Mittelfristige Entwicklung

Überkapazitäten am Abfallverbrennungsmarkt? Kommt darauf an, wie man das sieht. Der Verband der Abfallverbrenner jedenfalls hält die Diskussion für überzogen. Er geht davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage mittelfristig ausgleichen werden.

ITAD erwartet ausgeglichenen Markt für Abfallverbrennung


Die Überkapazitäten bei der Abfallverbrennung bieten nach wie vor Diskussionsstoff. Tatsächlich überstieg die verfügbare Verbrennungskapazität von Siedlungs- und Gewerbeabfällen im Jahr 2013 die tatsächlich verbrannte Abfallmenge um knapp 2 Millionen Tonnen. Was Kritiker als Überkapazität anprangern, ist für die Interessengemeinschaft Thermischer Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD) aber eine schiere Notwendigkeit. „ Bei der Interpretation dieser Zahlen darf man nicht vergessen, dass eine Zusatzkapazität von 10 Prozent für die Aufrechterhaltung der Entsorgungssicherheit notwendig ist“, erklärt ITAD-Vorstandsvorsitzende Ferdinand Kleppmann in einem Beitrag für die Berliner Abfallwirtschaftskonferenz, die vergangene Woche stattfand. „Vor diesem Hintergrund relativieren sich die Zahlen wieder.“

Die ITAD geht davon aus, dass der Markt für die thermische Behandlung von Siedlungs- und Gewerbeabfällen mittelfristig im Gleichgewicht sein wird. „Von regionalen Überkapazitäten einmal abgesehen, werden sich Angebot und Nachfrage einpendeln“, erklärt Kleppmann. Einen willkommenen Beitrag dazu leisten auch die gestiegenden Abfallimporte, unter anderem aus Großbritannien.

104 WtE-Anlagen für 24,7 Millionen Tonnen

In Deutschland gibt es aktuell 104 Waste-to-Energy-Anlagen (WtE-Anlagen). Deren Gesamtverbrennungskapazität betrug 2012 insgesamt 24,7 Millionen Tonnen. Hinzu kommen etwa 5 Millionen Tonnen Behandlungskapazität in mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen und 2,6 Millionen Tonnen Mitverbrennungskapazität in industriellen Prozessen oder Kraftwerken. Das addiert sich auf eine Gesamtkapazität von 32,3 Millionen Tonnen.

Demgegenüber stand 2012 ein Aufkommen von kommunalen Siedlungs- und Gewerbeabfällen in Höhe von 27,8 Millionen Tonnen. Hinzu kommt eine MBA-Output-Menge von 2,5 Millionen Tonnen. Alles in allem macht das 30,3 Millionen Abfälle. Diese ITAD-Zahlen werden auch von Berechnungen der MVV Umwelt gestützt, die den Siedlungs- und Gewerbeabfallmarkt untersucht hat. „Daraus resultiert eine Überkapazität bei der Behandlung von Siedlungs- und Gewerbeabfällen von exakt 2,0 Tonnen“, rechnet Kleppmann vor.

Die WtE-Anlagen bieten damit nicht nur Entsorgungssicherheit und Daseinsvorsorge, wie Kleppmann betont. Die thermische Behandlung von Restabfällen aus Haushalt, Gewerbe und Industrie sei auch ein aktiver Beitrag zum Recycling und Ressourcenschutz. Denn die Anlagen zur thermischen Verwertung von Abfällen trügen in erheblichem Maße zur Erzeugung nutzbarer Energie und zum Recycling bei. So konnte in den zurückliegenden Jahren nicht nur die Energieeffizienz gesteigert werden. Auch bei der Metallrückgewinnung aus den Verbrennungsrückständen konnten deutliche Fortschritte erzielt werden. Inzwischen würden über 90 Prozent der in Schlacken von Abfallverbrennungsanlagen enthaltenen Eisen- und Nichteisen-Metalle zurückgewonnen.

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