Recyclingmarkt

Neue Stahlwerke, eine steigende Schrottnachfrage und ein starker Bedarf an Recyclinganlagen: Indiens Schrottmarkt bietet enormes Wachstumspotenzial. Und mehr noch: Indien braucht die Unterstützung des Auslands – in erster Linie durch Schrottimporte.

Indiens Schrottmarkt lockt mit glänzenden Aussichten


In keinem anderen Land sind die Wachstumsprognosen so gut wie in Indien. Um 7,4 Prozent wird die Wirtschaft 2018 zulegen, meint der Internationale Währungsfonds. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 7,2 Prozent sein. Da fällt selbst die Volksrepublik China zurück, die in diesem Jahr vermutlich 6,4 Prozent verbuchen wird.

Das starke Wachstum zeigt sich an verschiedenen Stellen. So gehen jüngste BIP-Prognosen von Wirtschaftsexperten davon aus, dass Delhi in den kommenden fünf Jahren die am schnellsten wachsende Stadt Asiens sein wird. Aber es zeigt auch in der Entwicklung der Industrie. Die Stahlproduktionskapazität Indiens werde bis 2030 auf 300 Millionen Tonnen steigen, erklärte der indische Stahlminister Chaudhary Birender Singh diese Woche bei der Herbsttagung des Weltrecyclingverbands BIR in Neu-Delhi.

Das Recycling könne dabei eine wichtige Rolle zur Erreichung dieses Ziels spielen, sagte der Minister. Die indische Regierung strebe die Errichtung von Stahlwerken auf Schrottbasis im Norden und Westen des Landes an. Vor diesem Hintergrund ist es wohl auch zu verstehen, dass Ende 2018 der erste Autoshredder des Landes in Betrieb gehen wird. Das Vorhaben sei ein von der Regierung initiiertes Joint Venture, mit dem zugleich ein Netz von Sammel- und Rückbauzentren in der Großregion Delhi errichtet werden soll.

Importbedarf von 10 Millionen Tonnen

Das Metallrecycling in Indien biete „ein riesiges ungenutztes Potenzial“, betonte B. B. Singh, Geschäftsführer des indischen Schrotthandelsunternehmens MSTC. Er schätzt Indiens Recyclingquote auf 20 bis 25 Prozent. Singh sieht vor allem gute Chancen für das Automobilrecycling. Das liege einerseits am schnell wachsenden Pkw-Absatz und andererseits an der zunehmenden Verfügbarkeit von Altfahrzeugen.

Laut Singh werden etwa hundert Shredderanlagen benötigt, um Indiens wachsende inländische Schrottmengen zu bewältigen. Die potenzielle Schrotterzeugung aus Altfahrzeugen könne 10 Prozent des gesamten inländischen Schrottmarktes ausmachen, erklärte er. Bis zum Jahr 2020 werde die heimische Schrotterzeugung in Indien 43 Millionen Tonnen erreichen. Zugleich werde die Nachfrage aber rund 53 Millionen Tonnen betragen – „ein Defizit von 10 Millionen Tonnen, das importiert werden muss“, sagte er.

Allerdings steht die indische Recyclingwirtschaft vor einigen Herausforderungen. Dazu zählen die 2,5-prozentige Schrottabgabe sowie die komplexe Gesetzgebung und Regulierung. Viele Recycler sehen sich dadurch in ihrem Tagesgeschäft behindert.

Doch zumindest hinsichtlich der Schrottabgabe deutet sich eine Erleichterung an. Die Regierung werde alles tun, um die Schrottsteuer vorübergehend aufzuheben oder zumindest zu senken, stellte Aruna Sharma, Staatssekretär im Stahlministerium, bei der BIR-Tagung in Aussicht.


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