Interview mit Verbandsgeschäftsführer Max Monzel

Max Monzel, Geschäftsführer des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft in der Region Trier, über das neue Bringsystem für Bioabfälle, das bestehende Verwertungskonzept in Mertesdorf und die mögliche Neuauflage eines „Gelb in Grau“-Konzepts.

„Insofern brauchen wir keine zusätzliche (Bio-)Tonne“


Nach monatelangem Streit über die Pflicht zur Einführung einer Biotonne in der Region Trier haben sich der Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft und die Genehmigungsbehörde SGD Nord einvernehmlich geeinigt. Geplant ist nun ein ergänzendes Bringsystem für Bioabfälle, wie der Zweckverband mitteilte. Die Verwertung der Bioabfälle soll zusammen mit krautigem Grüngut erfolgen. Hierzu will der Zweckverband Konzepte für eigene Vergärungsanlagen entwickeln.

Herr Dr. Monzel, das neue Bringsystem für Bioabfälle ist ein ergänzendes System. Das heißt, die Behandlung von Rest- und Bioabfällen in der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) in Mertesdorf wird unverändert fortgeführt?

A.R.T.
A.R.T.

Ja, das ist richtig. Das neue Bringsystem ist komplementär zum bestehenden Verwertungskonzept in Mertesdorf, bei dem wir Bioabfälle zur Trocknung des Restabfalls nutzen, um daraus Ersatzbrennstoffe herzustellen. Das Bringsystem ist also kein eigenständiges System, sondern ein ergänzendes Modul, welches sich konkret auf die Erfassung der übriggebliebenen Fraktion von Speiseresten und Küchenabfällen konzentriert. Parallel dazu bleibt das Erfassungssystem für Grünschnitt unverändert aufrechterhalten.

Die Bürger können das Bringsystem freiwillig nutzen oder auch nicht. Wie passt das mit der Pflicht zur Getrennterfassung von Bioabfällen gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz zusammen?

Das passt durchaus zusammen. Das freiwillige Bringsystem von Speiseresten und Küchenabfällen stellt eine Erweiterung unseres bestehenden und bewährten Trierer Modells dar. Ergänzend zu unserem Verwertungskonzept in der MBT in Mertesdorf haben die Bürgerinnen und Bürger künftig die Möglichkeit, alle Bioabfälle auf den 84 Grüngut-Sammelstellen abzugeben. Für den Transport der Speise- und Küchenabfälle werden die Haushalte mit kompostierbaren Sammelbeuteln ausgestattet, die beispielsweise über die Ausgabestellen für Gelbe Säcke bezogen werden können. Damit ist ein höchstmöglicher Anschlussgrad sichergestellt.

Die herrschende Meinung ist aber, dass die Getrennterfassungspflicht nur mit der Einführung einer Biotonne zu erfüllen ist.

Ja, diese Ansicht gibt es. Der Gesetzgeber hat aber bewusst die Frage der Art und Weise, das heißt wie die Getrennterfassung zu erfolgen hat, offen gelassen und dem zuständigen Entsorgungsträger die diesbezügliche Entscheidung freigestellt. Das Bringsystem ist ein anerkanntes System, das die gesetzlichen Anforderungen an die Erfassung und Verwertung von Bioabfällen erfüllt und auch von der Genehmigungsbehörde SGD Nord und der obersten Aufsichtsbehörde, dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, begrüßt wird. Mit diesem Modell schaffen wir eine integrierte Bioabfallverwertung. Insofern brauchen wir keine zusätzliche (Bio-)Tonne.

Wie werden sich die Bioabfälle zwischen der Behandlung in Mertesdorf und dem Bringsystem voraussichtlich aufteilen?

Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Wir haben mit der Landesregierung vereinbart, dass wir dieses Vorhaben wissenschaftlich begleiten lassen und dabei die Bürgerakzeptanz, die Quantitäten, die Sortenreinheit sowie die Verwertungswege erheben werden.

Sie haben auch Maßnahmen zur Steigerung der Ökoeffizienz der MBT in Mertesdorf angekündigt. Was verstehen Sie darunter?

Wir sind gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz zu der Auffassung gelangt, dass die Ökoeffizienz der MBT, und hier insbesondere der Beitrag zur Ressourcenschonung, durch eine Verfeinerung der Sortiertechnik zu steigern ist. Die Ziele sind unter anderem die Erzeugung einer mineralischen Deponiefraktion und die Verbesserung der Metallabscheidung durch weitere Sortierschritte. Bei Einführung einer zusätzlichen Erfassung von stoffgleichen Nichtverpackungen ist auch die Weiterverfolgung des Systems „Gelb in Grau“ angestrebt.

Mit dem „Gelb in Grau“-Modell wollen Sie dann gegebenenfalls auf die Wertstofftonne verzichten?

Möglicherweise, ja. Wir haben bekanntlich bereits einen einjährigen Pilotversuch durchgeführt, bei dem wir die gemeinsame Erfassung von Inhalten der Gelben Säcke und der Restmülltonne untersucht haben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Verwertungspotenziale weit über den 7 Kilogramm pro Jahr und Einwohner liegen, die man sich zusätzlich über die Wertstofftonne verspricht. Die Frage ist nun, ob in dem Streit um Zuständigkeiten für die Wertstofftonne Raum für ein „Gelb in Grau“-Szenario geschaffen wird. Für uns ist in jedem Fall wichtig, dass wir für die Erfassung der Wertstoffe zuständig sind. Wir sind gerne bereit, die vorsortierten Stoffströme einem Dritten zur weiteren Aufbereitung zur Verfügung zu stellen. Für den anschließenden Verwerter hätte dies unter anderem den Vorteil, dass der Stoffstrom frei von Fehlwürfen und Störstoffen ist. Wir sehen das „Gelb in Grau“-Konzept als eine ergänzende Erfassungsmöglichkeit zum Konzept der Wertstofftonne oder des Wertstoffhofs. Voraussetzung ist allerdings, dass die bis jetzt bekannten Inhalte des Wertstoffgesetzes auch umgesetzt werden.

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