, häufig aktualisiert, veröffentlicht und interpretiert werden.“ Die bestehenden globalen und regionalen Schätzungen auf der Grundlage von Produktions- und Handelsstatistiken würden die Gesundheits- und Umweltrisiken einer unsachgemäßen Behandlung und Entsorgung durch Verbrennung oder Deponierung nicht ausreichend abdecken.

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