Reaktion auf Kapazitätsengpässe

Die Abfallverbrennungsanlagen in Deutschland sind hervorragend ausgelastet, wie eine Umfrage bestätigt. Ein großer Teil der Anlagen läuft sogar jenseits der 100 Prozent-Auslastung. Allerdings werden die Abfallimporte in diesem Jahr zurückgehen, glaubt der Betreiberverband ITAD.

ITAD: MVA-Betreiber reduzieren bereits Importe


Die Interessengemeinschaft Thermischer Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD) hat ihre Mitgliedsfirmen nach der aktuellen Auslastung der Müllverbrennungsanlagen befragt. Das Ergebnis bestätigt, was viele Marktteilnehmer seit langem berichten: Die Anlagen sind sehr gut ausgelastet. 64 Prozent der 73 befragten Müllverbrennungsanlagen beziffert die Kapazitätsauslastung mit 95 bis 100 Prozent.

Ein weiteres Drittel der Befragten berichtet sogar über eine Kapazitätsauslastung über 100 Prozent. Eine solche Auslastung kommt zustande, wenn Revisionen verschoben oder Abfälle umgesteuert werden müssen, wie die ITAD berichtet. Weitere Gründe sind niedrigere Heizwerte des Abfalls oder eine höhere Durchsatzmenge als die vereinbarte.

Rückläufige Abfallimporte

Wie die ITAD weiter erläutert, ist die Menge der thermisch behandelten Abfälle in Deutschland zwischen 2012 und 2014 nach Abzug der Abfallimporte um knapp eine Million Tonnen gestiegen. Der Verband geht davon aus, dass das Abfallaufkommen auch in den kommenden Jahren in vergleichbarer Größenordnung liegen wird.

Etwas rückläufig werden hingegen die Abfallimporte in diesem Jahr sein. Die ITAD rechnet mit einer Gesamtimportmenge von 1,08 Millionen Tonnen. Im Jahr 2015 waren es noch 1,155 Millionen Tonnen.

Dabei wird auch in diesem Jahr der größte Teil aus Großbritannien kommen. Die ITAD rechnet mit Importen aus UK in der Größenordnung von 605.000 Tonnen (2105: 545.000 Tonnen). Aus Benelux (Belgien, Niederlande und Luxemburg) werden voraussichtlich 285.000 Tonnen kommen (2015: 370.000 Tonnen).

Entwicklung unterschätzt

Laut ITAD zeigen die aktuellen Diskussionen um Entsorgungsengpässe bei bestimmten Abfällen, dass dem Thema Entsorgungssicherheit auch für Gewerbeabfälle ein immer größerer Stellenwert zukommt. „Offensichtlich haben einige Markteilnehmer die Entwicklung des nationalen Abfallaufkommens in Verbindung mit der Dynamik des europäischen Marktes unterschätzt und weiterhin auf den Spot-Markt vertraut – eine Entwicklung, die wir mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen“, sagt ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn. „Die aktuelle Entwicklung der Importmengen zeigen aber, dass unsere Mitglieder die regionale Entsorgungssicherheit sehr ernst nehmen und im Rahmen ihrer vertraglichen Möglichkeiten bereits begonnen haben, Importe zu reduzieren.“

Alle detaillierten Zahlen und Daten zu den Ergebnissen der ITAD-Umfrage sowie zur Mengenentwicklung der angefallenen Abfälle zur thermischen Behandlung sowie zu den Abfallimporten finden Sie hier.

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